"Mir fehlte es an Selbstvertrauen"
Gleich in drei Kinofilmen ist Marion Cotillard im Dezember zu sehen. Gestern startete "Allied – Vertraute Feinde", wo sie an der Seite von Brad Pitt eine französische Résistance-Agentin spielt. Am 27. Dezember folgt der Actionkracher "Assassin’s Creed", in dem auch Michael Fassbender auftritt. Ab 29. Dezember ist die 41-Jährige im Drama "Einfach das Ende der Welt" zu sehen. Markus Tschiedert sprach mit Marion Cotillard.
Ticket: Frau Cotillard, ist Ihnen bewusst, dass Sie in Deutschland bis zum Jahresende gleich mit drei neuen Filmen ins Kino kommen?
Cotillard: Wow, das ist aber wirklich zu viel (lacht), auch wenn sich die drei Filme total voneinander unterscheiden. Das passiert, wenn gleich mehrere Filmprojekte so spannend sind, dass man dazu nicht nein sagen kann. Tatsache aber ist, dass ich das nicht wiederholen will, weil es wirklich viel war und ich die meiste Zeit in die Haut anderer Figuren schlüpfen musste, die alle nicht gerade glücklich mit sich selbst sind. Das waren sehr dramatische Rollen.
Ticket: Aber Sie haben das hoffentlich gut überstanden...
Cotillard: Glücklicherweise habe ich von meinen Eltern viel Liebe, Respekt und Vertrauen bekommen, die mich immer wieder stark machen und mich befähigen, meine Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn man damit auch mal auf die Nase fällt, besitze ich die Stärke, daraus lernen zu können. Trotzdem fehlt es mir manchmal an Selbstvertrauen. Eine Symptomatik, an der ich noch zu arbeiten habe.
Ticket: Das kann man sich bei Ihnen als erfolgreiche Schauspielerin gar nicht vorstellen...
Cotillard: Erfolgreich zu sein hilft dabei nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass viele Schauspieler diesen Mangel an Selbstvertrauen spüren. Deshalb bringen wir uns in diesem Beruf immer wieder in die Gefahr, das austesten zu wollen. Auf der einen Seite hat man diese Stärke, doch auf der anderen ist auch viel Zerbrechlichkeit, die manchmal zur Angst führen kann.
Ticket: Haben Sie auch Angst, wenn Sie vor der Kamera stehen?
Cotillard: Nein, das nicht, es hilft manchmal sogar. Als Kind hatte ich so gut wie gar kein Selbstvertrauen, sondern eher ein desaströses Selbstbild wie es viele Teenager kennen. Der Gedanke, wie ich es mit mir ein ganzes Leben lang aushalten soll, hat mich sehr beschäftigt. Ich war anders als die anderen, wollte aber immer dazugehören und so sein wie sie. Es brauchte Jahre, um mir eingestehen zu können, dass es dich auch einzigartig macht, wenn du dich von anderen unterscheidest.
Ticket: Was haben Sie damals alles unternommen, um dazugehören zu wollen?
Cotillard: Mir hatte es sehr geholfen den Leuten von Greenpeace zu begegnen. Das war so, als würden wir die gleiche Sprache sprechen. Ich bekam endlich Antworten auf Fragen über das Menschsein und die Welt, in der wir leben, die mich schon seit frühester Kindheit beschäftigten. Ich traf in meinem Leben so oft Leute, die ich nicht verstanden habe, weil sie manipulativ, hasserfüllt und gewalttätig waren. Deshalb stellte ich mich so oft selbst in Frage und bin deshalb sicherlich auch Schauspielerin geworden. Denn ich bin fasziniert von Menschen und ihren Beziehungen zueinander, auch wenn ich als Kind so viel Leid erfahren musste.
Ticket: Inwiefern?
Cotillard: Ich war immer diejenige, die nicht beachtet wurde, obwohl ich mich so sehr bemühte wie die anderen zu sein. Aber irgendwie gibt es Menschen, die einfach nicht dazu passen, weil sie den anderen seltsam vorkommen oder zu viele unbequeme Fragen stellen.
Ticket: Im Film "Allied" erlebt man Sie als Frau, die alle Zügel in der Hand hält und selbst Brad Pitt überlegen scheint. Wie anders fühlt sich so eine Rolle für Sie an?
Cotillard: Das stimmt, Marianne ist eine Powerfrau. Ich finde es immer sehr spannend, mysteriöse Frauen zum Leben zu erwecken. Mysteriös insofern, als man erst mal gar nichts von ihnen weiß. Man weiß nicht, wie sie aufgewachsen sind, weil sie sich nur über das definieren, was sie gerade tun. In solche Rollen lasse ich mich gern reinfallen, um das Mysterium dieser Person zu erforschen. Für eine Schauspielerin ist das eine dankbare Spielweise. Das trifft ebenso auf Sophie zu, die ich in "Assassin’s Creed" verkörpere.
von tsc
Cotillard: Wow, das ist aber wirklich zu viel (lacht), auch wenn sich die drei Filme total voneinander unterscheiden. Das passiert, wenn gleich mehrere Filmprojekte so spannend sind, dass man dazu nicht nein sagen kann. Tatsache aber ist, dass ich das nicht wiederholen will, weil es wirklich viel war und ich die meiste Zeit in die Haut anderer Figuren schlüpfen musste, die alle nicht gerade glücklich mit sich selbst sind. Das waren sehr dramatische Rollen.
