Freizeit in Corona-Zeiten

Radtour durch badische Reben: Schön im Tritt bleiben

In Zeiten von Krisen lernt man sie ganz besonders schätzen, all die kleinen Großartigkeiten unserer Landschaft. Eine stadtnahe Radtour verspricht Erholung.

Zu den höhenmetermäßig eher Kleinen unter den Großen zählen der Batzen- und der Schönberg, die wir auf unserer heutigen Tour unter die Räder nehmen wollen.

Kleine Abenteuer vor der Haustür

Sie liegen praktisch vor der Haustür, die Rebberge rund um das Schneckental und sind ideal für die erste Frühjahrsausfahrt, zum Abstand halten und bekommen. Die Sonne strahlt vom blank geputzten Himmel, wischt Kopftrübseligkeiten weg, bis nur noch Seligkeit und der Fahrtwind bleiben. Schon auf den ersten Metern Richtung St. Georgen fliegen knallgelbe Forsythienbüsche vorbei, knospen Magnolien- und Kirschblüten vor unseren Augen um die Wette – alter Falter, wo kommen denn die ganzen Farben her? Hat der Frühling unbemerkt die Hintertür genommen? Egal.

Immer den Radschildern nach geht’s Richtung Bad Krozingen, nach Schallstadt und Norsingen. Zugegeben, das ist nicht die spannendste Strecke. Aber prima zum Einrollen, zum Gucken und Sonnen, zum Lächeln einfangen von entgegenradelnden Pärchen und Familien.

Am Batzenberg in die Pedale treten

Tapfer kurbelt ein Steppke eine kleine Anhöhe hoch, tritt so angestrengt und hochkonzentriert in die Pedale wie es sonst nur Tour-de-France-Fahrer auf den letzten Metern der Königsetappe tun. "Geschafft!", das Büblein strahlt, guckt zurück mit Siegerlächeln zu Mama, Papa und dem kleinen Bruder.

Von unserem "Geschafft" trennen uns noch einige Höhenmeter. Die ersten satten, knackigen gibt’s von Norsingen aus. Denn dort lässt sich der Batzenberg, der mit 376 Hektar als größter geschlossener Weinberg Deutschlands gilt, von hinten aufrollen. Wir kurbeln hoch, in den blauen Himmel hinein, erreichen schnaufend das Pfropfrebe-Denkmal – und verschnaufen.

Still stehen Tuniberg, Kaiserstuhl und Elsass zur Linken, der Schwarzwald mit noch schneegezuckertem Belchen zur Rechten. Auch ein paar vereinzelte Sonnenanbeter genießen den Blick samt Vesper. Alle zusammen scheinen wir andächtiger, entschleunigter als gewöhnlich. Jede Familie, jedes Pärchen, bleibt bei und für sich – und dennoch nicht allein, denn ein Lächeln, ein entferntes "Hallo" schafft Brücken.

Die Krise schärft den Blick für Details

Der Batzenberg selbst liegt wie ein großes Reptil in der Sonne, mit seinem baumlosen, von kleinen Sträßchen wie ein Schildkrötenpanzer durchzogenen Rebenrücken. In sattem Grün stehen die Rebstöcke noch nackt da, wo ein Schild sagt, demnächst Grauer Burgunder wachsen soll. Ein welliges Sträßchen rasiert sich durch den Rebenteppich, führt den Höhenrücken entlang und schließlich nach Ebringen hinab.

Noch flott läuft’s durch Talhausen, ehe wir den Scherenweg rechts liegen lassen und einbiegen in den zweiten Buckel, der aus Flitzern wieder Rebenbummler macht. Tritt für Tritt und im Zickzack schleichen wir hoch, uff, ist das anstrengend. Unten liegt Ebringen wie eine verschlafene Katze beim Nachmittagsschläfchen, und ein paar zähe, aber lohnende Höhenmeter später macht der Schönberg seinem Namen Ehre.

Wir lassen uns zum Rasten auf einer der vielen Wiesen nieder. Die Sonne schickt letzte, wärmende Strahlen, badet die Berge, die Weiden und uns noch einmal im lichten Schein, ehe es dann zurückgeht, gut aufgetankt.
Rebbergtour zum Batzen- und Schönberg, etwa 30 Kilometer und 350 Höhenmeter, Kartenmaterial: Kompass Wander- und Radkarte 890 Münstertal – Nördliches Markgräflerland, 11,99 Euro.
von Anita Fertl
am So, 29. März 2020 um 07:00 Uhr

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