Lebkuchen in der Bahnhofshalle

Zürich hat den größten Indoor-Weihnachtsmarkt Europas.

N ach Superlativen zu jagen ist eine etwas unschöne Erscheinung unserer Zeit. Das beste Auto, der angesagteste Urlaubsort, die modischste Kleidung - etwas ganz Besonderes zu tun oder unser Eigen zu nennen ist oft der größte Wunsch. Der Zürcher Christkindli-Markt ist ein Superlativ - allerdings einer mit Gehalt. Ein positiver Superlativ sozusagen: Er ist der größte Christkindli-Markt der Schweiz und der größte Indoor-Weihnachtsmarkt Europas. Kunststück: Er hat seinen Platz in der großen Halle des Zürcher Hauptbahnhofs.

Die Größe allein erklärt allerdings nicht die Faszination, die der Christkindli-Markt für Erwachsene und Kinder besitzt. Die leuchtenden Augen der Besucher beschreiben das Gefühl besser, als ein größen- oder zahlenmäßiger Superlativ es je könnte. Denn bei Weihnachtsmärkten soll es um weit mehr gehen als um nackte Zahlen: um die Düfte und Impressionen, um die Atmosphäre, die den Menschen die bevorstehende Weihnacht ein wenig näher bringen und langsam auf das Fest einstimmen soll.

Bis vor 13 Jahren mussten die Zürcher ohne einen eigenen Weihnachtsmarkt auskommen, erst seit diesem Zeitpunkt gibt es den Christkindli-Markt in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofes. Vom 25. November bis 24. Dezember glitzern und funkeln in der Shop-Ville-Rail-City im Herzen Zürichs einmal mehr rund 160 Markthäuschen.

Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge

An jeder Ecke riecht es hier nach Weihnachten: Maroni, Lebkuchen und gebrannte Mandeln, Glühwein und Zuckerwatte laden zu einer gemütlichen Auszeit während des Geschenkekaufens ein. Der 15 Meter hohe, mit fast 6000 Kristallornamenten geschmückte Weihnachtsbaum und die fünf Meter hohe Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge überragen den gesamten Christkindli-Markt. Beeindruckend: Diese Pyramide wurde in Seiffen, dem Zentrum der Holzschnitzerkunst im Erzgebirge, extra für den Weihnachtsmarkt in Zürich zusammengestellt. Weitere Höhepunkte des Christkindli-Markts: ein originales Emmentaler Stöckli (ein Holzhäusle, in dem Emmentaler Spezialitäten wie Käse oder Holzschnitzereien verkauft werden), das Märli-Zelt mit seinem riesigen Lichterhimmel, in dem sich Kinder von vier Jahren an mit dem Stück "Mit Pfyffe und Trumpeete" in eine märchenhafte Welt träumen können.

Weihnachtlich glänzt aber längst nicht nur der Christkindli-Markt - auch das übrige Zürich hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten: Nur eine Minute vom Hauptbahnhof entfernt lädt "Live on Ice", ein öffentliches Kunsteisfeld mit sorgsam abgestimmter Beleuchtung, dazu ein, ein paar Runden zu drehen. Oder auch, es sich einfach in der Ice Bar oder der Zermatter Chässtube nebenan gut gehen zu lassen. Einen Eintrag im vorweihnachtlichen Kalender ist sicherlich das Lichterschwimmen am 16. Dezember wert: 800 Kerzenschiffchen werden vor dem Stadthaus auf eine Reise auf der Limmat geschickt und tauchen den Fluss samt Ufer in warmes Kerzenlicht.

Natürlich ist nicht nur Zürich in Weihnachtsstimmung - auch in der umliegenden Region weihnachtet es sehr. So will zum Beispiel der Winterthurer Weihnachtsmarkt seine Besucher vom 1. bis 22. Dezember mit rund 100 hübsch geschmückten Holzhäuschen bezaubern. Die historische Altstadt beherbergt den Wiehnachtsmärt, auf dem sich in diesem Jahr das Gastland Liechtenstein von seiner schönsten, nämlich der weihnachtlichen Seite präsentiert. Ein weitere Etappe auf der Suche nach Glühwein und Co in der Adventszeit: die Region Einsiedeln. Auch hier findet vom 26. November bis zum 4. Dezember ein Weihnachtsmarkt der Superlative statt - es ist der größte der Zentralschweiz. Ein besonderes Highlight in Einsiedeln: das Diorama Bethlehem. Es zeigt die Weihnachtsgeschichte mit mehr als 450 Figuren und gilt als die größte Krippe der Welt. Was wiederum belegt, dass die Jagd nach Superlativen nicht unbedingt negativ sein muss.

Mia Grofe

am Fr, 25. November 2005

Badens beste Erlebnisse