Das Korkenzieher-Museum in Burkheim zeigt über 1200 Exemplare

Statistisch gesehen gibt es wohl in jedem badischen Haushalt einen Korkenzieher. Anita und Bernhard Maurer fallen da völlig aus der Reihe. In ihrem rund 350 Jahre alten und sehr stilvoll renovierten Fachwerkhaus in der historischen Burkheimer Mittelstadt sind über 1200 zu finden. Rund die Hälfte davon wird in einem kleinen 40 Quadratmeter großen Museum im hinteren Teil des Gebäudes gezeigt. Es ist das einzige Korkenzieher-Museum in ganz Baden-Württemberg.

Korkenzieher-verrückt ist Bernhard Maurer keineswegs. Eher schon ein leidenschaftlicher Sammler. Während seiner Ausbildung zum Grafikdesigner an der Kunstschule in Konstanz sammelte er zu Beginn der 1970er-Jahre zunächst Emailschilder. "Doch nach 200 wurde der Platz zu klein", erinnert er sich. Während eines Ausflugs an den Genfer See entdeckte er im Schaufenster eines Antiquitätenladens seltene Korkenzieher. "Das hat etwas mit Wein und damit mit dem Kaiserstuhl zu tun", dachte er. Für fünf Franken kaufte er einen Tag später das erste Exemplar seiner Sammlung und wieder 24 Stunden später die nächsten drei. Als er auf Flohmärkten am Kaiserstuhl nicht mehr fündig wurde, suchte er in Frankreich. Kurze Zeit später fand er in Schottland einen Korkenzieher-Händler, und als das Internet kam, erwarb er über Ebay seltene Exemplare weltweit.


Zufällig erfuhr er auch von Korkenzieher-Versteigerungen des Auktionshauses Christie’s in London. 2002 erwarb er dort seinen ersten erotischen Korkenzieher, ein sogenanntes "Damenbein", gefertigt um 1900. Die teuersten Exemplare kosteten in London bis zu 15 000 Pfund. 20 bis 30 Euro gab Maurer im Schnitt für einen Korkenzieher aus. Bei einem Juwelier in Hamburg entdeckte er jedoch ein Stück, das auch ihm damals 1000 Mark wert war – ein Korkenzieher, mit dem Parfümflaschen geöffnet werden.

Wer glaubt, es gibt nur Korkenzieher für Weinflaschen, der irrt gewaltig. Auch Whisky-, Bier-, Wasser-, Medizin- und eben Parfümfläschchen wollen schließlich geöffnet werden. Neben den Standardexemplaren sind mechanische, elektrische, Fass-, Reise-, Werbe-, Luftdruck- und Restaurantkorkenzieher auf dem Markt. Und figürliche, die eher zum Anschauen denn zum Öffnen einer Flasche hergestellt wurden. "Die aber", sagt Maurer, "finden bei meinen Gästen oft die größte Aufmerksamkeit."


Im Korkenzieher-Museum in Burkheim wird viel gelacht. Vor allem bei der Peep-Show. Hinter einer roten Wand hat der 66-jährige Burkheimer seine erotischen Korkenzieher "versteckt". Wer sie anschauen will, muss durch Peep-Löcher blicken.

Auf die Idee, seine Sammlung öffentlich zu zeigen, kam Maurer eher zufällig. Vogtsburgs früherer Bürgermeister Gabriel Schweizer fragte ihn 2003, ob er zur Eröffnung des sanierten Burkheimer Rathauses dort seine Korkenzieher ausstellen würde. Weil Maurer der Aufwand dafür zu groß war, richtete er lieber im eigenen Haus ein kleines Museum ein. Bald wurden die Medien darauf aufmerksam, bis ins französische und belgische Fernsehen hat es Maurer mit seinem Kleinod geschafft. 2012 widmete ihm ein Hamburger Verlag unter dem Namen "Plopp" sogar ein eigenes Buch.

Heute kauft Maurer nur noch selten Korkenzieher. "Ich habe kaum noch Zeit, auf Flohmärkte zu gehen." Dafür führt er viele Gruppen durch sein kleines Museum, "was mir viel Spaß macht". 5000 Besucher zählt er in etwa jährlich, vom italienischen Ferrari-Club bis zu Schwarzwälder Landfrauen. Vor Kurzem hat der sympathische Kaiserstühler einen eigenen Korkenzieher entworfen, "den kleinen Kaiserstuhl". Er ist wie vieles andere rund um den Wein in einem kleinen dem Museum angegliederten Ladengeschäft sowie im Internet über Maurers "Kaiserstuhl-Shop" erhältlich. Nicht zu kaufen gibt es darin jedoch Maurers persönliches Lieblingsstück: ein "Damenbein" mit Elfenbeingriff und 18 Karat Goldverzierungen. Es ist aber im Museum zu sehen.

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von Gerold Zink