Rosenpracht und Rosamunde Pilcher

Picknick im Landhaus Ettenbühl

Decke gepackt, Picknick abholen und schlemmen unter freiem Himmel im Landhaus Ettenbühl in Bad Bellingen-Hertingen. Highlights außerdem: die blühende Kulisse und der betörende Rosenduft.

Das ist doch bestimmt kein Frosch, sondern ein verwandelter Prinz, der sich da im Park des Landhauses Ettenbühl lautstark Gehör verschafft. Wir haben unsere Picknickdecke unter einer ausladenden Trauerweide direkt neben dem Bassin im Wassergarten ausgelegt. Die Seerosen auf dem Wasser sind prächtig, der schwimmende Rosenpavillon und die Rosenbeete drumherum romantisch und es ist kein Wunder, dass einem da unwillkürlich Märchen wie das vom Froschkönig in den Sinn kommen.

Fast wie bei Rosamunde Pilcher

Das Picknick in diesem sieben Hektar fassenden und im englischen Stil gehaltenen Landschaftspark bei Bad Bellingen-Hertingen hat einen ganz ungewöhnlichen Reiz. Ein bisschen was von Zauberei und Märchenglück, Rosamunde Pilcher-Verfilmungen im englischen Cornwall und von Verführungen kulinarischer Art. Porco Tonnato (dünn geschnittenes Schweinefilet mit Thunfischsauce nebst Kapern) packen wir aus, Couscous mit Zitronenhühnchen, tolle Salate, Schinken, Käse und Oliven, zum Dessert Schokoladenkuchen, Rote Rosengrütze mit Vanillesauce, Scones mit Clotted Cream und selbstgemachter Erdbeermarmelade (typisch englisch zur Tea-Time!) sowie einen Rosenblüten-Secco, der genauso intensiv duftet wie die vielen Rosen um uns herum.

Garden-Picknick to go

Weil in Corona-Zeiten alles ein bisschen anders läuft als unter normalen Umständen hat Stefanie Körner, die mit ihrer Mutter Gisela Seidel das Landhaus Ettenbühl betreibt, die schon im Vorjahr realisierte Idee von einem "Garden-Picknick to go" (eine Crossover-Form vom englischen Garden und deutschen Picknick) ausgeweitet. 2019 war das Event nur an ein paar Samstagen im Jahr möglich. Heuer lassen sich die Picknickvariationen täglich vorbestellen. Es gibt sieben verschiedene Zusammenstellungen, darunter auch eine für Kinder.

Anfangs war Ettenbühl ein privater Garten

Man holt die frisch zubereiteten Leckereien im Restaurant ab, passiert ein nostalgisches grünes Tor mit Drehkreuz und darf sich dann überall dort im neueren Teil des Gartens niederlassen, wo auch eine Bank steht. Damit werden die vorgeschriebenen Abstände eingehalten und verhindert, dass es beim Picknicken dann doch einmal zugeht wie in einem Strandbad. Das nämlich möchte Stefanie Körner auf jeden Fall verhindern.

Jetzt im Sommer ist das Schlemmen unter freiem Himmel sogar bis zum Einbruch der Dunkelheit möglich. Der Blick geht zum Dörfchen Hertingen mit seinem Kirchturm und zum nahen Blauen als Hausberg des Markgräflerlands.

Fast schon kitschig

Wenn die Sonne ganz tief steht und der Park in ein weiches Abendlicht getaucht wird, ist das nicht nur traumhaft, sondern fast schon ein wenig kitschig. Dabei kommen genau diese Atmosphäre und natürlich das Picknickerlebnis an sich an. Wie vieles andere, was Mutter und Tochter in der Vergangenheit im zwischen den sanften Hügeln des Markgräflerlandes gelegenen Gartenparadies auf die Beine gestellt haben. Die üppigen Rosenfeste zum Beispiel, die englische Tea-Time im Restaurant oder das Chorfestival im Park. Die fachkundigen Seminare und Führungen, bei denen immer viele Anekdoten aus der Geschichte von Ettenbühl erzählt werden.

Berichtet wird dabei häufig von den Anfangsjahren. Noch vor der Jahrtausendwende beschlossen Mutter und Tochter aus ihrem privaten Rosengarten ein Unternehmen zu machen. Ein Projekt, bei dem seit der Gründung des Betriebs vor 21 Jahren Erfolgsgeschichte geschrieben wurde. Schnell nämlich wurde Landhaus Ettenbühl zu einem Anziehungspunkt für die Fans englischer Gärten und für Rosenfreunde schlechthin. Sie kommen aus der Region, aber auch von weiter her, die aus der Umgebung haben häufig eine Friends-Card, um in Ettenbühl den Wechsel der Jahreszeiten erleben zu können.

Von der Liebe zum Gärtnern

Dass die Anlage aus einem klassischen Aussiedlerhof mit Landwirtschaft entstanden ist, lässt sich nur dann nachvollziehen, wenn Stefanie Körner bei einem Rundgang auf die ehemaligen und umgebauten Stallungen hinweist. Sie ist auf dem Hof aufgewachsen, ihre Eltern, die in Bad Bellingen einst die Seidel-Klinik gründeten und für die Familie einen Wohnsitz nahe am Arbeitsplatz suchten, hielten früher Schweine, Kühe, Hühner und Wachteln. Es gab auch Pferde und sogar eine Reitschule.

Um sich von ihrem stressigen Berufsalltag zu erholen, entdeckte Gisela Seidel die Liebe zum Gärtnern, die Sammlung historischer Rosen, seltener Gehölze und Sträucher wurde immer größer, weil für jeden neuen "Liebling" ein geeigneter Platz gefunden werden musste. Heute besteht Ettenbühl aus 25 verschiedenen Themengärten mit Kräuter- und Gemüseareal, mit Märchengarten und einer Mammutbaum-Allee.

Mehr als 1000 Rosensorten

Insgesamt gibt es mehr als 1000 Rosensorten sowie zahlreiche Bäume und Sträucher aus aller Welt. Die weitläufigen Grünflächen sehen aus wie die in den englischen Parks und ein Labyrinth aus Hainbuchen lockt vor allem Kinder. Gärtnerei, Restaurant nebst Guest-House und ein hübscher Laden fehlen ebenfalls nicht. Rosen, Hüte, Teegeschirr und vieles mehr aus der englischen Garten- und Genusskultur lässt sich käuflich erwerben. Auch der Rosenblüten-Secco und die Marmelade vom Picknick stehen im Regal.

Für den Genuss zu Hause, damit es dort zumindest auf der Zunge ist wie beim romantischen Picknick in Ettenbühl – auch wenn Hertingen und der Blauen dann weit weg sind, keine Rosen duften und kein ein einziger Frosch quakt.
Landhaus Ettenbühl, Bad Bellingen-Hertingen, Hof Ettenbühl, täglich ab 9 Uhr, letzter Einlass in die Gärten um 18.30 Uhr, Eintritt 8,50 Euro, Kinder (5–11 Jahre) 3,50 Euro, Jahreskarte 80 Euro. Picknick (ab 25,50 Euro, Kinderpicknick bis 12 Jahre 19 Euro) auf Vorbestellung bis spätestens 18.30 Uhr im Restaurant abholen, eigenes Picknick kann nicht mitgebracht werden. Tel.: 07635/827970, Infos unter:
http://www.landhaus-ettenbühl.de

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von Ulrike Ott
am So, 21. Juni 2020 um 07:00 Uhr

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