Kino-Interview

Max Irons über die Agathe-Christie-Verfilmung „Das Krumme Haus“ und seinen Vater

TICKET-INTERVIEW: Max Irons über die Agatha-Christie-Verfilmung "Das krumme Haus" und seinen Vater.

Längst hat er sich aus dem Schatten seiner prominenten Eltern Jeremy Irons (70) und Sinéad Cusack (70) geboxt. Max Irons (33) hatte Hauptrollen in Filmen wie "Seelen" und "Red Riding Hood". In der Agatha-Christie-Verfilmung "Das krumme Haus" ist er als Privatdetektiv zu sehen, der den Mord am Großvater seiner Ex-Geliebten aufklären will. Markus Tschiedert traf ihn auf dem Filmfestival Zürich.

Ticket: Es passiert nicht alle Tage, dass ein junger Schauspieler die Hauptrolle in einer Agatha-Christie-Verfilmung spielt.
Irons: Das stimmt! Es ist eine klassische Agatha-Christie-Geschichte, aber eine, die weniger bekannt ist. Dennoch war "Das krumme Haus" immer eins ihrer Lieblingsbücher und sie sagte dazu, dass sie erwachsenen Lesern etwas geben wollte, an dem sie ihre Schadenfreude ausleben können.
Ticket: Ging es Ihnen damit auch beim Spielen so?
Irons: Meine Freude war es, mit einer so großartigen Besetzung arbeiten zu dürfen. Ich sage nur Glenn Close und Terence Stamp. Interessanterweise stand hinter diesem doch sehr britisch anmutenden Film ein französischer Regisseur. Gilles Paquat-Brenner, der sicherlich neue Elemente eingebracht hat. Ebenso erfreulich war es für mich einen Detektiv zu spielen, der mit einer wohlhabenden Familie aus Exzentrikern konfrontiert wird und herausfinden muss, wer der Mörder ist.
Ticket: Klingt, als wären Sie schon immer ein großer Fan von Christie?
Irons: Das wird man doch automatisch, wenn man in dem Bereich tätig ist. Literatur, Filme – das geht gar nicht ohne Agatha Christie. Einer meiner Lieblingsfilme ist "Tod auf dem Nil", den Kenneth Branagh demnächst neu verfilmen wird. Gerade sind etliche Remakes ihrer Romane geplant, was ich erstaunlich finde. Agatha Christie kommt zurück, weil die Menschen einfach immer wieder Lust auf ihre Geschichten haben.
Ticket: Wie haben Sie Ihren Vater als Kind gesehen?
Irons: Es gab diesen Moment, in dem ich zu meinem Vater richtig aufschaute. Er stand auf der Bühne der Albert Hall in London und sang. Das fand das absolut außergewöhnlich, meinen Vater so zu erleben und schaue mir das auch heute noch gern an. Als ich ihm irgendwann dann sagte, dass ich es selbst mit der Schauspielerei ernst meine, sagte er nur zu mir: "Nimm deine Mutter und mich nicht unbedingt zum Vorbild, wie eine Karriere verlaufen könnte. Es ist kein einfacher Ritt, in diesem Beruf zu bestehen, weder geistig noch emotional oder in Beziehungsangelegenheiten." Diese Worte sind mir immer hängen geblieben.
Ticket: Warum wollten Sie ursprünglich Lehrer werden?
Irons: Weil ich glaube, dass es einer der ehrenvollsten Berufe ist, denen man nachgehen kann. Ich kann gut mit Kindern, und Kinder können auch gut mit mir. Ich hätte dann am liebsten Englisch an 13- und 14-Jährige unterrichtet. Dafür muss man vorbereitet sein, und in diesem Sinne sage ich: Sag niemals nie.
Ticket: Das wäre also weiterhin eine Option für Sie?
Irons: Auf jeden Fall. Das Leben ist lang. Momentan bin ich mit etlichen Fernsehserien beschäftigt und im Jahr acht Monate von meiner Freundin getrennt und nicht zu Hause. Ich habe zwar noch keine Kinder, aber irgendwann möchte ich Vater sein. Das ist ein hoher Preis, und vielleicht sage ich eines Tages, ich möchte nur noch mit meiner Familie zusammen sein und pfeife darauf, heute hier und morgen dort sein zu dürfen. Ich glaube, Glückseligkeit, Frieden und Gesundheit werden die Dinge sein, die für mich immer mehr zählen, je älter ich werde.


von tsc
am Fr, 30. November 2018

Info

Das Krumme Haus

Regie: Gilles Paquet-Benner
Mit Max Irons, Glenn Close, Terence Stamp, Stefanie Martini, Christina Hendricks und anderen
116 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Nach seinem Agentendasein in Kairo zieht es Charles Hayward (Max Irons) nach London zurück, um Privatdetektiv zu werden. Sein erster Fall: Ein Giftmord an einem vermögenden Familienoberhaupt. Es gibt zehn Verdächtige, darunter Haywards Ex-Geliebte Sophia (Stefanie Martini).  

Autor: bz

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