Mythos Kreta und Plastiken mit Alleinstellungsmerkmal

Dirk Sommer aus Hugstetten und Stephan Hasslinger aus Freiburg gestalten eine Doppelausstellung beim Künstlerkreis Ortenau.

OFFENBURG. Viel Blau, Weiß und wenig Rot sind die Farben in der neuen Ausstellung im Offenburger Domizil des Künstlerkreises Ortenau. Dirk Sommer aus Hugstetten und Stephan Hasslinger aus Freiburg stellen gemeinsam Malerei und Keramik aus. Das ist eine vielgeprobte Nummer, die beiden kennen sich gut, haben oft zusammen ausgestellt und empfinden ihr Werk zu Recht als zusammen passend. Dem kann man zustimmen. Während die Arbeiten von Stephan Hasslinger, der von 2002 bis 2014 Dozent an der Offenburger Kunstschule war, immer wieder mal in Offenburg zu sehen waren, sind die Arbeiten von Dirk Sommer erstmalig zu sehen.

Sommer, der von 1975 bis 1982 in Düsseldorf an der Akademie studiert hat, reist gern und lebt zeitweise auf Kreta. Eindrücke und Beobachtungen von dort zeigt er in bildgewandelter Form. Die Malerei speist sich aus der Beobachtung, die durch einen vorbewusst intuitiven Pinsel- oder Zeichenstrich das Bild quasi aus sich heraus entstehen lässt. Dadurch ergibt sich eine große Vielfalt an Werken unterschiedlichster Bildgebung, denn jedes Mal ist das Blatt oder die Leinwand zunächst weiß, was dem Künstler unzählige Möglichkeiten bietet, aus dem Nichts zu schaffen.

Bald sind es lose über das Blatt verteilte Schraffuren, Linien oder Kritzel, die sich zu einer Bildaussage, Landschaftsassoziation oder einem Tierkopf fügen, dann sind es ausgemalt, der eine Berg mit Kapelle auf der Spitze oder der Stierkopf, auf Kreta unweigerlich mit der Sage des Minotaurus gedanklich verbunden, die sich aus dem blauen Grund herausschälen.

Allemal ist diese Vorgehensweise bei der Darstellung zutiefst wahr, nicht planbar, von Spontaneität und Direktheit geprägt, man könnte sagen eine Selbstüberprüfung.

Ganz anders ist das Vorgehen bei den keramischen Plastiken von Stephan Hasslinger, der die Arbeiten sehr genau planen muss, obwohl im Ergebnis eine gewisse Lockerheit und spielerisch bewegte Art zugrunde zu liegen scheint. Zündende Ideen können Modezeitschriften enthalten, auch ein Kleid von Lady Gaga oder hier eine Mütze, dort ein Schal. Kleidung ist die zweite Haut.

Aus Tonspiralen oder Schlingen, die wie Strick- oder Häkelmuster anmuten, setzt der Künstler große Gebilde zusammen, ganz Türme, Gefäße, die jedoch löcherig jeden flüssigen Inhalt verlieren würden, sich so der Gefäßfunktion entziehen. Statt dessen wird Raum umfasst, aber nicht eingeschlossen. Die vielen ungezählten Tonwürstchen, das Grundmaterial, werden tatsächlich von Hand gerollt, das gehöre zur Routine seiner Arbeit, verrät der Künstler auf Nachfrage im Gespräch.

Von der Statik her sind die Arbeiten wahre Wundergebilde, unten schmäler als oben und fallen trotzdem nicht um, obwohl sie in die Neigung gehen. Einige der Werke zeigen zudem eine Verdrehung in sich, eine Torsion, manchmal sind Metallflächen hineingearbeitet. Die Glasur schafft weitere Lebendigkeit. Etwas schaffen, das es noch nicht gibt, so ist die Intention des Künstlers, der unter anderem bei Lothar Fischer studiert hat. Der Intention wird er mehr als gerecht. Seine Arbeiten haben ein hohes Alleinstellungsmerkmal.

Dirk Sommer und Stephan Hasslinger, Künstlerkreis im Artforum, Okenstraße 57, Haupteingang Tullastraße, D-77652 Offenburg, +49 (0) 781-73622, Öffnungszeiten: Fr. 17-20 Uhr, Sa. u. So. 14-17 Uhr. Ausstellungsdauer bis 05. Mai.
von Susanne Ramm-Weber
am Fr, 05. April 2019

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