Erlebnispfade für Familien

Raus aus den Socken!

Raus aus den Socken – und rein ins Vergnügen!? Warum Barfußpfade für Familien eine echte Herausforderung sein können.

Wie selbstverständlich laufen wir Tag für Tag auf ihnen herum und schenken ihnen meist wenig Beachtung: Dabei tragen unsere Füße uns im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben. Zeit, ihnen schöne Wege unter die Sohlen zu geben, federnden Waldboden, saftige Wiesen oder auch mal spitze Steine. Auf Erlebnispfaden in Gutach und Bötzingen können Kinder wie Erwachsene mit allen Sinnen den Frühling erleben – und ihre Füße.

Park mit allen Sinnen in Gutach

Aua, auauauuu: Was mitten im Schwarzwald heult, ist nicht etwa ein Wolfsrudel, sondern unsere Familienfreundesbande, die lautstark zeigt, wie es sich anfühlt, durch den mehr als zwei Kilometer langen, mit etwa 15 verschiedenen Untergründen bestückten Barfußparcours im Park mit allen Sinnen in Gutach unterwegs zu sein.

Als Erstes heißt es Schuhe und Socken aus und ab damit ins Schließfach. Käseweiße Füße stehen auf dem Boden, bleich und winterweiß. Ungewohnt fühlt sich das Barfußgehen an und wie ein Storch im Salat stelzen wir zum Anfang, wo zwar kein roter, aber ein grüner Teppich ausgelegt ist.

"Wisst ihr, wir sind ja als Kinder immer barfuß gelaufen, dafür brauchten wir keinen solchen Park, das war ganz normal." Die Antwort ein skeptischer Blick. "Ach ja, Mama? Sieht aber noch nicht so rund aus", gibt der Sprössling kess zurück. Und ist längst mit dem Kumpel auf der Sandstrecke, wechselt auf den weich-harten Rindenmulch. Riecht nach Kräutern, nach Mist, sagen die Jungs. Eher nach Tabak, behaupten wir Erwachsene.

Dann die erste Gabelung. Geradeaus oder nach rechts? Weicheierweg oder Hardcore? Natürlich Hardcore. War zwar falschherum, wie wir kurz darauf feststellen, aber ist ja ein Rundweg. Nun tapsen wir über Aua-Autsch-Kiesel, spitz wie Bergzacken. In sich ist der Weg nochmals geteilt, ein schmaler Streifen mit weicherem Rindenmulch befüllt. Sehnsüchtiges Rüberschielen. "Alles klar, Mama? Warum ziehst du so Grimassen? Du bist’s doch gewöhnt, oder? Weißt schon, früher als Kind und so..." "Jaja, klar. Guckt mal, da ist die erste Hütte." Gottseidank. Mann, tun mir jetzt schon die Füße weh.

Die Rettung heißt Meditationshöhlen. Drinnen kann man Knöpfe drücken, bekommt Tiere bei der Tierfütterung zu hören. Oder einen Angler. "Och, ist das langweilig", maulen die Jungs, "wir wollen weitern." Jetzt schon? "Nee, wir probieren noch die anderen Hörspiele durch. Geht ruhig schon vor." Auf Knopfdruck: die Geräusche eines Picknicks. Dann eines Waldspaziergangs. Die Füße fühlen sich besser an, also weiter.

Die zweite Kieselstrecke ist schon weniger schlimm. Rasch sind wir an der nächsten Station, einem Dunkelhaus. Vorhang auf, reingetapst, Vorhänge zu, es ist stockdunkel. An der Wand eine Leine als Geländer. Nun ist Teamwork gefragt. "Autsch, Vorsicht, da ist ’ne Stufe" – "Pass auf und lauf nicht so dicht auf" – "Oha, hier geht’s runter". Wir hangeln uns durch, zurück bis zum Vorhang, blinzeln: Sonne.

Allmählich gewöhnen sich die winterweichen Füße an den Parcours. Der wechselt von sand- und wiesenweich über waldbodenfest bis hin zu steinhart und tannenzapfenspitz. Wir eiern über Sägespäne, stecken Köpfe in Baumstämme beim Tierlauteraten, erschnuppern Düfte oder entspannen in Klang- und Farbtonhütten. Und chillen auf der Aussichtsplattform, denn der Park ist eingebettet in eine Schwarzwaldlandschaft vom Feinsten, wie hingemalt. Die Runde führt durch mächtigen Tannenwald, über saftige Blumenwiesen. Die Vögel zwitschern, ein kleiner Bach plätschert und die gesamte Szenerie macht einen auf Idylle.

Doch die ist trügerisch, wie wir an den Matschtreppen feststellen: "Oh Alter, ich will den Matsch nicht, der ist ja eiskalt. Autsch, das tut so weh!", schreit der eine, und "Aaaah, das tut weh, ohne Scherz, ohjeh, meine Füße, aua", jault der andere die Tonleiter rauf und runter.

Die Wiese und der Sand danach sind wie Balsam für die gequälten Treter, und die Jungs erholen sich schneller als gedacht: "Kommt, wir machen Schnitzel", rufen sie, und das geht so: Man nehme durchgematschte Füße, paniere sie in Sand, fertig ist der Sonnenschutz.

