Reben, radeln, gutedeln

Genussradeln per E-Bike: Der Badische Weinradweg verbindet Wein, Natur und Sporteln auf perfekte Weise.

Durch Reben bewegen – das Wiiwegli und der Römerradweg haben’s vorgemacht, der neue Badische Weinradweg setzt noch einen obendrauf: Ganze 460 Kilometer lang führt er in acht Etappen von der Schweizer Grenze durch schönstes Weinland bis Weinheim an der Badischen Bergstraße – und heute auch uns per Velo durch die Anbaugebiete, durch hügelige Reblandschaft, urige Weindörfer, in skurrile Museen und uralte Winzerhöfe mit neuen Weinen. Und ach ja – natürlich auch auf die Höhen des Weingenusses.

Im Breisgau zu Hause, wollen wir heute das Markgräflerland unter die Räder nehmen. Damit der Genuss nicht auf der Strecke bleibt, gibt es zwei Tricks: In die erste Markgräfleretappe steigen wir nicht in Grenzach, sondern in Müllheim ein, sparen dadurch gut 45 Kilometer, gewinnen Zeit für Weinseliges am Wegesrand. Und zusätzlichen Dampf auf die Pedale bringt ein E-Bike.

Bahnhof Müllheim, Kilometer eins. Die Stadt der Wassermühlen ist ein Top-Startpunkt. Kulturbeflissene können im Markgräfler Museum einen Crashkurs in der Geschichte des Weinbaus machen, die bis ins achte Jahrhundert nach Christus zurückreicht.

Kultur gibt’s auch am Wegesrand: Wie zur Einstimmung hält uns Adolph Blankenhorn in dem nach ihm benannten Park milde lächelnd Trauben entgegen. Ganz überzogen mit blau-grünlicher Patina ist die Bronzestatue, mit der die Stadt ihren berühmten Sohn, den Weinbaupionier und Gründer des Weinbauverbands, bedacht hat.

Außerhalb des Städtchens reihen sich Reben an Reben – Gutedel ist’s, mit dem mehr als ein Drittel der Anbauflächen bestockt ist, gepflegt laut Badischem Weinbauverband von 83 Winzerbetrieben. Viele davon liegen an der Strecke, und es lohnt sich, im Vorfeld der Tour schon einmal Betriebe für einen kleinen, feinen Schlenker herauszusuchen.

Fast der gesamte deutsche Gutedel stammt aus dem Markgräflerland. Eine Geschmacksbombe mit fetten Aromen ist er nicht, der gute Edle, der zu den ältesten Weinen der Welt zählt. Doch ein bekömmlicher Alltagsbegleiter, den Markgraf Friedrich von Baden so sehr schätzte, dass er die Rebsorte 1780 aus dem schweizerischen Vevey mitbrachte. Mittlerweile ist der Gutedel im Markgräflerland so heimisch geworden, dass er sogar "Markgräfler" genannt wird.

Wer sich mit Wein beschäftigt, seiner Etikette und den Etiketten, kommt an Zunzingen nicht vorbei, erreicht es gut eingetreten und noch schwungvoll nach sechseinhalb Kilometern. Dort liegt auf dem Weingut Dr. Schneider hinter rebenüberwucherter Fassade eine bislang in Deutschland einzigartige Ausstellung: das Weinetiketten-Museum.

Die Dielen knarzen heimelig, ein holziger Duft steigt in die Nase. In fünf Räumen hängen 200 Jahre deutsche und internationale Weingeschichte, das älteste badische Etikett stammt von 1811. Kunstvolle Burgen, Reben, Dörfer und Landschaften konkurrieren mit witzig-frivolen, teils tierischen Bildchen. Von den Wein-Aushängeschildern grinsen teuflische Gestalten und Narren, gucken Hund, Wildschwein und verspielte Kaiserstühler Katzen auf die Betrachter; jedes für sich ist Teil eines spannenden, bunten und wunderbar künstlerisch gestalteten Weingeschichtsbuchs.

Wir treten wieder nach draußen, kommen trotzdem vom Äußeren zum Inneren der Weinflaschen. Dort, im Gutshof des Weinguts, funkelt golden – natürlich – der Gutedel im Probierglas. Mhhhmmm, mit frischer, milder Note streicht er so sanft über den Gaumen wie die Hügellandschaft wellig und offen ist, die sich zwischen Schwarzwald und Oberrhein ausbreitet. "Vom Boden her haben wir eine leichte Säure mit drin, er ist sehr fruchtbetont, jung und frisch. Und wenn man ihn hinten im Gaumen hat, ist die Mineralität sehr spannend", sagt Sommelière Katrin Endres. Feines Mandelaroma schmecken Kenner heraus, einen Hauch Frucht – passend dazu die Obstgärten, an denen der Weinradweg nach dieser spritzigen Pause vorbeiführt.
von anfe
am Fr, 17. Juli 2020

INFO

Auf rund 460 Kilometern führt der Badische Weinradweg von Basel nach Weinheim, frei zu variieren; Tourenpläne zu den acht Etappen gibt es im Internet unter: http://mehr.bz/brad

E-Bikes leihen:
In Freiburg ist das etwa beim Fahrradverleih in der Radstation möglich für 30 Euro pro Tag und 100 Euro Kaution. Infos:
http://www.freiburgbikes.de  

Autor: anfe

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