Für Alt und Jung

Museum Ravensburger

Interaktive Rallye durch die Geschichte eines Spieleverlags: Knobeln für Jung und Alt im Museum Ravensburger.

Der Pinguin ist riesig und glotzt mich regungslos an, während ich erstaunt blinzle und mich frage, was ich heute morgen eigentlich im Tee hatte. Doch nein, natürlich habe ich keine Drogen genommen, und es sind auch keine Aliens von einem anderen Stern gelandet. Es ist nur ein übermannsgroßer Plastikpinguin, der in einem Wohnzimmer steht, das zu einem Museum gehört. Das allein ist schon ungewöhnlich genug. Doch im Ravensburger Museum ist eben alles ein wenig anders als anderswo.

Das Haus mitten in der schönen Altstadt von Ravensburg ist ein hübscher Altbau, der auf den ersten Blick aussieht wie ein ganz normales, gediegenes Wohnhaus. Wer aber durch die Tür tritt, findet sich unversehens auf einem anderen Planeten wieder. In der Welt der Ravensburger Spiele, in der Junge wie Alte mit Kopfhörern auf den Ohren, einem kleinen Kästchen um den Hals und einem orangefarbenen Kolben in der Hand wie ferngesteuert durch die unterschiedlichen Räume und Etagen wandern, auf Pappkärtchen tippen und völlig versunken wirken.

Was sie alle eint, ist eine moderne Form der Museumserkundung, die gleichzeitig auch Werbemittel für die Produkte aus dem Hause Ravensburger ist. Bei der audio-digitalen Tip-Toi-Rallye können Besucher – statt einem Menschen aus Fleisch und Blut hinterherzudappeln und andächtig dessen mehr oder minder einschläfernden Worten zu lauschen – das Museum im eigenen Tempo und in selbstgewählter Reihenfolge erkunden. Interaktiv nennt sich das dann. Denn bei dieser Rallye, die es in drei Versionen für unterschiedliche Altersstufen gibt, gilt es, Fragen richtig zu beantworten und sich so durch den optisch ansprechend aufbereiteten Werdegang des Ravensburger Verlags zu kniffeln.

Und der ist lang. Schließlich reicht die Geschichte des Traditionshauses bis ins Jahr 1883 zurück. In einem Raum mit antikem Schreibtisch, Dokumenten, Familienfotos und historischen Skizzen erfährt der Besucher, wie die Ravensburger Klassiker entstanden sind, und wie einst die ersten Brettspiele ausgesehen haben. Außerdem entdeckt er in weiteren Räumen, wie ein Spiel entwickelt oder ein Puzzle produziert wird.

Wie die Produktpalette des Spieleverlags, so sind auch die Räume in unterschiedliche Themenbereiche gegliedert. Gibt es in den Spielwarenabteilungen der Kaufhäuser unter der Rubrik Ministeps erste Lernspiele für die Kleinen zu kaufen, dürfen im entsprechenden, pastellfarben gehaltenen Raum im Museum Krabbelkinder dem Plüschbären die Ohren lang ziehen, über Würfel klettern, unterschiedliche Materialen begreifen und Sachen in Kisten verstecken und wieder entdecken.

In einem anderen Zimmer haben es sich ein paar Kinder unter einem Baum gemütlich gemacht. Die Füße im dickflorigen Rasenteppich verbuddelt, lauschen sie den Geschichten des Leseraben, die über die Lautsprecher zu hören sind. "Babykram", finden unsere Kinder. Also ziehen wir weiter. Der Elfjährige entdeckt in den "Wieso? Weshalb? Warum?"-Räumen der gleichnamigen Buchserie ein Modell, das das Sonnensystem anschaulich erklärt, während die Siebenjährige lieber in die zimmergroßen, zu einem Labyrinth gestalteten Seiten der Wimmelbücher von Ali Mitgutsch eintaucht.

Schon nach wenigen Minuten haben wir uns als Familie aus den Augen verloren. Die Kinder wuseln von Raum zu Raum, tippen mit ihren Stiften mal auf dieses oder jenes Zeichen, beantworten Fragen – und ärgern sich, wenn sie falsch liegen. Erst als sie feststellen, dass es am Ende eine Urkunde gibt, wenn sie alle Fragen bearbeitet haben, läuft das Ganze wieder etwas geordneter ab. Doch nur für kurze Zeit. Denn bei ihren Touren durch eine futuristische Raumkapsel, vorbei an einem riesigen Turm aus Spielen und den vielen Leseecken müssen sie irgendetwas übersehen haben: Zwei Fragen sind noch unbeantwortet. Also geht das ganze Spiel von vorne los – auf der Suche nach der vergessenen Station.
von Ronja Vattes
am Fr, 10. Juli 2015

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