Kino-Interview

Produzent Kevin Feige über "The Avengers 3: Infinity War“

TICKET-INTERVIEW: Produzent Kevin Feige über Marvel-Comic-Verfilmungen und weibliche Superhelden.

Keine andere Filmserie hat die Kinolandschaft der letzten zehn Jahren so geprägt wie die Comicverfilmungen von Marvel. "Iron Man", "Captain America", "Thor", die "Guardians of the Galaxy", "Ant-Man", "Doctor Strange", "Spider-Man" und zuletzt "Black Panther" spülten Milliarden in die Kinokassen. Als "The Avengers" kämpften die Superhelden 2012 erstmals auf der Leinwand mit vereinten Kräften. Der einzige, der da noch den Überblick behält, ist Produzent Kevin Feige (44), der seit 18 Jahren Chef der Marvel Studios ist und mit "Infinity War" nun das dritte "Avengers"-Spektakel ins Kino bringt. Mit ihm sprach Markus Tschiedert.

Ticket: In "The Avengers 3: Infinity War" vereinen Sie nun alle Superhelden, die Sie in den letzten Jahren auf die Leinwand gebracht haben. Was kann danach noch kommen?
Kevin Feige: Tatsächlich feiern wir mit "Infinity War" das zehnjährige Bestehen der Marvel Studios, die 2008 mit "Iron Man" ihren ersten eigenen Film produziert hatten. Das kann ich noch gar nicht glauben, weil es sich für mich noch wie gestern anfühlt, dass es dazu kam und wir das Beste geben wollten, was möglich war. Vor zehn Jahren war es noch ein Traum, eines Tages "The Avengers" realisieren zu können.
Ticket: Die Idee dahinter war, ein eigenes Filmuniversum aufzubauen, in dem alle Marvel-Helden miteinander verstrickt werden. Mit welchem Konzept im Kopf haben Sie sich dieser Aufgabe gestellt?
Feige: Anfangs hatten wir nur Träume und Vorstellungen davon, wohin die Reise mal gehen könnte. An Spider-Man etwa war noch gar nicht zu denken, weil Sony die Filmrechte hat. Erst als sich eine Kooperation zwischen Sony und Marvel Studios ankündigte, überlegten wir, wie man Spider-Man in unser Universum integrieren könnte. Unser Spider-Man wurde 2016 im dritten "Captain America"-Film eingeführt, ein Jahr später bekam er mit "Homecoming" seinen ersten eigenen Marvel-Film. Bei "Infinity War" ist Spider-Man natürlich auch wieder dabei.
Ticket: Infinity heißt übersetzt Unendlichkeit. Lässt sich das auch auf das sogenannte Marvel Cinematic Universe (MCU) übertragen?
Feige: "Infinity War" ist der Abschluss einer Saga unserer ersten 22 Marvel-Filme. Mit der Fortsetzung von "Spider-Man: Homecoming" setzen wir schließlich den Startpunkt für das nächste MCU-Kapitel. Weshalb Spider-Man in "Infinity War" eine Schlüsselfigur ist. Was er hier zusammen mit den anderen Avengers erlebt, wird sein Leben drastisch verändern, und damit beginnt bei MCU eine neue Ära.
Ticket: Sie haben damit ein komplexes Universum geschaffen. Blicken Sie selbst noch durch, wie die Marvel-Filme miteinander verflochten sind?
Feige: Für mich ist das wie eine zweite Natur geworden. Ich lebe nun schon so lange damit, dass ich wirklich behaupten kann, wir wissen, was wir tun. Die Wahrheit dahinter ist aber, dass wir jedes Mal einen eigenen in sich abgeschlossen Film drehen, der dem puren Entertainment dient. Das heißt also, man muss nicht alle Filme von Marvel gesehen haben, um sich gut unterhalten zu fühlen.
Ticket: Was dem Marvel-Universum jedoch noch fehlt, ist eine Superheldin wie "Wonder Woman" aus der DC-Comicwelt, die 2017 ihren eigenen Kinofilm bekam, der ein großer Erfolg wurde...
Feige: "Ant-Man and the Wasp" ist zumindest schon mal unser erster Film, in dem die Superheldin im Titel genannt wird. Dann folgt "Captain Marvel" mit Brie Larson als Carol Danvers alias Captain Marvel, die dann tatsächlich unsere erste Superheldin in einem eigenständigen Film ist. Dass "Wonder Woman" so gut ankam, ist großartig und wichtig, um mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass das Publikum womöglich kein Interesse an Superheldinnen hat. Wir bei Marvel haben daran nie geglaubt und könnten wir zehn Film pro Jahr realisieren, wäre es sicherlich früher passiert, in einem Film eine Superheldin in den Mittelpunkt zu stellen. Aber ich hoffe, dass nach "Captain Marvel" noch mehr Frauen kommen werden.
von tsc
am Fr, 27. April 2018

Info

THE AVENGERS 3: INFINITY WAR

Regie: Joe & Anthony Russo
Mit Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemsworth, Chris Pratt u.a.
156 Minuten, frei ab 12 Jahren

Die Story
Aus dem Tiefen des Weltalls erscheint der machthungrige Thanos (Josh Brolin) und will die sechs Infinity-Steine finden, mit denen er Gott spielen könnte. Die Guardians of the Galaxy eilen den Avengers zu Hilfe, um das zu verhindern.  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse