Klack: Hals- und Beinbruch

Hochseilpark Ostwald: Auf 20 Meter Höhe die Balance finden.

K örperbeherrschung, Gleichgewichtssinn, Wagemut: drei Eigenschaften, die für Hochseilparks unerlässlich sind - und wer sie nicht hat, kann sie dort trainieren. Hochseilparks sind derzeit in der Regio schwer im Kommen. In einem Hochseilpark geht es darum, über Seile und Hängebrücken zu balancieren, die Schwierigkeitsgrade sind zum Teil haarsträubend. Das macht's spannend.

Im elsässischen Städtchen Ostwald, fünf Minuten von Straßburgs Stadtmitte entfernt, gibt es mitten im Wald einen Hochseilpark. Es gibt viele gute Gründe einen weiten Bogen um diesen Wald zu machen. Auch anderswo kann man die Natur erleben, frische Luft schnappen, sich die Beine vertreten und unter freiem Himmel wunderbar picknicken. Ohne sich in die Gefahr zu bringen, Leib und Leben aufs Spiel zu setzen und blöden Gedanken nachzuhängen, ob man jetzt ein Feigling ist, wenn man da nicht hochkraxelt. Aber mal ehrlich, wer wollte sich diese XXL-Packung Adrenalin entgehen lassen? Wer will es wirklich missen, dieses Gefühl, über den eigenen Schatten gesprungen zu sein? Und diesen Sprung auf 20 Meter Höhe vollbracht zu haben.

Der Natura Parc ist ja kein x-beliebiger Park, wo man sich mal die Haxen vertreten kann. Das Abenteuer wartet über dem Abgrund. In den teils morastigen Eichen- und Buchenwald (die Ill fließt nur 100 Meter entfernt vorbei) trainieren Feuerwehrmänner, Gendarmen und Soldaten für den Ernstfall. Auch Kletterfreaks finden hier ihren Thrill. Aber auch ganze Familienverbände tauchen auf.

1,30 Meter groß muss man schon sein

"Wir sind ein Familienpark", sagt der Chef Yves Specht - und darum gibt es Parcours für Anfänger, für Fortgeschrittene, für Mutige und für Leute, die Jean-Claude van Damme zum Vorbild haben. Einzige Bedingung: Die Kletterer sollten schon 1,30 Meter groß sein, dann können sie rauf. Wer zu klein ist, hat kurze Arme und kann sich nicht richtig absichern - und Sicherheit geht nun mal vor. Das Thema Sicherheit zieht sich wie ein rotes Stahlseil durch den ganzen Park.

Seit April 2004 gibt es nun diesen Park, und bereits im ersten Jahr kamen 16 000 Besucher in den "Parc acrobatique forestier". Bei der Einweisung durch die Natura-Parc-Mitarbeiter bekommen es die Besucher eingehämmert, dass sie nie ohne doppelte Absicherung aufs Seil dürfen. "Es muss klack machen". "Ich will das Klack hören!" "Nicht angeschlossen? Das möchte ich nie, nie, nie sehen!" - so wird's (auch auf Deutsch) rauf und runter gebetet. "Klack" machen die Karabiner, und sind an der roten Lebenslinie - einem Stahlseil - festzumachen. Zwei Stahlseile geben Halt, dann geht's los. Auch der längste Marsch beginnt mit einem Schritt. Dieser erste Schritt ist der schwierigste, mit oder ohne Höhenangst.

Das 2,5 Hektar große Waldstück ist wie ein Spinnennetz mit Stahlseilen durchzogen, von einem Baum zum nächsten, aber auf unterschiedlichen Höhenniveaus. Die Kunst ist es, von einem Baum zum nächsten zu gelangen. Es gibt ganz einfache Wege, über hölzerne Hängebrücken zum Beispiel. Schwieriger wird's, wenn man über lange, schmale Baumstämme balancieren muss, die auch noch hin und her schaukeln. Je nervöser der Tritt, desto mehr wackelt's - und je mehr es wackelt, desto nervöser wird man . . . Auch der Gang über die fünf Holzstelen, jede ungefähr vier Meter hoch, ist keine Sache, die man mal so mit links macht. Am einfachsten sind die Seilbahnen, wo sich zum Höhenrausch noch der Rausch der Geschwindigkeit gesellt. Specht und Co haben 120 "Ateliers" in allen Schwierigkeitsgraden ausbaldowert, wo die Besucher sich (theoretisch) alle Knochen brechen können.

Kurz vor Vollendung steht die "schwarze Tour". 25 Meter über der Erde sind Seile zwischen den Baumriesen gespannt. Jean-Claude van Damme würde da wahrscheinlich seinen Stuntman hochschicken.

Pascal Cames

am Fr, 04. November 2005

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