"Ich bewundere Walt Disney"
Seine Karriere begann Regisseur Brad Bird (57) mit Animationsfilmen: "Der Gigant aus dem All", "Die Unglaublichen" und "Ratatouille" setzten Maßstäbe. Dass er auch beim Realfilm sein Handwerk versteht, bewies er 2011 mit dem Tom-Cruise-Actionkracher "Mission: Impossible – Phantom Protokoll". Nun folgt mit der Disney-Produktion "A World Beyond" ein weiterer Film mit echten Darstellern. Diesmal entführt George Clooney ein Mädchen in eine phantastische Parallelwelt. Markus Tschiedert sprach mit dem zweifachen Oscar-Preisträger.
Ticket: Im Original heißt Ihr neuer Film "Tomorrowland" – genauso wie ein futuristischer Themenpark in Disney World. Inwieweit diente Ihnen dieser als Inspirationsquelle?
Brad Bird: Ich gebe zu, dass ich immer ein großer Fan von dem war, was Walt Disney schon zu Lebzeiten geschaffen hat. Bestimmt hat mich das beeinflusst, aber ich habe meine eigene Interpretation davon!
Ticket: Das müssen Sie erklären...
Bird: Na ja, viele halten Disney für pure Kinderunterhaltung, aber sie liegen damit völlig falsch. Ich verbinde mit Disney ein Gefühl für die Welt der Wunder und eine Spiellust – wenn etwa Pinocchio im gleichnamigen Trickfilm von 1940 über den Meeresgrund spaziert. Bei Disney war dabei nicht immer alles leicht, so halte ich "20 000 Meilen unter dem Meer" für einen sehr düsteren Film. Ich bewundere an Disney, dass er stets bereit ist, einen Schritt weiter zu gehen, um Visionen zu verwirklichen, und mit "A World Beyond" will ich endlich zeigen, was ich mit Disney verbinde.
Ticket: Genauso wie Disney realisieren auch Sie sowohl Trick- als auch Realfilme. Worin sehen Sie den großen Unterschied?
Bird: In der Gravitation! Beim Trickfilm ist man davon völlig losgelöst, die reale Welt lässt mich als Regisseur indes spüren, dass es physische Beschränkungen gibt, denen wir alle tagtäglich ausgesetzt sind. Der Vorteil bei einem Realfilm ist natürlich die Spontanität, die sich in einem Trickfilm nur imitieren lässt.
Ticket: Und was ist der Unterschied bei Actionsequenzen?
Bird: Generell sehe ich da keinen so großen. In beiden Fällen muss man die Kameraeinstellungen so wählen, dass sowohl Bewegung als auch Emotion ins Spiel kommt. Ich bewundere Actionregisseure, die Zuschauern ein kontinuierliches Raumgefühl vermitteln können. Viele drehen nur Szenen herunter und vertrauen anschließend einem Team von Cuttern, dass die es sinnvoll aneinanderschneiden.
Ticket: "A World Beyond" soll mehr als 190 Millionen Dollar gekostet haben. Wie entscheidend ist dabei die Verpflichtung eines großen Stars wie George Clooney?
Bird: So läuft nun mal das Geschäft in Hollywood. Oft wird mit einer bestimmten Person eine Vision verknüpft, und wenn man sagen kann, man hätte diese gewonnen, weckt das die Aufmerksamkeit. Träume lassen sich nur mit Enthusiasmus und Dynamik verwirklichen, und wenn du jemand wie George an Bord hast, haben manche Leute eine bessere Vorstellung davon.
Ticket: Wie hoch ist jetzt der Erfolgsdruck?
Bird: Wenn ich mich darum sorgen würde, wäre ich gleich zum Scheitern verdammt. Wenn du versuchst, einen Film für eine Gruppe zu drehen, zu der du nicht selbst gehörst, fangen schon die Probleme an. Du kannst dir nicht vornehmen, einen Kinderfilm zu drehen, wenn du damit nichts anfangen kannst. Du musst immer den Film drehen, den du unbedingt selbst im Kino sehen möchtest. Danach kannst du nur hoffen, dass noch einige mehr deinen Film unbedingt sehen wollen.
Ticket: Planen Sie acht Jahre nach "Ratatouille" auch mal wieder einen Trickfilm?
Bird: Ich fände es toll, mich weiterhin auf beiden Gebieten zu betätigen. Ich liebe beides, weil es immer ums Geschichtenerzählen geht.
Ticket: In "A World Beyond" werden ja Real- mit Tricksequenzen so zusammengesetzt, dass man kaum noch Unterschiede sieht...
