Auf den Spuren des Krieges

Musée de la Bataille du 6 Août 1870

Das Musée de la Bataille du 6 Août 1870 erzählt von einer entscheidenden Schlacht .

Es ist eine fast liebliche Landschaft. Sanfte Hügel mit Streuobstwiesen, ein paar Kirchtürme sowie der Kamm der Nordvogesen ist zu sehen. Die Dörfer haben freundliche, deutsch klingende Namen: Elsasshausen oder Frœschwiller. Nur ein Aussichtsturm, zahlreiche Denkmäler und gepflegte Gräber verraten, dass sich dort ein Drama abgespielt hat.

Wir stehen auf der Plattform des steinernen Aussichtsturm. Bernard Weber weist nach Westen auf einen Obelisken. "Dort hat eine Kanonenkugel dem hoch zu Ross galoppierend Colonel Henri de Lacarre den Kopf weggerissen. Sein Pferd, so erzählte man sich, ist mit dem kopflosen Offizier noch ein ganzes Stück in Richtung des Feindes weiter gerannt."

Der Feind, das waren die Preußen und ihre Verbündeten. Die sanften Hügel waren am 6. August 1870 das Feld eines entscheidenden Kampfes, und Laccare war nicht das einzige Opfer: Rund 20 000 französische und deutsche Soldaten fielen in dieser Schlacht, die den deutschen Truppen aus Preußen, Bayern und Hessen den Weg über die Vogesen in Richtung Paris öffnete und die unter drei verschiedenen Namen in die Geschichte einging: Für die Deutschen wurde es die Schlacht von Wœrth, für die Elsässer, die am Ende des Krieges Deutsche waren, ist es die Schlacht von Frœschwiller, und für die Franzosen die von Reichshoffen. Denn am dortigen Bahnhof gab es 1870 das einzige Telefon weit und breit, und von dem meldete General Mac-Mahon am Abend des 6. August die Niederlage nach Paris.

Bernard Weber ist einer der Ehrenamtlichen, die das Musée de la Bataille du 6 Août 1870 im Schloss und Rathaus von Wœrth neu gestaltet haben und Besucher durch die Räume führen. In vier Kapiteln erzählt das Museum das Geschehen, alles zweisprachig auf Deutsch und Französisch.

Es beginnt mit der Vorgeschichte des deutsch-französischen Krieges ab 1864, geht mit der Ankunft der Truppen weiter. Die eigentliche Schlacht beginnt am Morgen des 6. August, dauerte bis in den Abend hinein und endete mit der Niederlage der Franzosen.

Die letzte Abteilung beschäftigt sich mit den Folgen, etwa mit dem Gedenktourismus, der Wœrth nicht nur eine Eisenbahnlinie, sondern auch 14 Hotels und Restaurants bescherte. Und endet mit einem versöhnlichen Foto von der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags vor 55 Jahren.

Das Ganze ist anschaulich aufbereitet. Etwa mit einem Diorama der Schlacht mit 4000 in vier Jahren detailgetreu bemalten Zinnfiguren. Oder mit imposanten Gemälden von Edouard Detaille und Théodore Lévigne, die den Angriff der Kürassiere verewigt haben. Es fehlen weder die deutsche Pickelhaube noch die französische Uniform, das Essgeschirr des einfachen Soldaten und ein Weinfässchen.

Ein Raum ist den Zuaven und den Turkos gewidmet, die auf französischer Seite kämpften und besonders hohe Verluste hatten. Zuaven wurden in Nordafrika rekrutierte Europäer und Juden genannt. Turkos waren Algerier, die wegen ihrer speziellen Uniform seit dem Krim-Krieg fälschlicherweise als Türken bezeichnet wurden. Den Turkos ist ein 1,8 Kilometer langer Rundweg gewidmet, der Rundgang über das Schlachtfeld etwa neun Kilometer lang. Er führt nicht nur an Denkmälern vorbei, sondern auch an den Massengräbern, in denen bis zu 400 Soldaten begraben werden mussten. An wichtigen Stationen gibt es per QR-Codes Erläuterungen aus dem Internet.

Gut drei bis vier Stunden dauert ein Museumsbesuch samt Rundgang, sagt Weber. Zum Abschluss empfiehlt er einen Besuch von Frœschwiller und der evangelischen Friedenskirche, die mit Spenden nach dem Krieg gebaut und von Kaiser Wilhelm eingeweiht wurde. Dort ist auch das Totenbuch mit den Namen aller gefallenen deutschen Soldaten.

Weitere Infos: Musée de la Bataille du 6 août 1870:
2, rue du moulin, F-67360 Wœrth (GPS 48°56’’21’’N, 07°44’’50’’E); April bis Sept. Mo-Fr 14-17 Uhr; Sa, So bis 18 Uhr; 5 Euro, Kinder, Jugendliche, Studenten frei. Infos: http://www.6aout1870.fr Schlachtfeldführung per Handy http://www.schlachtbeiwoerth-1870.de
von Rolf Müller
am Do, 29. März 2018

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