Kino-Interview

Luc Besson über sein Herzensprojekt, die Comicverfilmung„Valerian“

TICKET-INTERVIEW: Regisseur Luc Besson über sein Herzensprojekt, die Comicverfilmung "Valerian".

Er ist der größte Filmmogul Frankreichs, sprengte mit eigenen Regiewerken wie "Im Rausch der Tiefe" und "Léon, der Profi" die Kassen und produzierte erfolgreiche Kinoserien wie "Transformers" und "96 Hours". Luc Besson, 1959 in Paris geboren, begann schon als Jugendlicher, Drehbücher zu schreiben. Nun meldet er sich mit seiner aufwändigsten Produktion zurück: "Valerian – Die Stadt der tausend Planeten" nach dem Comic von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières. Markus Tschiedert traf Luc Besson zum Interview.

Ticket: Sie hatten schon lange den Traum, diesen Comic zu verfilmen.
Luc Besson: Als ich zehn Jahre alt war, brachte mir mein Vater immer die Comichefte von Pilote mit – und darin waren zwei Seiten von "Valerian". Man darf nicht vergessen, dass es damals weder Internet noch Videogames gab! Für mich waren die beiden bunten Seiten die einzige Möglichkeit, der Realität zu entfliehen. Die weibliche Hauptfigur Laureline wurde die erste Liebe meines Lebens – und das mit zehn! Dennoch hatte ich nie daran gedacht, einen Film daraus machen zu wollen.
Ticket: Wann kam Ihnen diese Idee?
Besson: Als ich bei "Das fünfte Element" mit Jean-Claude Mézières zusammenarbeitete, dem Grafikdesigner von "Valerian", fragte er mich eines Tages: "Du bist doch Fan von Valerian, warum drehst du dann Das fünfte Element? Ich ging nach Hause stöberte nochmal in den Comics. Dann ging ich zu ihm und sagte: "Weil es unmöglich ist, diesen Comic zu verfilmen!" Vor 20 Jahren stimmte das auch, denn die Technologie war noch nicht so weit. Vor zehn Jahren kaufte ich schließlich die Rechte und sagte zu Mézières: "Ich versuche es, aber setze mich nicht unter Druck, denn es wird ein langer Prozess werden."
Ticket: Die letzten sieben Jahre saßen Sie dann an "Valerian"...
Besson: Damals fing ich mit dem ersten Drehbuchentwurf an, aber es folgten weitere, und insgesamt war ich drei bis vier Jahre nur mit dem Drehbuch beschäftigt. Danach heuerte ich Designer für die visuelle Umsetzung an, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wo wir hinwollen. Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich gut gerüstet fühlte, den Film endlich zu drehen. Doch dann kam "Avatar" ins Kino, und ich warf alle Entwürfe in den Müll. Sie waren nicht mehr gut genug. Also fing ich wieder von vorn an. Vielen Dank, James Cameron!
Ticket: Ist das sarkastisch gemeint?
Besson: Gar nicht! Ich bin glücklich darüber, dass wir uns nochmal richtig angestrengt haben. Geändert haben wir fast alles. Ich wusste damals, dass ich ein guter Läufer bin, aber noch nicht gut genug für die Olympischen Spiele. Manchmal muss man noch vier Jahre üben, um dann bei der nächsten Olympiade teilzunehmen, und hier sind wir jetzt mit unserem Ergebnis.
Ticket: In den Sechzigern entstanden auch Comics wie "Spider-Man" und "X-Men". Wie erklären Sie sich den Boom in jener Zeit?
Besson: Wie gesagt, man hatte noch kein Internet, und in der Comicliteratur war man noch sehr innovativ. Bei uns daheim gab es zum Beispiel noch nicht mal einen Fernseher, weil mein Stiefvater keinen wollte. Um sich wegzuträumen, musste man seiner eigenen Vorstellungskraft vertrauen. Heutzutage kannst du per Mausklick Millionen von Bilder im Internet abrufen. Die musst du dir nur noch ansehen und brauchst nicht mehr zu träumen.
Ticket: Wie sehr entspricht Ihr Film somit noch Ihren Visionen als Jugendlicher?
Besson: Ich habe für den Film natürlich sehr viele kreative Köpfe mit ins Boot geholt und gewährte ihnen viele Freiheiten. Allerdings ließ ich auch meine eigenen Ideen einfließen. Ich habe zum Beispiel ein Alien beschrieben, wo es lebt, was es isst und welche Fähigkeiten es besitzt. Wie es auszusehen hat, überließ ich den anderen, und ich wollte, dass sie sich darüber die wildesten Gedanken machen. Viele Monate später wählte ich aus den Vorschlägen aus und baute ein Gesamtkonzept auf, damit alles zueinander passt.
von tsc
am Fr, 21. Juli 2017

Info

VALERIAN – DIE STADT DER TAUSEND PLANETEN

Regie: Luc Besson
Mit Dane DeHaan, Cara Delevingne, Clive Owen, Ethan Hawke u. a.
129 Minuten, frei ab sechs Jahren

Die Story
Die Agenten Valerian (DeHaan) und Laureline (Delevingne) werden im 28. Jahrhundert zum Planeten Alpha geschickt. Das friedliche Zusammenleben und die Einheit dort sind bedroht – und der Feind lauert in den eigenen Reihen.  

Autor: bz

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