"Es ist Zeit, alles zu erneuern"
Sie ist die Grande Dame des französischen Kinos und kam durch renommierte Regisseure wie Roman Polanski ("Ekel"), François Truffaut ("Die letzte Metro") und Luis Buñuel ("Belle de Jour") zu Weltruhm. Mit 72 ist Catherine Deneuve immer noch eine gefragte Schauspielerin, die in der Komödie "Das brandneue Testament" einen ungewöhnlichen Engel darstellt. Wie es sich für eine Diva gehört, verspätet sie sich um mehr als 30 Minuten und lässt sich während des Interviews auch das Rauchen nicht verbieten. Markus Tschiedert sprach mit Catherine Deneuve.
Ticket: Ist die Zeit für ein "brandneues" Testament gekommen?
Catherine Deneuve: Es ist Zeit, alles zu erneuern. Warum also nicht auch das Testament? Ich würde vieles ändern, aber ich wäre überfragt, was man am Neuen Testament verbessern könnte.
Ticket: Was würden Sie denn generell verändern, wenn Sie könnten?
Deneuve: Das ist eine große philosophische Frage. Ich würde für mehr Frieden sorgen, aber das scheint unmöglich: Seit Menschen existieren, gibt es auch Krieg.
Ticket: Als Französin muss Ihnen die gegenwärtige Zeit schlimmer als je zuvor erscheinen...
Deneuve: Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit, aber ich bin vorsichtig damit zu sagen, dass alles schlimmer geworden wäre, denn schlimm war es schon immer.
Ticket: Angenommen, Gott würde vor Ihnen stehen. Was würden Sie ihn fragen?
Deneuve: Als Katholikin ist das nur schwer vorstellbar für mich, Gott auf diese Weise anzusprechen. Ich war lange religiös, inzwischen bin ich es aber nicht mehr. Wahrscheinlich würde ich ihn dazu auffordern, tatsächlich für mehr Frieden zu sorgen.
Ticket: Warum haben Sie sich der katholischen Kirche entzogen?
Deneuve: Das kam bereits in meiner Studienzeit. Das hatte aber nichts mit Enttäuschung zu tun, sondern ich glaubte einfach nicht mehr daran, was mir als junges Mädchen erzählt wurde.
Ticket: Im Film verlieben Sie sich in einen Gorilla. Lieben Sie diesen grotesken Humor?
Deneuve: Regisseur Jaco von Dormael ist Belgier, und Belgier haben manchmal einen harschen Humor. "Das brandneue Testament" ist ernst und lustig zugleich.
Ticket: Wie würden Sie Ihren eigenen Humor beschreiben?
Deneuve: Typisch französisch, nehme ich an. Ich lasse mir gern Witze erzählen, aber ich selbst bin schlecht darin, weil ich sie schnell wieder vergessen habe.
Ticket: Hatten Sie keine Angst, sich in der Liebesszene mit dem Gorilla selbst lächerlich zu machen?
Deneuve: Was ist lächerlich daran, sich zu verlieben? Es gibt Leute, die sich in ihre Haustiere verlieben, vielleicht weil der eigene Partner selten zu Hause ist. Ich spiele im Film ja nur eine kleine Rolle, und diese Szene gehörte nun mal dazu, um meine Figur zu präsentieren. Ich fand das sehr komisch und fühlte mich nie lächerlich. Sonst hätte ich auch nicht mitgespielt.
Ticket: Würden Sie gern wie im Film wissen, an welchem Tag Sie sterben müssten?
Deneuve: Nein. Und wenn ich es wüsste, würde ich jeden Tag eine andere Antwort haben, wie ich meine restliche Zeit verbringen möchte. Heute würde ich sagen, dass ich gute Freunde treffen möchte, morgen würde ich große Reisen planen. Das würde sicherlich auch davon abhängen, wie viel Zeit man überhaupt noch zur Verfügung hätte.
Ticket: Fürchtet denn nicht jeder Mensch den Tod?
Deneuve: Nicht jeder, manche reden darüber, als wäre der Tod gar nichts – Menschen, die sich philosophisch oder religiös damit auseinandersetzen, nehme ich an. Ich selbst rede nicht über den Tod, zumindest nicht öffentlich.
Ticket: Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie im Leben erreicht haben?
