Interview

Paul Rudd: „Jeder will heroisch sein“

TICKET-INTERVIEW: Der Schauspieler Paul Rudd über Fitness, Verbotenes und den neuen Film "Ant-Man".

Paul Rudd – diesen Namen muss man sich merken. Denn mit ihm erwacht auf der Leinwand ein neuer Superheld aus Marvels Comicwelt. Als "Ant-Man" kann er sich selbst auf die Größe einer Ameise bringen, aber nur, wenn er seinen Spezialanzug trägt. "Ant-Man" hat Witz und Ironie. Das Spezialgebiet von Paul Rudd (46), der mit Komödien wie "Vorbilder!?" und "Immer Ärger mit 40" bekannt wurde. "Ant-Man" macht ihn nun zum Star, den Markus Tschiedert in London traf.

Ticket Mal ehrlich, was würden Sie tun, wenn Sie die Fähigkeit hätten, sich schrumpfen zu lassen?
Rudd: Darüber habe ich wirklich viel nachgedacht, sowohl beim Drehbuchschreiben als auch beim Spielen einzelner Szenen, in denen ich mir den Superheldenanzug anziehen musste. Theoretisch gedacht ist man dann ja so gut wie unsichtbar, und das eröffnet viele Möglichkeiten. Mal abgesehen von den nicht jugendfreien Sachen, die wir alle bestimmt gern mal ausprobieren möchten, würde ich mich in ein Flugzeug schmuggeln und um die Welt reisen.
Ticket: Das ist aber ein bescheidener Wunsch...
Rudd: Klar, das lässt sich in Normalgröße ebenso gut bewältigen, wenn man genügend Geld hat. Aber jetzt kommt’s: Ich würde mich auch in Konzerte schmuggeln und mich dann glatt auf die Gitarre des Sängers setzen.
Ticket: Und wer spielt?
Rudd: Vielleicht Jack White? Tatsächlich hatte ich eine ähnliche Szene sogar für den Film geschrieben, aber wie das manchmal so ist, sie hat es nicht weiter als bis zur Drehbuchversion geschafft.
Ticket: Würden Sie wirklich keine verbotenen Dinge machen?
Rudd: Das gedanklich durchzuspielen, macht natürlich schon Spaß. Wie könnte ich beispielsweise Lottozahlen beeinflussen, um viel Geld zu gewinnen? Würde ich meine Freunde am Kasinotisch betrügen – damit die Würfel immer zu meinen Gunsten fallen oder die Kugel beim Roulette auf eine bestimmte Zahl rollt? Es gibt keinen einfacheren Weg, zu Geld zu kommen, wenn man so klein ist, dass dich keiner sehen kann.
Ticket: Waren Sie schon mal in einer Situation, in der Sie sich als Held bewähren mussten?
Rudd: Gewiss doch, aber nur in kleinen Bereichen für meine Kinder, meine Familie und meine Eltern. Das kann man natürlich nicht mit den Aufgaben vergleichen, die der Ant-Man bewältigen muss. Ich denke, jeder will heroisch sein und von allen als die Person gesehen werden, für die man sich selbst hält. Eine Person, auf die man stolz sein kann.
Ticket: Kannten Sie "Ant-Man" bereits aus Ihrer Kindheit, oder waren Sie kein großer Comic-Leser?
Rudd: Einige Comics hatte ich als kleiner Junge schon, darunter auch ein paar von Marvel. Ich war wohl eher ein gelegentlicher Leser von Comics und in erster Linie ein Fernsehkind. Mir waren aber britische Comics wie "Beano" und "Dandy" sehr wohl bekannt, die mir mein Onkel oft nach Amerika schickte.
Ticket: Können Sie sich erklären, warum Marvel-Comicverfilmungen unaufhörlich so erfolgreich sind?
Rudd: Nun, ich kann nur sagen, was ich an ihnen mag, woraus ich nur schließen kann, dass das auch andere Zuschauer anmacht. Diese Filme dienen dem Eskapismus, und zwar auf die beste Art und Weise. Bei den Figuren, die doch alle sehr mutig erscheinen, handelt es sich in Wirklichkeit um sehr komplexe Persönlichkeiten mit jeweils eigenen Konflikten. Weshalb man sich mit ihnen so gut identifizieren mag. Mir gefällt dabei, wie man mit seinen Figuren umgeht.
Ticket: Sie meinen für die Kinoauswertung?
Rudd: Ja, es geht ihnen um die Filme, die von hoher Qualität sein sollen, weshalb immer wieder Risiken eingegangen werden. Keiner der letzten Superhelden-Filme ist wie der andere, es wird immer wieder nach innovativen und herausfordernden Wegen gesucht. Das ist die Erfolgsformel, die beweist, dass bei Marvel echte Fans sitzen, sie kennen die Welt ihrer Comics, weil sie damit selbst groß geworden sind. Ihnen geht es nicht nur ums finanzielle Geschäft, sondern es wird alles versucht, das beste Resultat aus einem Comic zu erzielen.
Ticket: Sie haben sich für "Ant-Man" einem strengen Fitnessprogramm unterstellt, um Gewicht zu verlieren...
Rudd: Gewicht habe ich nicht wirklich verloren, nur mein Körperfett gegen Muskeln eingetauscht. Gewiss bin ich dadurch dünner geworden, indem ich nicht nur Gewichte stemmte, sondern auch verschiedene Gymnastikprogramme über mich ergehen ließ. Ein ganzes Jahr zog ich das durch, bevor auch nur eine Szene im Kasten war. In dieser Zeit standen Fitness, Diät und Übungen im Fokus meines Lebens – und zwar täglich.
Ticket: Da weitere "Ant-Man"-Auftritte folgen werden, müssen Sie damit wohl weitermachen...
Rudd: Das stimmt, ich mache weiter, wenn auch nicht mehr so intensiv wie in dem einen Jahr. Dafür fehlt mir momentan die Zeit, weil ich permanent unterwegs bin, um "Ant-Man" zu promoten. Aber sobald ich damit durch bin, fange ich an, wieder intensiver zu trainieren.
von tsc
am Mi, 22. Juli 2015

ANT-MAN

Regie: Peyton Reed
Mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Michael Peña, Corey Stoll und anderen
117 Minuten, frei ab 12 Jahren

Die Story
Für Scott Lang (Paul Rudd) läuft das Leben schlecht. Gerade aus dem Knast entlassen, lässt er sich auf einen neuen Coup ein und dringt in die Villa des verschrobenen Wissenschaftlers Dr. Hank Pym (Michael Douglas) ein. Dort findet er nicht mehr als einen merkwürdigen Anzug, mit dem man per Knopfdruck auf Ameisengröße schrumpft. Ant-Man ist geboren! Jedoch darf er diese Technologie nicht in militärische Hände geraten lassen...  

Autor: bz

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