Stimmen-Festival
Sandra Nkaké im Rosenfelspark
Paris ist ein Melting Pot der unterschiedlichsten musikalischen Lebensentwürfe, in dem auch Sängerinnen und Sänger mit afrikanischer Abstammung sich in jedwede stilistische Richtung entfalten. Am Beispiel von Sandra Nkaké lässt sich schön zeigen, wie offen die französische Metropole in alle Himmelsrichtungen ist.
Es ist nicht damit getan, die Kamerunerin einfach als neues Afrosoul-Phänomen zu sehen. Die Wurzeln auf dem schwarzen Kontinent sind nur noch als Spurenelemente in ihren Liedern erfahrbar. Und ja, sie hat zwar jede Menge Soul in ihrer mal rauen, mal transparent mädchenhaften, mal beschwörenden, mal explosiven Altstimme, die eigentümlich androgyn klingt. Doch Nkake, die als Vorbilder Joni Mitchell ebenso wie Björk angibt, Nina Simone wie Jeff Buckley, bulgarische Frauenstimmen wie Flamencodiven, spielt niemals auch nur ansatzweise mit der altvertrauten und klischeehaften Gleichung schwarze Lady = Soulstimme. Sie fächert ihr Spektrum erheblich weiter auf: Zerbrechliche, fast folkige, auch mal schwüle Balladen intoniert sie zu verlorener Gitarre und feinen Bläserarrangements, um im nächsten Moment zu irrer Orgel, Scratching und peitschenden Drums den Rock-Ofen anzuwerfen oder sich als Frontfrau eines Funkgebräus in Schale zu werfen. Dieser Wandlungsfähigkeit ist es wohl zu verdanken, dass man Nkake bereits als Backgroundstimme bei so verschiedenen Künstlern wie Afrobeat-Erfinder Tony Allen, Dee Dee Bridgewaters Tochter China Moses oder dem brasilianischen Schlagwerker Nana Vasconcelos erleben konnte.
Kürzlich mischte sie in einer Tributshow für den Vorreiter des Rap und Soulpoeten Gil Scott-Heron mit und erfand seinen Klassiker "Winter In America" mit feuriger Verve geradezu neu. Nkake – so scheint es – kann im Studio und auf der Bühne in fast jede Haut schlüpfen. Nichts ist selbstverständlich, aber alles scheint möglich. Diese Haltung strahlt denn auch ihr aktuelles Album "Nothing Is Granted" aus. "Hinter dem Album steht der Wunsch, sich auf das tägliche Leben zu konzentrieren – diese Szenen machen die Poesie aus, und sie formen letztlich die große Geschichte", gibt sie zu Protokoll. Eine Geschichte, die sich aus vielen hörenswerten Kapiteln zusammensetzt, und in diesen leuchten einzigartige textliche Farben: Nkake erzählt etwa, wie ein kleines Mädchen Erwachsene bespitzelt, wie eine Drogenabhängige ihre Straße beobachtet, und sie formuliert auch mal einen kraftvollen Schrei nach Freiheit. Musikalisch setzt sie dies mit einer feinsinnig agierenden Band um, in der einige der versiertesten Pariser Studiomusiker agieren, die sich – ganz gleich ob im Afrobeat, Reggae oder Surfrock-Setting – stets mit größter Natürlichkeit bewegen.
"Alle meine Figuren suchen auf ihre Weise nach Emanzipation und wollen einer Welt entfliehen, die voller Normen und Vorurteile ist", so Nkake. Diese Vorurteile hat sie erfolgreich ad acta gelegt: Man sollte, nur weil sie in Kamerun ebenso aufgewachsen ist wie in Paris, nicht den Fehler begehen, afrikanische Musik zu erwarten. Vielmehr konfrontiert Nkaké mit einer Popmusik, die viele Wurzeln zu einem Gewächs zusammenführt. "Eine retro-futuristische Welt" nennt dies ihre Plattenfirma etwas gekünstelt. Man könnte auch einfach sagen: Sandra Nkaké spielt den Pop von morgen schon heute.
