Kunst

Minimal Art von heute: Die Ausstellung "Sexy and Cool" in der Kunsthalle Tübingen

Minimal Art von heute: Die Ausstellung "Sexy and Cool" in der Kunsthalle Tübingen.

Anfang der 60er Jahre neigte sich die Ära des amerikanischen Abstrakten Expressionismus allmählich ihrem Ende zu; fast zeitgleich ging der Stern einer anderen Kunstströmung auf. Die Minimal Art war das genaue Gegenteil der in der hehren Subjektivität des Künstlers verankerten Ausdruckskunst der Kollegen: kühl bis in die Fingerspitzen, nüchtern und dezent. Die Formensprache war geometrisch reduziert, und den "emotionalen Kick", den man bei den Abstrakten Expressionisten suchte und fand, verweigerten die Kunstwerke aus Industriematerialien wie Stahlplatten, Plexiglas und Neonröhren geradezu demonstrativ.

Cool sind die Künstler, die sich heute auf Minimal Art beziehen, noch immer – aber auch sexy? Wer Zweifel hat, kann sich in der aktuellen Ausstellung der Kunsthalle Tübingen "Sexy and Cool. Minimal goes Emotional" überzeugen. Schon Eva Hesse und Franz Erhard Walther vertieften die Minimal Art seinerzeit ins Sensitiv-Sensuelle. Beide Künstler sind jetzt auch in der ersten von der neuen Leiterin Nicole Fritz verantwortete Schau vertreten.

Sebastian Hammwohners feingliedrig-bunte Pastelle wie Silvia Bächlis "Red Grids" beziehen sich auf Sol LeWitts Gitterzeichnungen: mit je persönlicher Note und – bei den Minimalisten verpönt – auch Handschrift. Martin Creed zitiert mit seiner Papierkugel die Minimal Art – ironisch. Für Sylvie Fleurie sind Carl Andrésche Stahlplatten als Laufsteg gut; ihre "Sculptured Nails" setzen der Minimal Art gleichsam eine rosa Nase auf. Kay Walkowiak verwandelt den Ausstellungsraum in eine Half Pipe für Skater, Mariella Mosler in ihrer raumfüllenden Bodenarbeit in einen Irrgarten des Sehsinns.

Termine: Kunsthalle Tübingen, Philosophenweg 76. Bis 1. Juli, Di, Mi, Fr bis So 11-18 Uhr, Do 11-19 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Do, 29. März 2018

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