Intermediale Performance

Harald Kimmigs "Interface" in Offenburg

Harald Kimmig liefert mit seiner intermedialen Performance "Interface" starken künstlerischen Ausdruck für die Herausforderungen einer globalisierten Existenz.

OFFENBURG. Am liebsten wäre es Harald Kimmig, wenn die Zuschauer völlig unvoreingenommen und einfach neugierig zu seiner intermedialen Performance "Interface" Ende Januar im Salmen kommen würden. Denn obwohl der Tanz-, Video- und Soundperformance ein überaus komplizierter technischer Aufbau und ein geradezu philosophisch durchdachtes Konzept zugrunde liegen, soll das Publikum sich einfach den Hör- und Seheindrücken hingeben und das Kunstwerk als Ganzes auf sich wirken lassen.

Die einstündige Performance hatte Anfang Dezember im Freiburger E-Werk Premiere. Doch "jede Aufführung ist ein Unikat", betont der für die elektronischen Klänge zuständige Musiker und Programmierer Ephraim Wegner, der an der Hochschule Offenburg im "Labor Medienökologie" als künstlerisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitet.

Nur rund 80 Personen werden Platz finden im Saal, denn im Zuschauerraum wird die Tanzfläche aufgebaut, auf der sich Kimmig und der Tänzer-Choreograph Hideto Heshiki bewegen werden. Beide sind mit Bewegungssensoren ausgestattet und werden von zwei Videokameras gefilmt. Sowohl die Klänge wie auch die Bilder werden aufgenommen, in einem Interface verarbeitet und wieder zurück gespiegelt als Projektion und Sound. Und auf diese Rückspiegelungen reagieren wiederum die beiden Performer.

"Die totale Überforderung für Künstler und Publikum ist Teil des Konzepts", erläutert Kimmig, betont aber gleichzeitig, dass die technische Komplexität die ästhetische Wahrnehmung nicht dominiert. "Die Inszenierung ist auf andere Art regelrecht sparsam", die Farben sind auf Blauschattierungen, weiß und schwarz reduziert, im Prinzip sieht das Publikum einen Geiger und einen Tänzer interagieren – und wird immer wieder merken, dass mal die Aufmerksamkeit mehr auf der Videoprojektion ruht, ein andermal eher auf dem Sound oder dem Tanz. Nie lässt sich alles auf einmal erfassen, nichts lässt sich vorhersagen, nichts wirklich entscheidend beeinflussen – auch nicht von den insgesamt fünf Akteuren, die zwar aufeinander reagieren, aber immer in gegenseitiger Abhängigkeit bleiben. Ein Organismus, bei dem jeder Einfluss hat, aber niemand unabhängig ist, ein Kunst-Körper mit Auge, Ohr, Stimme, Gedächtnis, eine digital-analoge Simulation von Leben, wie es heute ist. Denn der ganze technische Aufwand ist keine Spielerei, sondern ein künstlerisches Statement, das die Abhängigkeit von digitalen Echos in einer Performance lebendig werden lässt.

Interface. 28. Januar, Offenburg, Salmen, 20 Uhr. Eintritt VVK 15 Euro (zzgl. Gebühren), Abendkasse 18,70 Euro. Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen. Link zum Trailer von "Interface": http://vimeo.com/199320645
von Juliana Eiland-Jung
am Mo, 23. Januar 2017

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