Rock
Santiano beim Emmendinger Festival I EM Music
Gleich mit ihrer ersten Platte "Bis ans Ende der Welt" aus dem Jahr 2012 landete die fünfköpfige Band Santiano auf Platz eins der deutschen Charts, wo sie seither einen Stammplatz zu haben scheint. Mit dem aktuelles Album "Von Liebe, Tod und Freiheit" , das auch auf Platz eins einstieg, sind die musizierenden Seeleute gerade auf Tour. Dabei legen sie auch in Emmendingen an. Manuel Fritsch sprach mit dem Sänger und Perkussionisten Axel Stosberg über Musik und die Sehnsucht nach der See.
Ticket: Ihre Musik setzt sich aus vielen verschiedenen Stilen zusammen, Shanties und Irish Folk klingen an, aber auch Schlager oder Rock. Wo fühlt ihr euch zu Hause?
Axel Stosberg: Ach, wir sind da ganz multikulti. Wir sind ja immer noch auf Kaperfahrt bis ans Ende der Welt, und an jeder Küste, an der wir anlegen, da nehmen wir musikalische Einflüsse mit an Bord und vermischen die dann mit unseren eigenen Texten und machen daraus unseren eigenen Stil.
BZ: Ihre Lieder drehen sich um die See und um Freiheit. Was fasziniert die Leute an Seemanngeschichten?
Stosberg: Tja, wir haben uns selber auch schon gefragt, woran das liegt, aber die Frage konnten wir uns bis heute nicht zu 100 Prozent beantworten und sind auch gar nicht so unglücklich darüber. Ich denke, dass wir den Menschen aus der Seele sprechen. Es geht da auch viel um Metaphern. Jeder hat sich wohl schon einmal gesagt: Ich pack jetzt einfach meine sieben Sachen und hau ab. Frei sein! Und wenn man das Ganze dann noch verbindet mit an Bord eines Schiffes gehen und in die Freiheit segeln, irgendwo an neue Ufer kommen, dann weckt das in den Leuten archaische Gefühle, die sie selber gar nicht in Worte fassen können.
BZ: Und die Freiheit?
Stosberg: Naja, das lässt sich nicht Wort für Wort übersetzen. Das heißt erst einmal: Trau dir und deinem Instinkt, hör auf dein Bauchgefühl, lass dich nicht leiten von Dogmen. Die Gesellschaft heutzutage ist in ein enges Korsett gedrückt, man ist vielen Dingen ausgesetzt, die einen einengen. Ich glaube, dass unser Bauchgefühl öfter stimmt, als wir zulassen wollen. Es geht darum, sein eigener Herr zu sein, nicht immer anderen hinterherzulaufen.
BZ: Freiheit heißt also, auf sich zu hören...
Stosberg: Ja, aber nicht nur das. Man kann das, was wir singen, nicht so einfach in einem Satz auslegen. Wir sagen nicht: Kündige deinen Job und mach dich auf den Weg. Das ist eher eine Metapher dafür, sein eigenes Leben zu hinterfragen und zu gucken, wo stimmt’s denn nicht? Also eine geistige Freiheit. Wir sind Freigeister, und das wünschen wir dem ein oder anderen auch mal ein bisschen mehr.
BZ: Bei Ihnen allen ist der Erfolg erst relativ spät im Leben gekommen. Was macht das mit einem, mit 50 plötzlich berühmt zu sein?
Stosberg: Erst mal nichts. Es verändert einen nicht so, wie man sich das vorstellt. Es macht das Leben als Familienvater mit zwei Kindern natürlich etwas einfacher, wenn man nicht mehr jeden Euro zweimal umdrehen muss. Aber, wenn uns das mit 20 oder 23 passiert wäre, dann wären wir wahrscheinlich abgehoben. Aber dadurch, dass wir alle schon seit 30 Jahren Musik machen, dadurch, dass wir alle schon Dreck gefressen haben, wissen wir diesen Erfolg natürlich auch mehr zu schätzen und besser damit umzugehen. Weil wir wissen, wie es ist, diesen Erfolg nicht mehr zu haben.
BZ: Erlaubt einem das Alter auch, anders mit den Themen umzugehen, andere Themen zu behandeln?
Stosberg: Natürlich. Nachdem wir alle inzwischen mehr zu Beerdigungen gehen als zu Konfirmationen und es in der letzten Zeit auch um die Band herum einige Fälle gegeben hat, mussten wir uns mit diesen Themen auseinandersetzen. Und es gibt nun mal keinen Waschzettel, der sagt, wie man mit dem Tod umzugehen hat. Also haben wir versucht, selbst einen Ausdruck zu finden, um das Thema mit Respekt und Würde zu behandeln. Wir Menschen tun uns grundsätzlich sehr schwer damit. Ob das der Tod ist, die Liebe oder die Freiheit – genauso, wie unser Album eben heißt. Von Liebe, Tod und Freiheit. Drei Themen, bei denen wir uns sehr schwer tun, sie entsprechend zu behandeln.
BZ: Sie kommen alle aus dem, für uns, hohen Norden. Wie kommen Sie hier im Süden an, wo das Meer ja fern ist?
Stosberg: Nach dem, was wir die letzten drei Jahre kennen gelernt haben, kann man nicht sagen, dass wir ein nordisches Publikum hätten. Klar machen wir im Norden die Seele weit, da fühlen sich alle besonders angesprochen. Aber auch die Süddeutschen haben ihre Affinität. Sie haben ihre Berge, eine monumentale Schönheit, der man mit einer großen Demut begegnet. Genauso wie wir unser Meer haben. Und bei dieser Affinität gibt es eine Schnittmenge, in der wir uns verständigen. Es gibt ab und zu mal ein Nord-Süd-Gefälle von der Zuschauerzahl, aber von der Stimmung her gibt es dieses Gefälle nicht.
Termine: Emmendingen, I EM Music, Schlossplatz, Programm: Billy Idol, Do, 16. Juli, Santiano, Fr, 17. Juli, Gregor Meyle, So, 18. Juli, jeweils 20 Uhr; Info:
BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 von bz
Axel Stosberg: Ach, wir sind da ganz multikulti. Wir sind ja immer noch auf Kaperfahrt bis ans Ende der Welt, und an jeder Küste, an der wir anlegen, da nehmen wir musikalische Einflüsse mit an Bord und vermischen die dann mit unseren eigenen Texten und machen daraus unseren eigenen Stil.
BZ: Ihre Lieder drehen sich um die See und um Freiheit. Was fasziniert die Leute an Seemanngeschichten?
Stosberg: Tja, wir haben uns selber auch schon gefragt, woran das liegt, aber die Frage konnten wir uns bis heute nicht zu 100 Prozent beantworten und sind auch gar nicht so unglücklich darüber. Ich denke, dass wir den Menschen aus der Seele sprechen. Es geht da auch viel um Metaphern. Jeder hat sich wohl schon einmal gesagt: Ich pack jetzt einfach meine sieben Sachen und hau ab. Frei sein! Und wenn man das Ganze dann noch verbindet mit an Bord eines Schiffes gehen und in die Freiheit segeln, irgendwo an neue Ufer kommen, dann weckt das in den Leuten archaische Gefühle, die sie selber gar nicht in Worte fassen können.
BZ: Und die Freiheit?
Stosberg: Naja, das lässt sich nicht Wort für Wort übersetzen. Das heißt erst einmal: Trau dir und deinem Instinkt, hör auf dein Bauchgefühl, lass dich nicht leiten von Dogmen. Die Gesellschaft heutzutage ist in ein enges Korsett gedrückt, man ist vielen Dingen ausgesetzt, die einen einengen. Ich glaube, dass unser Bauchgefühl öfter stimmt, als wir zulassen wollen. Es geht darum, sein eigener Herr zu sein, nicht immer anderen hinterherzulaufen.
BZ: Freiheit heißt also, auf sich zu hören...
Stosberg: Ja, aber nicht nur das. Man kann das, was wir singen, nicht so einfach in einem Satz auslegen. Wir sagen nicht: Kündige deinen Job und mach dich auf den Weg. Das ist eher eine Metapher dafür, sein eigenes Leben zu hinterfragen und zu gucken, wo stimmt’s denn nicht? Also eine geistige Freiheit. Wir sind Freigeister, und das wünschen wir dem ein oder anderen auch mal ein bisschen mehr.
BZ: Bei Ihnen allen ist der Erfolg erst relativ spät im Leben gekommen. Was macht das mit einem, mit 50 plötzlich berühmt zu sein?
Stosberg: Erst mal nichts. Es verändert einen nicht so, wie man sich das vorstellt. Es macht das Leben als Familienvater mit zwei Kindern natürlich etwas einfacher, wenn man nicht mehr jeden Euro zweimal umdrehen muss. Aber, wenn uns das mit 20 oder 23 passiert wäre, dann wären wir wahrscheinlich abgehoben. Aber dadurch, dass wir alle schon seit 30 Jahren Musik machen, dadurch, dass wir alle schon Dreck gefressen haben, wissen wir diesen Erfolg natürlich auch mehr zu schätzen und besser damit umzugehen. Weil wir wissen, wie es ist, diesen Erfolg nicht mehr zu haben.
BZ: Erlaubt einem das Alter auch, anders mit den Themen umzugehen, andere Themen zu behandeln?
Stosberg: Natürlich. Nachdem wir alle inzwischen mehr zu Beerdigungen gehen als zu Konfirmationen und es in der letzten Zeit auch um die Band herum einige Fälle gegeben hat, mussten wir uns mit diesen Themen auseinandersetzen. Und es gibt nun mal keinen Waschzettel, der sagt, wie man mit dem Tod umzugehen hat. Also haben wir versucht, selbst einen Ausdruck zu finden, um das Thema mit Respekt und Würde zu behandeln. Wir Menschen tun uns grundsätzlich sehr schwer damit. Ob das der Tod ist, die Liebe oder die Freiheit – genauso, wie unser Album eben heißt. Von Liebe, Tod und Freiheit. Drei Themen, bei denen wir uns sehr schwer tun, sie entsprechend zu behandeln.
BZ: Sie kommen alle aus dem, für uns, hohen Norden. Wie kommen Sie hier im Süden an, wo das Meer ja fern ist?
Stosberg: Nach dem, was wir die letzten drei Jahre kennen gelernt haben, kann man nicht sagen, dass wir ein nordisches Publikum hätten. Klar machen wir im Norden die Seele weit, da fühlen sich alle besonders angesprochen. Aber auch die Süddeutschen haben ihre Affinität. Sie haben ihre Berge, eine monumentale Schönheit, der man mit einer großen Demut begegnet. Genauso wie wir unser Meer haben. Und bei dieser Affinität gibt es eine Schnittmenge, in der wir uns verständigen. Es gibt ab und zu mal ein Nord-Süd-Gefälle von der Zuschauerzahl, aber von der Stimmung her gibt es dieses Gefälle nicht.
Termine: Emmendingen, I EM Music, Schlossplatz, Programm: Billy Idol, Do, 16. Juli, Santiano, Fr, 17. Juli, Gregor Meyle, So, 18. Juli, jeweils 20 Uhr; Info:
BZ-Kartenservice Tel. 0761/4968888 von bz
am
Mi, 15. Juli 2015