BZ-Interview

Sängerin Cäthe kommt nach Freiburg ins Jazzhaus

Längst hat sich Catharina "Cäthe" Sieland, 32, geboren in Straßfurt, ausgebildet an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, Nebenjoberfahrung als Weihnachtsmann, vom Tipp zur Rockröhren-Hoffnung gemausert.

Steffen Rüth hat mit der Sängerin gesprochen, die im Jazzhaus Freiburg auftritt.

Ticket: Ihre Lieder sind eigensinnig, passen in keine Schublade. Als was sehen Sie sich selbst? Als Rockröhre, Blues-Lady oder Singer/ Songwriterin?
Cäthe: Ich möchte mich gar nicht auf eine bestimmte Kategorie festlegen oder jetzt einen Begriff nennen. Sonst denke ich noch tagelang darüber nach, was ich da gesagt habe. Es liegt in meiner Natur, ständig alles zu hinterfragen. Die Musik hilft mir, mich selbst ein bisschen zu strukturieren. Ich neige dazu, zu kompliziert zu denken. Songs zu schreiben hilft mir dabei, Dinge für mich auf den Punkt zu bringen und weniger komplex zu machen.
Ticket: Haben Sie je überlegt, englische Texte zu singen?
Cäthe: Nie. Meine Gedanken würden auf Englisch nicht funktionieren. Außerdem bin ich ein großer Fan von Reimen, das Poetische beim Songschreiben macht mir wahnsinnig viel Spaß, und auf Deutsch fällt mir das Formulieren sehr viel leichter.
Ticket: Sie sind kurz vor der Wende mit Ihren Eltern von der DDR nach Aalen in Baden-Württemberg ausgereist. Wann wussten Sie, dass Sie Musikerin werden wollen?
Cäthe: Mit 14 spielte ich meine ersten Kneipenkonzerte und merkte schnell, dass ich keine Coversongs, sondern eigene Lieder singen wollte. Meine Eltern hatten einen Schmiedebetrieb, und anfangs wollte ich in den Bereich Schmuck und Design gehen, aber das war mir einfach nicht spannend genug. Ich habe dann also nach der Mittleren Reife zwei Jahre an der Fachschule für Musik- und Gesangsausbildung im fränkischen Dinkelsbühl studiert, das war sehr familiär und super. Später bin ich nach Hamburg gegangen und habe den Popkurs belegt und die Leute kennengelernt, mit denen ich größtenteils heute noch zusammenspiele.
Ticket: Im Song "So oder so" singen Sie: "Ich komme mir langsam vor wie jemand, der ich bin." Wollten Sie mehr Klarheit im Leben, und haben Sie die bekommen?
Cäthe: Diese Klarheit will ich immer schon, aber ich will auch kein Ordnungsfreak werden. Selbstakzeptanz und Selbstliebe sind für mich immer große Themen gewesen, auch natürlich in meiner Musik. Ich komme langsam an den Punkt, an dem ich mich selbst zu schätzen lerne. Ich muss nicht mehr die Beste, Größte, Genialste, Schönste sein. Sondern diejenige, die ich eben bin. So viel kann man da gar nicht verändern.
Ticket: "Die zu werden die wir sind" behandelt dasselbe Thema.
Cäthe: Ja, dieses ewige und auch erschöpfende Streben nach dem Glück. Oder nach dem, was wir für das Glück halten. Man hat ja heute fast schon die soziale Verpflichtung zu versuchen, glücklich zu sein oder zumindest im Ansatz zu ergründen, was Glück für einen sein könnte. Weil: Du machst dein ganzes Umfeld unglücklich, wenn du nicht glücklich bist.
Ticket: Ist der "Junge aus Sand", offensichtlich Ihr Freund, noch Teil Ihres Lebens?
Cäthe: Ja. Ich hoffe, dass er mir nie durch die Hände rinnt (lacht). Er ist die entscheidende Schlüsselfigur für meinen Frohsinn. Weil er mich mir selber nahe bringt und mir ganz liebevoll den Spiegel vorhält. Mein Freund macht mich aufmerksam auf meine Schwächen und auf meine Stärken. Das bedeutet Liebe für mich.
Ticket: Ina Müller sagt über Sie: "Cäthe ist die beste Sängerin Deutschlands". Wie finden Sie selbst Ihre Stimme?
Cäthe: Mal so, mal so. Manchmal denke ich "Wow, das bin ich ja.", und manchmal bin ich nur genervt von meiner eigenen Stimme. Lautes Singen ist für mich befreiend, aber auch anstrengend, ein Rausprügeln. Privat bin ich eine eher introvertierte Person, ich höre lieber zu, und bin gerne mal für einen Lacher zu haben. Aber ich bin kein Mensch, der reinkommt, labert und den Raum dominiert. So von 18 bis 20 hatte ich eine hyperhysterische Phase, ich dachte, ich muss laut sein, um Kontakte zu schließen und überhaupt beachtet zu werden. Eigentlich ist das mit der Musik auch echt kein Job für mich (lacht). Ich werde nie eine richtige Rampensau sein.


Vorverkauf:

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Termin: Freiburg, Cäthe, Jazzhaus, Sa, 13. Feb., 20 Uhr
von Steffen Rüth
am Fr, 12. Februar 2016 um 06:55 Uhr

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