Bird: Das stimmt! Es kommt jedoch immer darauf an, wie hilfreich das ist. Wenn ich an Figuren wie Gollum aus "Der Herr der Ringe" denke, sieht es einfach phantastisch aus. Aber ich halte nichts von Realfilmen, in denen echte Darsteller wie Trickfiguren aussehen. Daraus würde ich gleich einen Animationsfilm machen – sieht einfach cooler aus!
von tsc
Brad Bird: Ich gebe zu, dass ich immer ein großer Fan von dem war, was Walt Disney schon zu Lebzeiten geschaffen hat. Bestimmt hat mich das beeinflusst, aber ich habe meine eigene Interpretation davon!
Ticket: Das müssen Sie erklären...
Bird: Na ja, viele halten Disney für pure Kinderunterhaltung, aber sie liegen damit völlig falsch. Ich verbinde mit Disney ein Gefühl für die Welt der Wunder und eine Spiellust – wenn etwa Pinocchio im gleichnamigen Trickfilm von 1940 über den Meeresgrund spaziert. Bei Disney war dabei nicht immer alles leicht, so halte ich "20 000 Meilen unter dem Meer" für einen sehr düsteren Film. Ich bewundere an Disney, dass er stets bereit ist, einen Schritt weiter zu gehen, um Visionen zu verwirklichen, und mit "A World Beyond" will ich endlich zeigen, was ich mit Disney verbinde.
Ticket: Genauso wie Disney realisieren auch Sie sowohl Trick- als auch Realfilme. Worin sehen Sie den großen Unterschied?
Bird: In der Gravitation! Beim Trickfilm ist man davon völlig losgelöst, die reale Welt lässt mich als Regisseur indes spüren, dass es physische Beschränkungen gibt, denen wir alle tagtäglich ausgesetzt sind. Der Vorteil bei einem Realfilm ist natürlich die Spontanität, die sich in einem Trickfilm nur imitieren lässt.
Ticket: Und was ist der Unterschied bei Actionsequenzen?
Bird: Generell sehe ich da keinen so großen. In beiden Fällen muss man die Kameraeinstellungen so wählen, dass sowohl Bewegung als auch Emotion ins Spiel kommt. Ich bewundere Actionregisseure, die Zuschauern ein kontinuierliches Raumgefühl vermitteln können. Viele drehen nur Szenen herunter und vertrauen anschließend einem Team von Cuttern, dass die es sinnvoll aneinanderschneiden.
Ticket: "A World Beyond" soll mehr als 190 Millionen Dollar gekostet haben. Wie entscheidend ist dabei die Verpflichtung eines großen Stars wie George Clooney?
Bird: So läuft nun mal das Geschäft in Hollywood. Oft wird mit einer bestimmten Person eine Vision verknüpft, und wenn man sagen kann, man hätte diese gewonnen, weckt das die Aufmerksamkeit. Träume lassen sich nur mit Enthusiasmus und Dynamik verwirklichen, und wenn du jemand wie George an Bord hast, haben manche Leute eine bessere Vorstellung davon.
Ticket: Wie hoch ist jetzt der Erfolgsdruck?
Bird: Wenn ich mich darum sorgen würde, wäre ich gleich zum Scheitern verdammt. Wenn du versuchst, einen Film für eine Gruppe zu drehen, zu der du nicht selbst gehörst, fangen schon die Probleme an. Du kannst dir nicht vornehmen, einen Kinderfilm zu drehen, wenn du damit nichts anfangen kannst. Du musst immer den Film drehen, den du unbedingt selbst im Kino sehen möchtest. Danach kannst du nur hoffen, dass noch einige mehr deinen Film unbedingt sehen wollen.
Ticket: Planen Sie acht Jahre nach "Ratatouille" auch mal wieder einen Trickfilm?
Bird: Ich fände es toll, mich weiterhin auf beiden Gebieten zu betätigen. Ich liebe beides, weil es immer ums Geschichtenerzählen geht.
Ticket: In "A World Beyond" werden ja Real- mit Tricksequenzen so zusammengesetzt, dass man kaum noch Unterschiede sieht...
Bird: Das stimmt! Es kommt jedoch immer darauf an, wie hilfreich das ist. Wenn ich an Figuren wie Gollum aus "Der Herr der Ringe" denke, sieht es einfach phantastisch aus. Aber ich halte nichts von Realfilmen, in denen echte Darsteller wie Trickfiguren aussehen. Daraus würde ich gleich einen Animationsfilm machen – sieht einfach cooler aus!
von tsc
am
Mi, 20. Mai 2015
A WORLD BEYOND
Regie: Brad Bird
Mit George Clooney, Hugh Laurie, Britt Robertson, Judy Greer, Kathryn Hahn und anderen
130 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Als die junge, wissenschaftlich begabte Casey (Britt Robertson) eine Anstecknadel findet, traut sie ihren Augen nicht mehr. Wenn sie die Nadel berührt, bekommt sie seltsame Visionen und landet auf unerklärliche Weise in einer Parallelwelt, die wie das Land von Morgen aussieht. Hilfe erhofft sich der Teenager von Frank Walker (George Clooney), der einst als Wunderkind gefeiert wurde und mehr zu wissen scheint...
Autor: bz