– So, 26. Juli, 20 Uhr, Rosenfelspark Lörrach; Vorgruppe: Malky von Stefan Franzen
Es ist nicht damit getan, die Kamerunerin einfach als neues Afrosoul-Phänomen zu sehen. Die Wurzeln auf dem schwarzen Kontinent sind nur noch als Spurenelemente in ihren Liedern erfahrbar. Und ja, sie hat zwar jede Menge Soul in ihrer mal rauen, mal transparent mädchenhaften, mal beschwörenden, mal explosiven Altstimme, die eigentümlich androgyn klingt. Doch Nkake, die als Vorbilder Joni Mitchell ebenso wie Björk angibt, Nina Simone wie Jeff Buckley, bulgarische Frauenstimmen wie Flamencodiven, spielt niemals auch nur ansatzweise mit der altvertrauten und klischeehaften Gleichung schwarze Lady = Soulstimme. Sie fächert ihr Spektrum erheblich weiter auf: Zerbrechliche, fast folkige, auch mal schwüle Balladen intoniert sie zu verlorener Gitarre und feinen Bläserarrangements, um im nächsten Moment zu irrer Orgel, Scratching und peitschenden Drums den Rock-Ofen anzuwerfen oder sich als Frontfrau eines Funkgebräus in Schale zu werfen. Dieser Wandlungsfähigkeit ist es wohl zu verdanken, dass man Nkake bereits als Backgroundstimme bei so verschiedenen Künstlern wie Afrobeat-Erfinder Tony Allen, Dee Dee Bridgewaters Tochter China Moses oder dem brasilianischen Schlagwerker Nana Vasconcelos erleben konnte.
Nichts ist selbstverständlich, alles scheint möglich
Kürzlich mischte sie in einer Tributshow für den Vorreiter des Rap und Soulpoeten Gil Scott-Heron mit und erfand seinen Klassiker "Winter In America" mit feuriger Verve geradezu neu. Nkake – so scheint es – kann im Studio und auf der Bühne in fast jede Haut schlüpfen. Nichts ist selbstverständlich, aber alles scheint möglich. Diese Haltung strahlt denn auch ihr aktuelles Album "Nothing Is Granted" aus. "Hinter dem Album steht der Wunsch, sich auf das tägliche Leben zu konzentrieren – diese Szenen machen die Poesie aus, und sie formen letztlich die große Geschichte", gibt sie zu Protokoll. Eine Geschichte, die sich aus vielen hörenswerten Kapiteln zusammensetzt, und in diesen leuchten einzigartige textliche Farben: Nkake erzählt etwa, wie ein kleines Mädchen Erwachsene bespitzelt, wie eine Drogenabhängige ihre Straße beobachtet, und sie formuliert auch mal einen kraftvollen Schrei nach Freiheit. Musikalisch setzt sie dies mit einer feinsinnig agierenden Band um, in der einige der versiertesten Pariser Studiomusiker agieren, die sich – ganz gleich ob im Afrobeat, Reggae oder Surfrock-Setting – stets mit größter Natürlichkeit bewegen.
"Alle meine Figuren suchen auf ihre Weise nach Emanzipation und wollen einer Welt entfliehen, die voller Normen und Vorurteile ist", so Nkake. Diese Vorurteile hat sie erfolgreich ad acta gelegt: Man sollte, nur weil sie in Kamerun ebenso aufgewachsen ist wie in Paris, nicht den Fehler begehen, afrikanische Musik zu erwarten. Vielmehr konfrontiert Nkaké mit einer Popmusik, die viele Wurzeln zu einem Gewächs zusammenführt. "Eine retro-futuristische Welt" nennt dies ihre Plattenfirma etwas gekünstelt. Man könnte auch einfach sagen: Sandra Nkaké spielt den Pop von morgen schon heute.
– So, 26. Juli, 20 Uhr, Rosenfelspark Lörrach; Vorgruppe: Malky von Stefan Franzen
am
Sa, 13. Juni 2015