HipHop

Romano im Waldsee

TICKET-INTERVIEW mit Romano vor seinem Konzert im Waldsee in Freiburg.

Lange Zöpfe und Bomberjacken diverser Footballmannschaften sind seine Markenzeichen. Seinen Freunden gibt er gerne mal einen "Klaps auf den Po", und am liebsten trinkt er Sekt. Romano kultiviert das Ausgefallene – und das Auffallen. Mit seiner Mischung aus Pop, Rap und seinem, im September erschienenes Album "Copyshop" kommt er ins Freiburger Waldsee. Laura Sophia Jung hat vorab mit ihm gesprochen.

Ticket: Romano, zwischen Berlin-Köpenick und Freiburg liegen Welten. Wie würden Sie Ihre Heimat beschreiben?
Romano: Köpenick ist der Ort, der mich inspiriert, an dem ich aufgewachsen bin. Köpenick war ein beliebter Ort für die DDR-Musiker – das war nah an der Grenze. In den Neunzigern gab es dort viele Bands, eine große kreative Szene. Das hat mich früh beeinflusst. Allerdings hat mich nicht nur Köpenick inspiriert, sondern auch ganz Berlin. Gerade die Wendezeit war sehr spannend. Das war ein richtiger Schmelztiegel, ein Kochtopf, bei dem gleich der Deckel wegfliegt bei höchster Temperatur. Die Stimmung war kreativ, alles war im Wandel. Es gab so etwas wie Anarchie und deshalb auch Freiheit.
Ticket: Das klingt wirklich nach einer anderen Welt...
Romano: So sehr auch wieder nicht. Köpenick ist manchmal auch nur eine etwas provinzielle Mischung zwischen Klein- und Großstadt. Auf der einen Seite hast du die Stadt und das bunte Treiben; auf der anderen Seite kannst du aber eben auch einen Ruhepol finden. Nach drei, vier Tassen Kaffee und einem langen Tag ist es schön, nach Köpenick zurückzufahren und einfach zu wissen, man kommt nach Hause. Ich kann dann, geistig gesehen, fast nackt durch die Straßen laufen und fühle mich einfach wohl.
Ticket: Nach Experimenten mit Crossover und Schlager scheinen Sie sich mit Ihrer neuen Musik ganz wohl zu fühlen. Wie würden Sie den Stil Ihres Albums "Copyshop" und des Vorgängers "Jenseits von Köpenick" beschreiben?
Romano: Ich bin Anfang der Neunziger großer Fan des Westküsten-HipHop geworden. Snoop Dogg war ein Typ, den ich für seine lockere Art und seine Raps sehr bewundert habe. Ich denke, diese Inspiration hört man heute deutlich. "Copyshop" ist am ehesten ein HipHop-Album, aber ich würde ihm keinen Stempel aufdrücken. Auch die französische Elektromusik ist eine wichtige Inspiration für mich, und selbst der Schlager kommt in den Liebesliedern zum Zug.
Ticket: Was erwartet die Fans als nächstes? Wieder Schlager?
Romano: Gerade fühle ich mich angekommen. Die ganzen verschiedenen Musikrichtungen, die ich gemacht habe, haben jetzt ihren Hafen gefunden. Hier findet alles, was ich bisher gemacht habe, seinen Platz, ob es der Drum ’n’ Bass ist wie bei "Klaps auf den Po", der Schlager wie bei "Romano und Julia" oder der Ballade "Karl May" oder eben Metal und HipHop. Jedes Schiff hat seinen Platz im Hafen gefunden, und es wird dort eine Riesen-Romano-Party gefeiert.
Ticket: Kann man sich so auch die Konzerte vorstellen?
Romano: Ja, genau. Live kommen da auch die verschiedensten Leute zusammen. Du hast Metaller, Gothic-Fans, du hast HipHopper, Techno-Leute. Es kommen Familienväter mit Kindern, Hetero- und Homosexuelle. Das ist eine wunderschöne bunte Mischung. Dann geht der Metaller zum HipHopper rüber und fragt ihn nach ’ner Kippe, und sie kommen ins Gespräch. Ich finde sowas sehr schön, da ergeben sich neue Verbindungen. Für zwei bis drei Stunden wird der Alltag vergessen. Ich bin auch zum ersten Mal mit Live-Begleitung unterwegs, zwei Schlagzeugern. Das wird sicherlich eine spannende neue Verbindung, auch in Freiburg.

Termin: Freiburg, Waldsee, Fr, 3. Nov., 20 Uhr
von lsj
am Fr, 03. November 2017

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