Kino-Interview

Schauspieler Geoffrey Rush über Johnny Depp und „Pirates of the Caribbean“

TICKET-INTERVIEW: Geoffrey Rush über Johnny Depp und "Pirates of the Caribbean – Salazars Rache".

Kein "Pirates of the Caribbean"-Abenteuer ohne Geoffrey Rush! Als tückischer Piratenkapitän Barbossa war der Australier von Anfang an dabei. Im fünften Teil der Piraten-Saga erlebt dieser Barbossa eine schicksalhafte Kehrtwende, die alle Fans überraschen wird. Markus Tschiedert traf Rush (65) in Paris.

Ticket: Wodurch fühlen Sie sich mehr gefordert? Durch Actionszenen wie jetzt in "Pirates" oder eine psychologisch tiefere Rolle wie in "Final Portrait", wo Sie den Bildhauer Alberto Giacometti spielen?
Rush: "Pirates of the Caribbean" ist ein weiterer Blockbuster, mit dem wieder viele Regeln gebrochen werden, um Zuschauern etwas zu bieten, was sie so noch nicht gesehen haben. Sechs Monate hatten wir dafür Zeit, "Final Portrait" ist dagegen ein kleiner Film, der nicht mehr als 25 Drehtage beanspruchen durfte. Und dennoch: Jedes Projekt hat etwas Aufregendes für mich.
Ticket: Die Mehrzahl der Zuschauer wird sicherlich "Pirates" aufregender finden...
Rush: Klar fragt man sich, wenn sich wie in "Final Portrait" zwei Männer in einem Raum unterhalten, der eine malt, der andere sitzt, ob das noch großes Kino ist? Das Gleiche fragte ich mich, als wir "The King’s Speech" drehten, mit Szenen für die Colin Firth und ich zehn Seiten Dialoge lernen mussten, und Colin sollte dabei auch noch stottern. Keine Ahnung, ob das großes Kino ist, aber der Film fand seinen Platz, und das Publikum liebte ihn.
Ticket: Wobei auch der neue "Pirates" nicht nur aus Actionszenen besteht...
Rush: Das stimmt. Als ich Javier Bardem am Set zum ersten Mal traf, war er bereits in seiner Maske, und ich hatte durch Produktionsbilder eine Vorstellung davon, wie er aussehen könnte. Aber niemand warnte mich, dass mit jedem Wort aus seinem Mund eine schwarze Flüssigkeit herausspritzen würde.
Ticket: Wie war die Zusammenarbeit mit Johnny Depp, über den in letzter Zeit viele Gerüchte kursierten?
Rush: Er war großartig, und wann immer er am Set war, erlebte man ihn sehr konsequent. Was er privat anstellte, davon weiß ich nichts. Ich schätze ihn als professionellen Kollegen und würde ihn als einen der größten Stars dieser Ära bezeichnen. Er war in vielen Kinohits dabei, und auch wenn einige seiner Filme floppten, gehört das nun mal zu einer Karriere dazu. Insofern vergleiche ich ihn gern mit Marlon Brando.
Ticket: Man hat das Gefühl, dass die Schurken diesmal mehr im Vordergrund stehen als Jack Sparrow.
Rush: Das könnte an unseren Regisseuren gelegen haben, die ich immer nur die Wikinger nannte, weil sie aus Norwegen kommen und mir das kürzer erschien, als ihre Namen zu nennen. Sie waren noch an der Schule, als der erste Teil ins Kino kam. In dieser Mischung aus Action, Abenteuer, Komödie und Fantasy war Jack Sparrow noch der Außenseiter, der sich in die Story einfügen musste. Ich glaube, das war für sie sehr inspirierend.
Ticket: Was inspiriert Sie – im echten Leben?
Rush: Meine Kinder sind jetzt erwachsen, was ich enorm finde. Als ich in ihrem Alter war, trat ich das erste Mal in die Erwachsenwelt hinaus – was damit endete, dass ich Schauspieler wurde. Ansonsten inspiriert mich Musik.
Ticket: Welche Art von Musik?
Rush: Jegliche Art! Es sind die Farben und die Rhythmen der Musik jenseits der Sprache, die mich inspirieren. Ich besuche viele Konzerte, egal ob Klassik oder Pop. Jeder kann darauf auf seine Weise reagieren, bei Literatur ist das anders. Da wird oft kritisch nachgefragt, welchen Sinn die Worte machen, aber Musik ist eine höhere Kunstform.
Ticket: Mit "Genius" haben Sie nun auch eine TV-Serie abgedreht, in der Sie Albert Einstein spielen. Wie spielt man ein Genie?
Rush: Das war ein guter Gegenentwurf, obwohl ich annehme, dass auch Barbossa von sich glaubt, er wäre ein Genie (lacht). "Genius" war ein spannendes Projekt, denn es war für mich etwas völlig Neues, in einer zehnteiligen Serie mitzuspielen. Man bekommt dadurch mehr Zeit, einen Charakter auszuarbeiten. Für eine Figur wie Einstein ist das auch wichtig, in einem anderthalbstündigen Kinofilm hätte man nur die Höhepunkte seines Lebens herausarbeiten können.

von tsc
am Fr, 26. Mai 2017

Info

Pirates of the Caribbean 5

Regie: Joachim Rønning & Espen Sandberg.
Mit Johnny Depp, Geoffrey Rush, Javier Bardem, Brenton Twaites, Kaya Scodelario, Orlando Bloom u. a.
128 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Einst führte Captain Jack Sparrow (Johnny Depp) den Widersacher Salazar (Javier Bardem) in eine tödliche Falle. Doch Salazar und seine Crew kehren als Geister zurück und sinnen auf Rache. Mit Barbossas (Rush) Hilfe kann Jack Poseidons Dreizack finden, um den Fluch zu brechen...  

Autor: bz

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