"Normale Typen sind langweilig"
Längst verbindet man den Namen Mads Mikkelsen nicht mehr allein mit der Schurkenrolle aus dem Bond-Film "Casino Royale". Der 49-jährige Däne bewegt sich in internationalen Actionkrachern wie "Die drei Musketiere" und "Kampf der Titanen" ebenso sicher wie in dänischen Dramen à la "Adams Äpfel" und "Die Jagd". Seit 2013 spielt er in der TV-Serie "Hannibal" den berüchtigten Psychiater mit Hang zum Kannibalismus. Ganz anders erlebt man den Star nun in der absurden Komödie "Men & Chicken", die in Kopenhagen und in Beelitz entstand. Markus Tschiedert traf Mads Mikkelsen zum Interview.
Ticket: Viele Szenen wurden in den Ruinen der Beelitz-Heilstätten in Brandenburg gedreht...
Mads Mikkelsen: Ja, nicht weit weg von Berlin – so ein phantastischer Ort ist mir noch nie untergekommen! Verrückt, wie da die Bäume durch die Dächer der Ruinen wachsen, aber auch schön.
Ticket: In "Men & Chicken" geht es um Inzucht, Sodomie und Genmanipulation. Wie verstört waren Sie, als Sie das Drehbuch bekamen?
Mikkelsen: Da ich mit Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen schon Filme wie "Dänische Delikatessen" und "Adams Äpfel" gedreht habe, wusste ich, was mich in etwa erwarten würde. Er sagte bereits vorab, dass er eine völlig verrückte und politisch inkorrekte Story entwickelt hätte. Es ist eine zynische, aber auch sehr lustige Geschichte über Tabubrüche.
Ticket: Sind Dänen besonders mutig, solche Themen mit Humor anzugehen?
Mikkelsen: Wir leiden unter der gleichen Krankheit wie der Rest der Welt auch: politische Korrektheit! Aber in uns gibt es noch einen Funken politische Unkorrektheit, um die wir kämpfen. Aber ich sehe diesen Konflikt auch in anderen Ländern. Wobei dies nicht das Anliegen unseres Films ist. Mit einem Tabubruch erzeugt man etwas Verrücktes, und das regt zum Lachen an. Darum geht’s!
Ticket: War es Ihnen nicht unangenehm, einen Typen zu spielen, der die ganze Zeit masturbiert?
Mikkelsen: Nicht wirklich! Machen wir das nicht alle? Wenn auch nicht so häufig (lacht). Im Film wird ja ein Grund dafür genannt. Es gibt für mich zwei unterschiedliche Kategorien von Menschen, die ich spiele. Die einen sind normale Bürger wie du und ich, die anderen sind verrückter und reagieren in Alltagssituationen völlig anders.
Ticket: Das sind sicherlich auch die spannenderen Charaktere für Sie...
Mikkelsen: Es ist weniger interessant, sich in eine normal agierende Person hineinzudenken. Aber wenn da jemand ist, der sich in ein Tier verliebt hat, muss ich ihn mit meinem Kopf irgendwie versetzen. Ich meine, herauszufinden zu wollen, warum er auf Hühner steht, ist wahrscheinlich eher langweilig und noch nicht mal möglich. Genauso habe ich mich meiner Fernsehfigur Hannibal genähert. Da gab es auch keinen Weg, sie verstehen zu wollen.
Ticket: Es hat schon etwas Mutiges, einen durchgeknallten Mann wie Elias zu verkörpern. Gibt es dennoch etwas, was Sie vor der Kamera niemals tun würden?
Mikkelsen: Das hängt immer vom Kontext ab. Mir fallen keine Charaktere ein, die ich nicht zum Leben erwecken würde. Ob grotesk, brutal oder furchterregend – das ist alles möglich für mich, wenn der Zusammenhang zur Geschichte stimmt und es nicht allein um die Figur geht. Wahrscheinlich würde ich niemals in einem Porno mitspielen, weil das langweilig wäre und die Bezahlung schlecht ist (lacht).
Ticket: Auch international sind Sie ein gefragter Schauspieler. Haben Sie Regeln, wie viel Sie im Ausland und in der Heimat drehen, um diesen Status nicht zu verlieren?
Mikkelsen: Nein, das ist allein eine Frage der Angebote. Wenn mir davon etwas gefällt, mache ich es – und glücklicherweise befinde ich mich heute in dieser Situation.
Ticket: Hätten Sie es sich am Karriereanfang je träumen lassen, irgendwann zu den erfolgreichsten Schauspielern Europas zu gehören?
Mikkelsen: Niemals! Wie viele andere wollte ich den dänischen Film verändern, etwas Neues ausprobieren und nicht beeinflusst sein von Filmen aus Amerika. So entstand der Traum, nicht das Ziel, es anders zu machen, und zwar so, wie wir es wollten. Und er erfüllte sich, wenn auch nur Schritt für Schritt.
von tsc
Mads Mikkelsen: Ja, nicht weit weg von Berlin – so ein phantastischer Ort ist mir noch nie untergekommen! Verrückt, wie da die Bäume durch die Dächer der Ruinen wachsen, aber auch schön.
