Kurze Nacht, lange Saison
D unkel und still ist es auf der Rückfahrt im Reisebus, nur leise tönt Tina Turners "Simply the Best" aus den kleinen Boxen. Schlafenszeit. Der Einzige, der von Zeit zu Zeit Laut gibt, ist Armin, Busfahrer des Hartheimer Busunternehmens Rast. Ob Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke, lustige Anekdoten oder die genaue Position des Busses - Armin informiert seine Reisegesellschaft über alles, was ihm interessant erscheint. Zuhören kann kaum noch jemand: Der Tagesausflug nach Rothenburg ob der Tauber war lang und anstrengend.
Zehn Stunden früher: 6.30 Uhr, Karlsplatz, Freiburg, erster Advent: Wer mit dem Reisebus zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte will, muss Frühaufsteher sein. Ich bin keiner - um fünf Uhr stehe ich sonntags nicht auf. Die kurze Nacht spiegelt sich allerdings auch in den Gesichtern der Mitreisenden, 16 müde Augenpaare gucken durch mich durch, ich höre ein gemurmeltes "Guten Morgen". Und trotzdem: Die Freude auf den bevorstehenden Ausflug ins Fränkische kann ich deutlich sehen.
Weit hinten im Bus sitzen Jessica (12) und Aileen (9). Sie verdanken diese Tagesreise der Weihnachtsmarkt-Begeisterung ihrer Oma. "Ich fahre seit Jahren regelmäßig auf die schönsten Weihnachtsmärkte. In Rothenburg war ich auch schon - allerdings ist das schon lange her!", erzählt die gut aussehende, ältere Dame. Vier Stunden noch müssen wir warten - so lange dauert die Fahrt von Freiburg nach Rothenburg etwa.
10.30 Uhr - wir sind da und ziehen, einem Pilgerstrom gleich, dick eingepackt, Kamera und Geldbeutel im Anschlag, durch das Stadttor. Es geht vorbei an malerischen Fachwerkhäuschen Richtung Altstadt. Im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört, wurde die Stadt dank finanzieller Unterstützung aus dem In-und Ausland wieder im altem Stil aufgebaut. Die Stadt hat Charme. "Rothenburg ist wirklich eine romantische Stadt - die kleinen Häuser und die verwinkelten Gassen sind einfach zu schön", schwärmt eine Mitreisende. Ihre Augen leuchten.
Umkränzte Türen, funkelnde Lichterketten und rote Schleifen säumen die Straße - Rothenburg ist in der Adventszeit noch romantischer. Langsam schleicht sie sich an, die Weihnachtsstimmung, auch bei mir. In den Gassen der Altstadt, rund um das Rathaus und den Marktplatz herum, stehen kleine, bunt geschmückte Buden: Jessica und Aileen kämpfen sich systematisch durch gebrannte Mandeln, Bratwürste und Crêpes. Aileen ist begeistert: "Ich habe eine mit Apfelmus, Banane und Zimtzucker gegessen - und es war so lecker!"
In den tiefen Regalen der vielen, kleinen Geschäfte der Altstadt werden auch die Älteren fündig: zierliche Engel in zarten Kleidchen mit Flügeln aus Federn, bunt bemalte oder mit Strass verzierte Christbaumkugeln und bestickte Tischdecken in Sternform. Welche Weihnachtsdekoration es auch immer sein soll - in Rothenburg gibt es sie. Aileen und ihre Schwester haben hier zugeschlagen - die Weihnachtseinkäufe (und sogar ein Muttertagsgeschenk!) für Mama, Papa und den Patenonkel sind größtenteils erledigt. Nach dem tausendsten Engel, der zehntausendsten Christbaumkugel kann ich nicht mehr. Mir reicht es erst einmal, ich gönne mir eine kurze Pause am Glühweinstand.
Am Stehtisch zur Linken bemüht sich eine Gruppe angetrunkener italienischer Touristen, die traditionelle Weihnachtsbeschallung zu übertönen, indem sie aus voller Kehle "Azzuro" singen. Zur Rechten erteilt Jürgen seiner Freundin Martina - das Pärchen stammt offenkundig aus dem Ruhrgebiet - den guten Ratschlag, den Glühwein nicht mit dem Strohhalm zu trinken, sie würde sonst so enden wie die Italiener. Mit dem warmen Glühwein im Magen schlendere ich durch die Gänge des Käthe-Wohlfahrt-Weihnachtsdorfes. Nach Pyramiden, Kerzenständern, bunten Kugeln und kleinen Figuren bin ich froh, als das Schild endlich "Ausgang" verheißt. Weihnachten in dieser konzentrierten Form ist nicht für jeden ein Genuss. Dennoch: Das Weihnachtsdorf ist ganzjährig geöffnet. "Besucher kommen immer. Natürlich sind es im Frühling deutlich weniger - aber sie kommen", erklärt mir eine Verkäuferin. Ein Mikrokosmos. Eine Welt für sich.
Um 15 Uhr tun den Mädchen die Füße weh, und ich bin völlig durchgefroren. Gesehen haben wir alles. Warten müssen Jessica und ihre Schwester wie alle Rast-Reisenden aber noch eine Weile: Armin fährt uns erst um 16.30 Uhr zurück. Dahin, wo nicht an 365 Tagen im Jahr Weihnachten ist.
