Retro-Soul vom Buchhalter
Seine Stimme ist Programm, sein Outfit eine Katastrophe und eigentlich wollte er sowieso Prediger werden, bevor er sich dem Soul-Gesang verschrieb. Unter dem Bandnamen "St. Paul & The Broken Bones" haben Paul Janeway und seine mittlerweile siebenköpfige Truppe aus Birmingham, Alabama, 2014 ihr Debütalbum "Half the City" vorgelegt. Mit dem zwei Jahre später erschienenen "Sea of Noise" gastieren sie jetzt beim Stimmen-Festival. Dass die Newcomer aus den legendären Südstaaten den Burghof zum brodeln bringen, dürfte außer Frage stehen. Nicht umsonst waren die erst 2012 gegründeten Bones auch schon Vorgruppe bei den Stones.
Zusammen passt bei den Jungs dabei alles und nichts. Gemessen an dem, was sie akustisch produzieren, müssten sie schwarz sein und deutlich älter. Janeways Milchgesicht kontrastiert denn auch am heftigsten mit dem, was er nach Leibeskräften seiner Kehle entringt. Die Band hinterlegt mit klassischer Formation und Bläsergruppe fehlerfrei routiniert und mit bald bebendem Groove die Stimme ihres Frontmanns. Ein Otis Redding scheint da aus dem Grab zu steigen oder auch von der Gegenseite eine Aretha Franklin. Noch immer klingt viel Gospel mit. Für eine reine Wiederbelebungsmaßnahme kommt das Ganze aber zu modern daher.
"Retro-Soul vom Feinsten" schwärmen die Kritiker relativ einhellig, während Namen wie Tom Waits oder Nick Cave gleichwohl in einem Atemzug fallen. Obgleich die Texte so gar nichts Religiöses mehr haben, geht es Janeway bei seiner Bühnenperformance nicht zuletzt darum, einen magischen Moment zwischen Band und Publikum zu schaffen, wie er in einem seiner vielen Interviews erzählt hat. Das Spirituelle des Predigerberufs leite ihn insofern noch immer. Der Bandname war trotzdem nicht seine Idee, sondern ein Scherz des Bassisten Jesse Phillips. Ganz ernst meinen es dagegen alle mit ihrer Musik: Seine Form des Soul ist für Janeway sowohl eine Verbeugung vor den Vorvätern und -müttern als auch der unausweichliche Niederschlag eben jener Klänge, von denen er von Kindesbeinen an umgeben war.
Der spezielle Sound des Südens unterscheide sich übrigens klar. Für den Mann, der tatsächlich Buchhalter war bevor er Profimusiker wurde, ist der Southern Soul gelassener und gleichzeitig selbstgewiss genug, um hier und da noch einen Schluck im Gehen zu nehmen, den Anschluss dabei aber immer nur beinahe zu verpassen. Die Menschen bei ihm zu Hause seien nun einmal so wie ihre Musik, das retardierende Moment hätten sie im Blut. Das Publikum pflegt diese gelassene musikalische Selbsteinschätzung mit viel Begeisterung zu honorieren. Die Identifikation fällt so leichter, der Funke springt ungehindert über.
Zusammen passt bei den Jungs dabei alles und nichts. Gemessen an dem, was sie akustisch produzieren, müssten sie schwarz sein und deutlich älter. Janeways Milchgesicht kontrastiert denn auch am heftigsten mit dem, was er nach Leibeskräften seiner Kehle entringt. Die Band hinterlegt mit klassischer Formation und Bläsergruppe fehlerfrei routiniert und mit bald bebendem Groove die Stimme ihres Frontmanns. Ein Otis Redding scheint da aus dem Grab zu steigen oder auch von der Gegenseite eine Aretha Franklin. Noch immer klingt viel Gospel mit. Für eine reine Wiederbelebungsmaßnahme kommt das Ganze aber zu modern daher.
"Retro-Soul vom Feinsten" schwärmen die Kritiker relativ einhellig, während Namen wie Tom Waits oder Nick Cave gleichwohl in einem Atemzug fallen. Obgleich die Texte so gar nichts Religiöses mehr haben, geht es Janeway bei seiner Bühnenperformance nicht zuletzt darum, einen magischen Moment zwischen Band und Publikum zu schaffen, wie er in einem seiner vielen Interviews erzählt hat. Das Spirituelle des Predigerberufs leite ihn insofern noch immer. Der Bandname war trotzdem nicht seine Idee, sondern ein Scherz des Bassisten Jesse Phillips. Ganz ernst meinen es dagegen alle mit ihrer Musik: Seine Form des Soul ist für Janeway sowohl eine Verbeugung vor den Vorvätern und -müttern als auch der unausweichliche Niederschlag eben jener Klänge, von denen er von Kindesbeinen an umgeben war.
Der spezielle Sound des Südens unterscheide sich übrigens klar. Für den Mann, der tatsächlich Buchhalter war bevor er Profimusiker wurde, ist der Southern Soul gelassener und gleichzeitig selbstgewiss genug, um hier und da noch einen Schluck im Gehen zu nehmen, den Anschluss dabei aber immer nur beinahe zu verpassen. Die Menschen bei ihm zu Hause seien nun einmal so wie ihre Musik, das retardierende Moment hätten sie im Blut. Das Publikum pflegt diese gelassene musikalische Selbsteinschätzung mit viel Begeisterung zu honorieren. Die Identifikation fällt so leichter, der Funke springt ungehindert über.
So 16. Juli, 20 Uhr, Burghof Lörrach
von ama
am
Sa, 24. Juni 2017