Ticket-Interview
Kai Strauss spielt beim Bluesfestival in Freiburg
Kai Strauss beim dritten Freiburger Bluesfestival. Georg Rudiger hat sich mit dem deutschen Gitarristen unterhalten über den Reiz des Einfachen, die Frikadellen der Oma und die Kommunikation auf der Bühne.
Ticket: Herr Strauss, Sie haben mit den Electric Blues Allstars eine eigene Formation. In Freiburg treten Sie mit einer Festivalband auf. Verändert das Ihr Spiel?
Strauss: Wir werden sicherlich einige Nummern spielen, die nicht in meinem normalen Repertoire sind. Die Idee ist es, eine deutsche Bluesnacht zu feiern – gemeinsam mit dem erfahrenen Pianisten Chris Rannenberg, dem jungen, hochbegabten Organisten Simon Oslender und dem Gitarristen Jimmy Reiter.
Ticket: Müssen Sie für solch einen Auftritt viel proben?
Strauss: Nein. Ich bringe ja den Schlagzeuger und den Bassisten meiner Band mit, so dass ich schon dadurch eine gewisse Sicherheit habe. Beim Blues wird generell nicht viel geprobt – vorausgesetzt, man hat Topmusiker an Bord. Alles basiert auf gewissen Grundlagen, die gute Spieler kennen. Vielleicht machen wir am Nachmittag eine Stunde Soundcheck, aber viel mehr läuft nicht an Vorbereitung.
Ticket: Und die Kommunikation auf der Bühne, wer mit dem nächsten Solo dran ist oder wie man den Schluss einer Nummer spielt, läuft dann über Blickkontakt?
Strauss: Über Blicke und kleine Zeichen. Man muss wach bleiben beim Spielen, aufeinander hören – dann braucht es nicht viel an Verständigung. Allein am Gesang höre ich schon, wohin es gehen soll.
Ticket: Sie haben mit Jimmy Reiter und Ihnen zwei Gitarristen in der Band und mit Simon Oslender und Chris Rannenberg zwei Keyboarder dabei. Wie ist die Rollenverteilung?
Strauss: Das ändert sich im Laufe des Abends. Derjenige, der das Stück singt oder instrumental führt, teilt die Soli ein. Bei so tollen Musikern kann man sich die Bälle zuspielen. Da kann sich auch mal ein Solo zwischen mir und Jimmy hochschaukeln, ohne dass jeder zeigen muss, was er alles kann. So ein Gitarrengespräch macht viel Spaß.
Ticket: Der 18-jährige Oslender gilt an der Hammond-Orgel als enormes Talent. Was schätzen Sie an ihm?
Strauss: Persönlich kennen wir uns kaum – ich habe nur einmal auf einer Session mit ihm zusammengespielt. Aber ein paar Videos habe ich schon gesehen von ihm. Er bringt eine unglaubliche Leidenschaft mit und wird seinen Weg gehen.
Ticket: Was gefällt Ihnen am Blues?
Strauss: Ich habe die Musik als Teenager entdeckt. Warum mir die Musik gefällt, habe ich mich gar nicht gefragt. Der Blues hat bei mir sofort einen Nerv getroffen. Alle anderen haben von Nena geschwärmt oder von Falco – ich habe Albert King gehört, Johnny Winter oder Stevie Ray Vaughan. Die Musik hat eher mich gefunden als umgekehrt.
Ticket: Durch das Bluesschema ist dieser Stil ziemlich festgelegt. Schränkt Sie ein als Musiker?
Strauss: Nein, überhaupt nicht. Zum einen ist es immer eine Herausforderung, aus wenigen Bausteinen viel zu machen. Zum anderen ist der Blues gar nicht so eingeschränkt. Blues muss nicht immer in den drei Akkorden und den zwölf Takten ablaufen. Essen muss übrigens auch nicht kompliziert sein, um super zu schmecken, im Gegenteil: Die Frikadellen meiner Oma haben mir besser geschmeckt als manches Sieben-Gänge-Menü. Aus dem Einfachen etwas ganz Besonderes zu entwickeln. Der Blues deckt auch alle emotionalen Ebenen ab. Blues kann sanft sein, aber auch aggressiv, laut und leise. Ich kann mich damit ausdrücken – besser, als in jeder anderen Musik.
Ticket: Das Freiburger Bluesfestival findet erst zum dritten Mal statt. Sie waren bereits 2015 dabei. Wie schätzen Sie das Festival ein innerhalb der deutschen Bluesszene?