Ticket: Aber Sie haben das hoffentlich gut überstanden...
Cotillard: Glücklicherweise habe ich von meinen Eltern viel Liebe, Respekt und Vertrauen bekommen, die mich immer wieder stark machen und mich befähigen, meine Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn man damit auch mal auf die Nase fällt, besitze ich die Stärke, daraus lernen zu können. Trotzdem fehlt es mir manchmal an Selbstvertrauen. Eine Symptomatik, an der ich noch zu arbeiten habe.
Ticket: Das kann man sich bei Ihnen als erfolgreiche Schauspielerin gar nicht vorstellen...
Cotillard: Erfolgreich zu sein hilft dabei nicht. Ich bin mir sogar sicher, dass viele Schauspieler diesen Mangel an Selbstvertrauen spüren. Deshalb bringen wir uns in diesem Beruf immer wieder in die Gefahr, das austesten zu wollen. Auf der einen Seite hat man diese Stärke, doch auf der anderen ist auch viel Zerbrechlichkeit, die manchmal zur Angst führen kann.
Ticket: Haben Sie auch Angst, wenn Sie vor der Kamera stehen?
Cotillard: Nein, das nicht, es hilft manchmal sogar. Als Kind hatte ich so gut wie gar kein Selbstvertrauen, sondern eher ein desaströses Selbstbild wie es viele Teenager kennen. Der Gedanke, wie ich es mit mir ein ganzes Leben lang aushalten soll, hat mich sehr beschäftigt. Ich war anders als die anderen, wollte aber immer dazugehören und so sein wie sie. Es brauchte Jahre, um mir eingestehen zu können, dass es dich auch einzigartig macht, wenn du dich von anderen unterscheidest.
Ticket: Was haben Sie damals alles unternommen, um dazugehören zu wollen?
Cotillard: Mir hatte es sehr geholfen den Leuten von Greenpeace zu begegnen. Das war so, als würden wir die gleiche Sprache sprechen. Ich bekam endlich Antworten auf Fragen über das Menschsein und die Welt, in der wir leben, die mich schon seit frühester Kindheit beschäftigten. Ich traf in meinem Leben so oft Leute, die ich nicht verstanden habe, weil sie manipulativ, hasserfüllt und gewalttätig waren. Deshalb stellte ich mich so oft selbst in Frage und bin deshalb sicherlich auch Schauspielerin geworden. Denn ich bin fasziniert von Menschen und ihren Beziehungen zueinander, auch wenn ich als Kind so viel Leid erfahren musste.
Ticket: Inwiefern?
Cotillard: Ich war immer diejenige, die nicht beachtet wurde, obwohl ich mich so sehr bemühte wie die anderen zu sein. Aber irgendwie gibt es Menschen, die einfach nicht dazu passen, weil sie den anderen seltsam vorkommen oder zu viele unbequeme Fragen stellen.
Ticket: Im Film "Allied" erlebt man Sie als Frau, die alle Zügel in der Hand hält und selbst Brad Pitt überlegen scheint. Wie anders fühlt sich so eine Rolle für Sie an?
Cotillard: Das stimmt, Marianne ist eine Powerfrau. Ich finde es immer sehr spannend, mysteriöse Frauen zum Leben zu erwecken. Mysteriös insofern, als man erst mal gar nichts von ihnen weiß. Man weiß nicht, wie sie aufgewachsen sind, weil sie sich nur über das definieren, was sie gerade tun. In solche Rollen lasse ich mich gern reinfallen, um das Mysterium dieser Person zu erforschen. Für eine Schauspielerin ist das eine dankbare Spielweise. Das trifft ebenso auf Sophie zu, die ich in "Assassin’s Creed" verkörpere.
von tsc
am
Fr, 23. Dezember 2016
Info
ALLIED – VERTRAUTE FEINDE
Regie: Robert Zemeckis.
Mit Brad Pitt, Marion Cotillard, Jared Harris, August Diehl u.a.
125 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
1942 soll der kanadische Geheimagent Max Vatan (Pitt) in Casablanca einen Anschlag auf den deutschen Botschafter verüben. Résistance-Kämpferin Marianne Beausejour (Cotillard) soll ihm helfen. Dabei verlieben sie sich und heiraten nach der geglückten Mission. Aber dann kommt der Verdacht auf, dass Marianne eine Doppelagentin ist...
Autor: bz