Spätestens an der Fußwaschanlage spült glasklares Wasser den Schnitzelschmutz wieder weg. Zum Vorschein kommen saubere Füße, nicht mehr winterweiß, sondern gut durchblutet, durchgewalkt und geknetet: Der Barfußsommer kann kommen.


Info

Park mit allen
Sinnen in Gutach
Anfahrt: Mit dem Zug geht es nach Hausach, dort Umstieg in die Ortenau-S-Bahn Richtung Hornberg, bis Haltestelle Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Von dort zwei Kilometer Fußweg zum Park mit allen Sinnen. Oder per Auto: Hauptstraße 95, 7793 Gutach.
Geöffnet: täglich 10 bis 19 Uhr bis Ende Sommerferien Ba-Wü
Eintritt:
6 Euro, Kinder bis 3 Jahre kostenlos, bis 12 Jahre 4,20 Euro
Parcourslänge: 2,1 Kilometer
Infos und Kontakt: http://www.parkmitallensinnen.de


Bötzinger Walderlebnispfad

Emma nimmt Anlauf, springt ab und landet auf dem Po. Lachend klopft sie sich den Sand von der Hose und versucht es gleich nochmal. Sie springt weiter als eine Ameise oder eine Waldmaus, aber nicht ganz so weit wie der Hase. An der Tierweitsprung-Station auf dem Bötzinger Walderlebnispfad geht es darum, welche Tiere im Wald zu Hause sind – und eben auch, wie weit diese springen können. Wie es sich im Wald wohnt, darum geht es im "Ameisennest", das sich als Kletterturm entpuppt. Emma ist die Erste, die oben ankommt und freudestrahlend ihre Nase in die Sonne reckt. Wie sich der Wald anfühlt, das soll ein Barfußpfad näherbringen. Emmas Freundin Alicia läuft flink über Steine und Bretter, mag das Piksen der Sägespäne aber überhaupt nicht und zieht schnell Socken und Schuhe wieder an. Emma wagt sich barfuß sogar ins Dickicht und entdeckt ein Wildschwein. Freilich ist es nur aus Holz und Teil des Erlebnispfads. An jeder Station ist ein Tier versteckt.

Auch an jener, an der ein dickes Seil liegt zum Kräftemessen. Vier Kinder gegen einen Erwachsenen, wer kommt mehr ins Schwitzen? Ins Schlingern gerät Alicia an einer Station, die zeigen soll, wie sich der Wald im Gleichgewicht hält. Sie balanciert auf einem Seil, klammert sich an einem zweiten fest, wackelt, müht sich. Gar nicht so einfach.

Durchs Dickicht marschieren, auf Holzpfählen balancieren und nebenbei etwas über den Wald, seine Bedeutung für die Umwelt und seine Bewohner lernen – die spielerische Wissensvermittlung und das Begreifen mit allen Sinnen steht auf dem Bötzinger Walderlebnispfad im Vordergrund. Zentrale Figur ist dabei die Ameise Fridolin und wie sie den Wald erlebt. Verbunden sind die Stationen, an denen unterschiedliche Bäume erkannt und deren Höhe geschätzt werden sollen, durch einen zwei Kilometer langen Rundweg. Da es keine Steigungen gibt, ist er für Kinderwagen und Laufräder geeignet. Die Stationen sind sehr gut über die Strecke verteilt, so dass auch kleine Kinder zum Laufen motiviert werden und sie immer rechtzeitig, bevor sie müde werden, die nächste Attraktion erreichen.

Der Höhepunkt für Kinder und solche, die noch gerne welche wären, ist ein kleiner Bach, über den man sich mit Hilfe von zwei Seilen hangeln kann. Emmas Papa wagt das Experiment mitsamt dem Töchterchen, das sich wie ein Äffchen an seinen Hals klammert. Glück gehabt, die beiden erreichen das Ufer trockenen Fußes.

Was abseits der Stationen liegt – jede Menge Äste, die sich wunderbar als Wanderstock, Schaukelbrett und Schwert eignen, oder hohle Baumstümpfe, in denen man sich verstecken kann – ist mindestens genauso spannend wie die Stationen selbst. Die Kinder entdecken bunte Schmetterlinge, gepanzerte Käfer und flinke Ameisen. Ob eine wohl Fridolin war?


Info
Walderlebnispfad Bötzingen

Anfahrt: Vom Bahnhof aus ist der Pfad ausgeschildert. Wer mit dem Auto kommt, fährt durch Bötzingen den Wegweisern Richtung Ihringen/Wasenweiler folgend. Nach dem Ortsende geht es bald links zum Walderlebnispfad.
Start: Ausgangspunkt ist ein Spielplatz mit Picknick- und Grillstelle.
Länge: 2 Kilometer, schön gelegen, auch für Kinderwagen und Laufräder geeignet. Lichtere Stellen geben den Blick auf die Weinberge frei; http://mehr.bz/boetz
von Anita Fertl und Kathrin Blum
am Di, 23. Mai 2017 um 11:13 Uhr

Badens beste Erlebnisse