Chansons und Pop

Patricia Kaas eröffnet das ZMF

Patricia Kaas eröffnet das ZMF in Freiburg.

Nach einer schweren Krise ist Patricia Kaas wieder da. Beim Eröffnungskonzert des 35. ZMF in Freiburg stellt sie die Songs ihres aktuellen, nach ihr selbst benannten Albums vor.

"Ich musste erst die Frau werden, die ich heute bin, um ein solches Album machen zu können", sagt Patricia Kaas über "Patricia Kaas", das zehnte Studioalbum und das erste mit neuen Songs seit 13 Jahren.

Wir sprechen mit Kaas in Straßburg, einen Tag vor dem Videodreh zum Song "Madame Tout Le Monde" in einem mehr als 100 Jahre alten kommunalen Schwimmbad. In dem eher leichten, beschwingt-heiteren Song geht es darum, "dass die Gesellschaft von uns Frauen wirklich sehr viel verlangt. Wir sollen Erfolg im Beruf haben, eine gute Partnerin sein, Sport treiben, Kinder großziehen. Man muss keine Feministin sein, um festzustellen, dass diese Ansprüche einen bisweilen überfordern können".

Patricia Kaas, im Dezember 50 geworden, weiß sehr genau, wovon sie spricht. Vor zwei Jahren konnte sie nicht mehr, Burnout, alles war ihr zu viel. "Ich hatte auf nichts mehr Lust, fühlte mich einfach nur erschöpft und leer." Die Jahre zuvor waren auch wirklich heftig gewesen, ausgefüllt mit langen Tourneen, zwei Coveralben, einer Autobiographie sowie einem Film, in dem Kaas eine Mutter spielt, die ihre Tochter verliert. "Mein Vater war Grubenarbeiter", erklärt sie ihren Weg ins Ausgebranntsein, "bei uns zu Hause belastete man die anderen nicht mit seinen Gefühlen. Sich Hilfe zu holen in seelischer Not, war für mich etwas Ungewohntes.

"Durch die Therapie ("viel reden mit einer Vertrauensperson und Medikamente") habe sie nicht nur "einen besseren Blick auf mich selbst" bekommen, sondern auch neues Selbstvertrauen. "Als ich wieder gesund war, fühlte es sich an wie ein neuer Start in mein Leben. Wie ein kleiner Neuanfang." In Zukunft wolle sie besser auf sich aufpassen, sich weniger stressen lassen, häufiger faul sein. "Auch wenn meine deutsche Disziplin und meine Leidenschaft für die Musik mich auch weiterhin antreiben."

Der neuen Platte hört man den frischen Biss zu jeder Sekunde an. Kaas, die 1988 mit dem Debüt "Madame Chante Le Blues" gleich groß rauskam, klingt etwas rauer, weniger poliert als früher: "Es ist ein Mittelding zwischen den eleganten Chansons, die die Leute von mir kennen, und einem Ansatz, den ich mal als ,Alternative Chanson‘ bezeichnen möchte." Das ZMF-Publikum darf gespannt sein auf die neue alte Patricia Kaas.

Termin: Freiburg, ZMF, Zirkuszelt, Mi, 5. Juli, 20 Uhr. Das komplette Festivalprogramm unter http://www.zmf.de
von Steffen Rüth
am Fr, 30. Juni 2017

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