Strauss: Ich glaube, da kann sich etwas ganz Besonderes entwickeln. Letztes Jahr hat es mir unglaublich Spaß gemacht. Es war eine große Ehre für mich, mit den US-Größen Lurrie Bell und Matthew Skoller zu spielen. Mir gefällt auch dieser Ansatz, deutsche Bluesmusiker stärker einzubinden als in anderen Festivals hierzulande. Es ja ganz lustig, dass es mit Tino Gonzales einen amerikanischen Musiker gebraucht hat, um das zu initiieren. Den Festivalmachern Tino Gonzales und Hermann Sumser muss man auf die Schulter klopfen. von ruge
Strauss: Wir werden sicherlich einige Nummern spielen, die nicht in meinem normalen Repertoire sind. Die Idee ist es, eine deutsche Bluesnacht zu feiern – gemeinsam mit dem erfahrenen Pianisten Chris Rannenberg, dem jungen, hochbegabten Organisten Simon Oslender und dem Gitarristen Jimmy Reiter.
Ticket: Müssen Sie für solch einen Auftritt viel proben?
Strauss: Nein. Ich bringe ja den Schlagzeuger und den Bassisten meiner Band mit, so dass ich schon dadurch eine gewisse Sicherheit habe. Beim Blues wird generell nicht viel geprobt – vorausgesetzt, man hat Topmusiker an Bord. Alles basiert auf gewissen Grundlagen, die gute Spieler kennen. Vielleicht machen wir am Nachmittag eine Stunde Soundcheck, aber viel mehr läuft nicht an Vorbereitung.
Ticket: Und die Kommunikation auf der Bühne, wer mit dem nächsten Solo dran ist oder wie man den Schluss einer Nummer spielt, läuft dann über Blickkontakt?
Strauss: Über Blicke und kleine Zeichen. Man muss wach bleiben beim Spielen, aufeinander hören – dann braucht es nicht viel an Verständigung. Allein am Gesang höre ich schon, wohin es gehen soll.
Ticket: Sie haben mit Jimmy Reiter und Ihnen zwei Gitarristen in der Band und mit Simon Oslender und Chris Rannenberg zwei Keyboarder dabei. Wie ist die Rollenverteilung?
Strauss: Das ändert sich im Laufe des Abends. Derjenige, der das Stück singt oder instrumental führt, teilt die Soli ein. Bei so tollen Musikern kann man sich die Bälle zuspielen. Da kann sich auch mal ein Solo zwischen mir und Jimmy hochschaukeln, ohne dass jeder zeigen muss, was er alles kann. So ein Gitarrengespräch macht viel Spaß.
Ticket: Der 18-jährige Oslender gilt an der Hammond-Orgel als enormes Talent. Was schätzen Sie an ihm?
Strauss: Persönlich kennen wir uns kaum – ich habe nur einmal auf einer Session mit ihm zusammengespielt. Aber ein paar Videos habe ich schon gesehen von ihm. Er bringt eine unglaubliche Leidenschaft mit und wird seinen Weg gehen.
Ticket: Was gefällt Ihnen am Blues?
Strauss: Ich habe die Musik als Teenager entdeckt. Warum mir die Musik gefällt, habe ich mich gar nicht gefragt. Der Blues hat bei mir sofort einen Nerv getroffen. Alle anderen haben von Nena geschwärmt oder von Falco – ich habe Albert King gehört, Johnny Winter oder Stevie Ray Vaughan. Die Musik hat eher mich gefunden als umgekehrt.
Ticket: Durch das Bluesschema ist dieser Stil ziemlich festgelegt. Schränkt Sie ein als Musiker?
Strauss: Nein, überhaupt nicht. Zum einen ist es immer eine Herausforderung, aus wenigen Bausteinen viel zu machen. Zum anderen ist der Blues gar nicht so eingeschränkt. Blues muss nicht immer in den drei Akkorden und den zwölf Takten ablaufen. Essen muss übrigens auch nicht kompliziert sein, um super zu schmecken, im Gegenteil: Die Frikadellen meiner Oma haben mir besser geschmeckt als manches Sieben-Gänge-Menü. Aus dem Einfachen etwas ganz Besonderes zu entwickeln. Der Blues deckt auch alle emotionalen Ebenen ab. Blues kann sanft sein, aber auch aggressiv, laut und leise. Ich kann mich damit ausdrücken – besser, als in jeder anderen Musik.
Ticket: Das Freiburger Bluesfestival findet erst zum dritten Mal statt. Sie waren bereits 2015 dabei. Wie schätzen Sie das Festival ein innerhalb der deutschen Bluesszene?
Strauss: Ich glaube, da kann sich etwas ganz Besonderes entwickeln. Letztes Jahr hat es mir unglaublich Spaß gemacht. Es war eine große Ehre für mich, mit den US-Größen Lurrie Bell und Matthew Skoller zu spielen. Mir gefällt auch dieser Ansatz, deutsche Bluesmusiker stärker einzubinden als in anderen Festivals hierzulande. Es ja ganz lustig, dass es mit Tino Gonzales einen amerikanischen Musiker gebraucht hat, um das zu initiieren. Den Festivalmachern Tino Gonzales und Hermann Sumser muss man auf die Schulter klopfen. von ruge
am
Fr, 21. Oktober 2016