Cornelissens Kinderstück
„Heinrich der Fünfte“ in Freiburg: Die Bühne ist ein Bett
"Alle wollen König sein... bis einer heult!", so das scherzhafte Zitat aus dem Kinderstück "Heinrich der Fünfte" des flämischen Autors Ignace Cornelissen (Uraufführung 1992), das schon auf der Eintrittskarte zur diesjährigen Abschlussproduktion von neun frischgebackenen Theaterpädagogen steht. Und den Duktus der einstündigen Inszenierung von Regisseur Bernd Bosse vom Freiburger Spielraum bestens trifft, wird hier doch frei nach Motiven des Shakespeare-Klassikers eine Parabel über Macht, Gier und Gewalt erzählt, die jene dramatischen Ereignisse im 15. Jahrhundert auf ein ebenso lustiges wie eindrückliches Kinderspiel herunterbricht.
Die Bühne ist ein riesiges Bett mit kunterbunten Deckenbergen, auf dem gleich zwei französische Prinzessinnen aus Holzklötzen eine Burg bauen. Drumherum tobt Heinrich als blinde Kuh mit rosaroter Bommelmütze bei einer ausgelassenen Pyjamaparty. So schön könnte alles sein, wäre die englische Staatskasse nicht leer und der junge König kein tollkühner Grobian, der sich nun flugs fremde Gebiete einverleiben will. Dabei sind die beiden allwissenden Erzählerinnen die eigentlichen Spielleiter: Sie verteilen die Rollen, bestimmen die Regeln und liefern die Fakten. Also reist Heinrich erst einmal brav zum Puppengeschirr-Tee-Empfang von Prinzessin Katherine, deren Vater gerade im Sterben liegt. Weil die weder ihre Burg herausrücken noch den Flegel Heinrich heiraten will, folgt eins aufs andere: Belagerung und Krieg, Angst und Tod.
Dabei bleibt die Inszenierung federleicht und betont das Spiel im Spiel, das mit clownesken Übertreibungen, rasanten Rollenwechseln und Brüchen die Geschichte offen und quicklebendig hält. Die Doppel- und Dreifachbesetzungen der vier Hauptrollen schaffen zusätzlich Witz und Dynamik: So gibt es immer wieder Zoff und Diskussionen, während die Krone von einem Kopf zum anderen wandert und die Erzähler längst gewechselt haben. Deren Einschübe und die sparsamen, aber wirkungsvollen Requisiten strukturieren die unterschiedlichen Handlungsebenen.
Und auch die jungen Theaterpädagogen halten trotz anfänglicher Aufgedrehtheit famos die Spannung, indem sie so leidenschaftlich wie körperlich in die Gefühle gehen (Choreografie und Kostüme: Oliver Lange): Da wird gefoppt und geschmollt, erbittert mit Kissen und bösen Blicken gekämpft, gemeinsam gerät man in Prügellaune und Angst, wobei immer wieder der Faden verloren geht: Denn worum geht’s hier eigentlich? Um eine blöde Krone? Ein kluges Stück über Krieg und Frieden, spannend für Kinder erzählt.
– Weitere Aufführungen: 15. und 16. Januar, 20 Uhr, 17. Januar, 19 Uhr, im Spielraum, Brombergstr. 17c, Freiburg. Ab 8 Jahren. Karten unter Tel. 0761/286305. von Marion Klötzer
Die Bühne ist ein riesiges Bett mit kunterbunten Deckenbergen, auf dem gleich zwei französische Prinzessinnen aus Holzklötzen eine Burg bauen. Drumherum tobt Heinrich als blinde Kuh mit rosaroter Bommelmütze bei einer ausgelassenen Pyjamaparty. So schön könnte alles sein, wäre die englische Staatskasse nicht leer und der junge König kein tollkühner Grobian, der sich nun flugs fremde Gebiete einverleiben will. Dabei sind die beiden allwissenden Erzählerinnen die eigentlichen Spielleiter: Sie verteilen die Rollen, bestimmen die Regeln und liefern die Fakten. Also reist Heinrich erst einmal brav zum Puppengeschirr-Tee-Empfang von Prinzessin Katherine, deren Vater gerade im Sterben liegt. Weil die weder ihre Burg herausrücken noch den Flegel Heinrich heiraten will, folgt eins aufs andere: Belagerung und Krieg, Angst und Tod.
Dabei bleibt die Inszenierung federleicht und betont das Spiel im Spiel, das mit clownesken Übertreibungen, rasanten Rollenwechseln und Brüchen die Geschichte offen und quicklebendig hält. Die Doppel- und Dreifachbesetzungen der vier Hauptrollen schaffen zusätzlich Witz und Dynamik: So gibt es immer wieder Zoff und Diskussionen, während die Krone von einem Kopf zum anderen wandert und die Erzähler längst gewechselt haben. Deren Einschübe und die sparsamen, aber wirkungsvollen Requisiten strukturieren die unterschiedlichen Handlungsebenen.
Und auch die jungen Theaterpädagogen halten trotz anfänglicher Aufgedrehtheit famos die Spannung, indem sie so leidenschaftlich wie körperlich in die Gefühle gehen (Choreografie und Kostüme: Oliver Lange): Da wird gefoppt und geschmollt, erbittert mit Kissen und bösen Blicken gekämpft, gemeinsam gerät man in Prügellaune und Angst, wobei immer wieder der Faden verloren geht: Denn worum geht’s hier eigentlich? Um eine blöde Krone? Ein kluges Stück über Krieg und Frieden, spannend für Kinder erzählt.
– Weitere Aufführungen: 15. und 16. Januar, 20 Uhr, 17. Januar, 19 Uhr, im Spielraum, Brombergstr. 17c, Freiburg. Ab 8 Jahren. Karten unter Tel. 0761/286305. von Marion Klötzer
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Mo, 12. Januar 2015