Mia Grofe
Weihnachtsmarkt in Rothenburg ob der Tauber, 25. Nov. bis 23. Dez.,
Info: [TEL] 09861/404-800;
weitere Weihnachtsmarktziele von Rast sind in den kommenden Wochen
Michelstadt (4. Dez.), Colmar (2. und
18. Dez.), Nürnberg (3. und 17. Dez.), München (3., 10. und 17. Dez.); Infos unter
[TEL] 07633/92620 oder http://www.rast-reisen.de
Zehn Stunden früher: 6.30 Uhr, Karlsplatz, Freiburg, erster Advent: Wer mit dem Reisebus zu einem der schönsten Weihnachtsmärkte will, muss Frühaufsteher sein. Ich bin keiner - um fünf Uhr stehe ich sonntags nicht auf. Die kurze Nacht spiegelt sich allerdings auch in den Gesichtern der Mitreisenden, 16 müde Augenpaare gucken durch mich durch, ich höre ein gemurmeltes "Guten Morgen". Und trotzdem: Die Freude auf den bevorstehenden Ausflug ins Fränkische kann ich deutlich sehen.
Weit hinten im Bus sitzen Jessica (12) und Aileen (9). Sie verdanken diese Tagesreise der Weihnachtsmarkt-Begeisterung ihrer Oma. "Ich fahre seit Jahren regelmäßig auf die schönsten Weihnachtsmärkte. In Rothenburg war ich auch schon - allerdings ist das schon lange her!", erzählt die gut aussehende, ältere Dame. Vier Stunden noch müssen wir warten - so lange dauert die Fahrt von Freiburg nach Rothenburg etwa.
10.30 Uhr - wir sind da und ziehen, einem Pilgerstrom gleich, dick eingepackt, Kamera und Geldbeutel im Anschlag, durch das Stadttor. Es geht vorbei an malerischen Fachwerkhäuschen Richtung Altstadt. Im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört, wurde die Stadt dank finanzieller Unterstützung aus dem In-und Ausland wieder im altem Stil aufgebaut. Die Stadt hat Charme. "Rothenburg ist wirklich eine romantische Stadt - die kleinen Häuser und die verwinkelten Gassen sind einfach zu schön", schwärmt eine Mitreisende. Ihre Augen leuchten.
Umkränzte Türen, funkelnde Lichterketten und rote Schleifen säumen die Straße - Rothenburg ist in der Adventszeit noch romantischer. Langsam schleicht sie sich an, die Weihnachtsstimmung, auch bei mir. In den Gassen der Altstadt, rund um das Rathaus und den Marktplatz herum, stehen kleine, bunt geschmückte Buden: Jessica und Aileen kämpfen sich systematisch durch gebrannte Mandeln, Bratwürste und Crêpes. Aileen ist begeistert: "Ich habe eine mit Apfelmus, Banane und Zimtzucker gegessen - und es war so lecker!"
In den tiefen Regalen der vielen, kleinen Geschäfte der Altstadt werden auch die Älteren fündig: zierliche Engel in zarten Kleidchen mit Flügeln aus Federn, bunt bemalte oder mit Strass verzierte Christbaumkugeln und bestickte Tischdecken in Sternform. Welche Weihnachtsdekoration es auch immer sein soll - in Rothenburg gibt es sie. Aileen und ihre Schwester haben hier zugeschlagen - die Weihnachtseinkäufe (und sogar ein Muttertagsgeschenk!) für Mama, Papa und den Patenonkel sind größtenteils erledigt. Nach dem tausendsten Engel, der zehntausendsten Christbaumkugel kann ich nicht mehr. Mir reicht es erst einmal, ich gönne mir eine kurze Pause am Glühweinstand.
Am Stehtisch zur Linken bemüht sich eine Gruppe angetrunkener italienischer Touristen, die traditionelle Weihnachtsbeschallung zu übertönen, indem sie aus voller Kehle "Azzuro" singen. Zur Rechten erteilt Jürgen seiner Freundin Martina - das Pärchen stammt offenkundig aus dem Ruhrgebiet - den guten Ratschlag, den Glühwein nicht mit dem Strohhalm zu trinken, sie würde sonst so enden wie die Italiener. Mit dem warmen Glühwein im Magen schlendere ich durch die Gänge des Käthe-Wohlfahrt-Weihnachtsdorfes. Nach Pyramiden, Kerzenständern, bunten Kugeln und kleinen Figuren bin ich froh, als das Schild endlich "Ausgang" verheißt. Weihnachten in dieser konzentrierten Form ist nicht für jeden ein Genuss. Dennoch: Das Weihnachtsdorf ist ganzjährig geöffnet. "Besucher kommen immer. Natürlich sind es im Frühling deutlich weniger - aber sie kommen", erklärt mir eine Verkäuferin. Ein Mikrokosmos. Eine Welt für sich.
Um 15 Uhr tun den Mädchen die Füße weh, und ich bin völlig durchgefroren. Gesehen haben wir alles. Warten müssen Jessica und ihre Schwester wie alle Rast-Reisenden aber noch eine Weile: Armin fährt uns erst um 16.30 Uhr zurück. Dahin, wo nicht an 365 Tagen im Jahr Weihnachten ist.
Mia Grofe
Weihnachtsmarkt in Rothenburg ob der Tauber, 25. Nov. bis 23. Dez.,
Info: [TEL] 09861/404-800;
weitere Weihnachtsmarktziele von Rast sind in den kommenden Wochen
Michelstadt (4. Dez.), Colmar (2. und
18. Dez.), Nürnberg (3. und 17. Dez.), München (3., 10. und 17. Dez.); Infos unter
[TEL] 07633/92620 oder http://www.rast-reisen.de
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Fr, 02. Dezember 2005