Neues vom alten Bergbau im Schwarzwald

Silber, Kupfer, Kobalt: Für Besichtigungen sind viele Stollen schon erschlossen, für die Forschung bleibt noch viel zu tun.

Der ehemalige Bergbau im Schwarzwald - von dessen großer Tradition ja nur die Grube Clara bei Oberwolfach als letztes aktives Bergwerk überlebt hat - ist längst zu einer Touristenattraktion geworden. Und dies dank einer wachsenden Zahl von Gruben und Stollen, die zumeist durch Liebhaber zur Besichtigung neu erschlossen wurde - aufgewältigen hat man das früher in der Bergmannssprache genannt. Erstaunlich allerdings, dass für die historische Forschung noch viele Fragen offen sind.

Es gibt freilich einige Bergbaureviere, die nach einer Reihe von archäologischen Grabungen als gut erkundet gelten dürfen: Seit 1987 erforscht das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Freiburg unter der Leitung von Heiko Steuer die Reviere von Sulzburg (dessen Geschichte bis in römische Zeit zurückreicht) und St. Ulrich mit der Birchiburg, einer Festung zum Schutz der Silbergruben. Insbesondere am Birkenberg bei St. Ulrich bietet ein bergbauhistorischer Lehrpfad erste Einblicke in die Erzgewinnung, der Abbau in den Stollen, die Trennung von Erz und taubem Gestein sowie schließlich die Verhüttung.

An den Hängen reichlich Spuren

An den Hängen, so der Befund, finden sich, anders als in den Talböden, wo Erosion und menschliche Eingriffe wenig übrig gelassen haben, noch reichlich Spuren dieser Arbeit, angefangen natürlich von den Gräben, Stollen und Halden über Hausgrundmauern und Relikten der Werkstätten bis hin zu den ökologischen Folgen des Schwermetalls im Boden. Dass der Bergbau, der seine Blütezeit je nach Region zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert hatte, immer wieder unterbrochen wurde, hat meist wirtschaftliche Gründe: Silber, das Erz, um dessen Gewinnung überhaupt Stollen in den Berg gehauen wurden, kommt zwar in vielfältigen mineralischen Verbindungen im Schwarzwald vor, doch sein wahrer Anteil im Gestein liegt bei wenigen Prozent - fünf, wenn es eine reiche Ader ist, oft aber auch nur bei drei Prozent und weniger. Bei solchem Ertrag musste der Silberpreis recht gut sein, damit sich die Bergwerke lohnten. Und er hat die Landesherren wie die Bergwerksbesitzer reich gemacht, wie nicht zuletzt die Glasfenster des Freiburger Münsters belegen.

Spätestens im 17. Jahrhundert aber, als durch die spanischen Eroberer aus dem neuen Kontinent Amerika billiges Silber nach Europa kam, verfiel das Gewerbe im Schwarzwald weit gehend, zumal es ja schon mit den weit reicheren Lagerstätten im Harz oder im Erzgebirge kaum hatte mithalten können. Ausnahmen gab es freilich: Der Bergbau rund ums Kloster Wittichen blühte erst im 18. Jahrhundert auf dank extrem reicher Silbererze. Oder für die Bergwerksbesitzer wurden andere Mineralien ökonomisch interessant, wie etwa Wismut - oder Baryt, Basis des Grubenbetriebes in Oberwolfach. Die Erforschung des Bergbaus ist keine Angelegenheit der Historiker und Archäologen allein. Der von den Tübinger Professoren Gregor Markl und Sönke Lorenz herausgegebene Band "Silber, Kupfer, Kobalt" zeigt eindrucksvoll, dass hier weit mehr wissenschaftliche Disziplinen gefragt sind. Das Buch, hervorgegangen aus einer Vortragsreihe im Tübinger "Studium generale", versteht sich als Einführung in den historischen Bergbau im Schwarzwald. Eine reiche Bebilderung tut ein Übriges, um dieses Veröffentlichung zu einen lesenswerten ersten Band der neuen "Schriftenreihe des Mineralienmuseums Oberwolfach" zu machen.

Wulf Rüskamp



- Gregor Markl und Sönke Lorenz (Hrsg.), Silber, Kupfer, Kobalt. Bergbau im Schwarzwald. Markstein Verlag für Kultur-und Wirtschaftsgeschichte Filderstadt, 215 Seiten mit 120 farbigen Abbildungen, 24,80 Euro.
am Fr, 24. September 2004

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