Deneuve: Ich werde kein Statement darüber abgegeben, dass ich glücklich mit dem bin, was ich erreicht habe. Ich sehe das eher realistisch. Ich weiß, was ich getan habe und was ich nicht getan habe, was mir gut oder weniger gut gelungen ist. Aber darüber offen mit Leuten zu diskutieren, die ich nicht kenne, liegt mir nicht (lacht)!
von tsc
Catherine Deneuve: Es ist Zeit, alles zu erneuern. Warum also nicht auch das Testament? Ich würde vieles ändern, aber ich wäre überfragt, was man am Neuen Testament verbessern könnte.
Ticket: Was würden Sie denn generell verändern, wenn Sie könnten?
Deneuve: Das ist eine große philosophische Frage. Ich würde für mehr Frieden sorgen, aber das scheint unmöglich: Seit Menschen existieren, gibt es auch Krieg.
Ticket: Als Französin muss Ihnen die gegenwärtige Zeit schlimmer als je zuvor erscheinen...
Deneuve: Wir leben in einer sehr schwierigen Zeit, aber ich bin vorsichtig damit zu sagen, dass alles schlimmer geworden wäre, denn schlimm war es schon immer.
Ticket: Angenommen, Gott würde vor Ihnen stehen. Was würden Sie ihn fragen?
Deneuve: Als Katholikin ist das nur schwer vorstellbar für mich, Gott auf diese Weise anzusprechen. Ich war lange religiös, inzwischen bin ich es aber nicht mehr. Wahrscheinlich würde ich ihn dazu auffordern, tatsächlich für mehr Frieden zu sorgen.
Ticket: Warum haben Sie sich der katholischen Kirche entzogen?
Deneuve: Das kam bereits in meiner Studienzeit. Das hatte aber nichts mit Enttäuschung zu tun, sondern ich glaubte einfach nicht mehr daran, was mir als junges Mädchen erzählt wurde.
Ticket: Im Film verlieben Sie sich in einen Gorilla. Lieben Sie diesen grotesken Humor?
Deneuve: Regisseur Jaco von Dormael ist Belgier, und Belgier haben manchmal einen harschen Humor. "Das brandneue Testament" ist ernst und lustig zugleich.
Ticket: Wie würden Sie Ihren eigenen Humor beschreiben?
Deneuve: Typisch französisch, nehme ich an. Ich lasse mir gern Witze erzählen, aber ich selbst bin schlecht darin, weil ich sie schnell wieder vergessen habe.
Ticket: Hatten Sie keine Angst, sich in der Liebesszene mit dem Gorilla selbst lächerlich zu machen?
Deneuve: Was ist lächerlich daran, sich zu verlieben? Es gibt Leute, die sich in ihre Haustiere verlieben, vielleicht weil der eigene Partner selten zu Hause ist. Ich spiele im Film ja nur eine kleine Rolle, und diese Szene gehörte nun mal dazu, um meine Figur zu präsentieren. Ich fand das sehr komisch und fühlte mich nie lächerlich. Sonst hätte ich auch nicht mitgespielt.
Ticket: Würden Sie gern wie im Film wissen, an welchem Tag Sie sterben müssten?
Deneuve: Nein. Und wenn ich es wüsste, würde ich jeden Tag eine andere Antwort haben, wie ich meine restliche Zeit verbringen möchte. Heute würde ich sagen, dass ich gute Freunde treffen möchte, morgen würde ich große Reisen planen. Das würde sicherlich auch davon abhängen, wie viel Zeit man überhaupt noch zur Verfügung hätte.
Ticket: Fürchtet denn nicht jeder Mensch den Tod?
Deneuve: Nicht jeder, manche reden darüber, als wäre der Tod gar nichts – Menschen, die sich philosophisch oder religiös damit auseinandersetzen, nehme ich an. Ich selbst rede nicht über den Tod, zumindest nicht öffentlich.
Ticket: Sind Sie zufrieden mit dem, was Sie im Leben erreicht haben?
Deneuve: Ich werde kein Statement darüber abgegeben, dass ich glücklich mit dem bin, was ich erreicht habe. Ich sehe das eher realistisch. Ich weiß, was ich getan habe und was ich nicht getan habe, was mir gut oder weniger gut gelungen ist. Aber darüber offen mit Leuten zu diskutieren, die ich nicht kenne, liegt mir nicht (lacht)!
von tsc
am
Fr, 04. Dezember 2015