Ticket: In "Men & Chicken" geht es um Inzucht, Sodomie und Genmanipulation. Wie verstört waren Sie, als Sie das Drehbuch bekamen?
Mikkelsen: Da ich mit Regisseur und Drehbuchautor Anders Thomas Jensen schon Filme wie "Dänische Delikatessen" und "Adams Äpfel" gedreht habe, wusste ich, was mich in etwa erwarten würde. Er sagte bereits vorab, dass er eine völlig verrückte und politisch inkorrekte Story entwickelt hätte. Es ist eine zynische, aber auch sehr lustige Geschichte über Tabubrüche.
Ticket: Sind Dänen besonders mutig, solche Themen mit Humor anzugehen?
Mikkelsen: Wir leiden unter der gleichen Krankheit wie der Rest der Welt auch: politische Korrektheit! Aber in uns gibt es noch einen Funken politische Unkorrektheit, um die wir kämpfen. Aber ich sehe diesen Konflikt auch in anderen Ländern. Wobei dies nicht das Anliegen unseres Films ist. Mit einem Tabubruch erzeugt man etwas Verrücktes, und das regt zum Lachen an. Darum geht’s!
Ticket: War es Ihnen nicht unangenehm, einen Typen zu spielen, der die ganze Zeit masturbiert?
Mikkelsen: Nicht wirklich! Machen wir das nicht alle? Wenn auch nicht so häufig (lacht). Im Film wird ja ein Grund dafür genannt. Es gibt für mich zwei unterschiedliche Kategorien von Menschen, die ich spiele. Die einen sind normale Bürger wie du und ich, die anderen sind verrückter und reagieren in Alltagssituationen völlig anders.
Ticket: Das sind sicherlich auch die spannenderen Charaktere für Sie...
Mikkelsen: Es ist weniger interessant, sich in eine normal agierende Person hineinzudenken. Aber wenn da jemand ist, der sich in ein Tier verliebt hat, muss ich ihn mit meinem Kopf irgendwie versetzen. Ich meine, herauszufinden zu wollen, warum er auf Hühner steht, ist wahrscheinlich eher langweilig und noch nicht mal möglich. Genauso habe ich mich meiner Fernsehfigur Hannibal genähert. Da gab es auch keinen Weg, sie verstehen zu wollen.
Ticket: Es hat schon etwas Mutiges, einen durchgeknallten Mann wie Elias zu verkörpern. Gibt es dennoch etwas, was Sie vor der Kamera niemals tun würden?
Mikkelsen: Das hängt immer vom Kontext ab. Mir fallen keine Charaktere ein, die ich nicht zum Leben erwecken würde. Ob grotesk, brutal oder furchterregend – das ist alles möglich für mich, wenn der Zusammenhang zur Geschichte stimmt und es nicht allein um die Figur geht. Wahrscheinlich würde ich niemals in einem Porno mitspielen, weil das langweilig wäre und die Bezahlung schlecht ist (lacht).
Ticket: Auch international sind Sie ein gefragter Schauspieler. Haben Sie Regeln, wie viel Sie im Ausland und in der Heimat drehen, um diesen Status nicht zu verlieren?
Mikkelsen: Nein, das ist allein eine Frage der Angebote. Wenn mir davon etwas gefällt, mache ich es – und glücklicherweise befinde ich mich heute in dieser Situation.
Ticket: Hätten Sie es sich am Karriereanfang je träumen lassen, irgendwann zu den erfolgreichsten Schauspielern Europas zu gehören?
Mikkelsen: Niemals! Wie viele andere wollte ich den dänischen Film verändern, etwas Neues ausprobieren und nicht beeinflusst sein von Filmen aus Amerika. So entstand der Traum, nicht das Ziel, es anders zu machen, und zwar so, wie wir es wollten. Und er erfüllte sich, wenn auch nur Schritt für Schritt.
von tsc
am
Mi, 01. Juli 2015
MEN & CHICKEN
Regie: Anders Thomas Jensen
Mit Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, David Dencik, Nicolas Bro, Kirsten Lehfeldt und anderen
104 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Gabriel (David Dencik) und sein Bruder Elias (Mads Mikkelsen) erfahren nach dem Tod ihres vermeintlichen Vaters, dass sie einst adoptiert wurden und ihr leiblicher Vater auf einer entlegenen Insel leben soll. Die beiden höchst ungleichen Brüder machen sich auf die Suche – und treffen auf ihre Halbbrüder, die auf einem verdreckten Anwesen hausen, zur Gewalt neigen und ein schreckliches Familiengeheimnis wahren...
Autor: bz