Interview
Schauspieler Stellan Skarsgård über seine Rolle im Film "Verräter wie wir"
Mit der Schauspielerei kam Stellan Skarsgård bereits 1967 in Kontakt, als er für die Titelrolle der Serie "Bombi Bitt" im schwedischen Kinderfernsehen entdeckt wurde. Heute ist der 64-Jährige ein Hollywoodstar und wird durch Kinoerfolge wie "Pirates of the Caribbean", "The Avengers", "Mamma Mia" und "Cinderella" auch von jungen Zuschauern geliebt. Seiner skandinavischen Heimat hat der Vater von acht Kindern aber nie den Rücken gekehrt und gehört zum festen Ensemble eines jeden Lars-von-Trier-Films von "Breaking the Waves" bis zu "Nymphomaniac". Im Spionagethriller "Verräter wie wir" spielt der Schwede einen russischen Mafiosi, der aussteigen will. Markus Tschiedert sprach mit ihm.
Stellan Skarsgård: Zum einem, dass der Film auf einem Roman von John Le Carré basiert: Seit meiner Kindheit bin ich ein großer Fan von ihm. Mit 14 und 15 habe ich viel gelesen, und mein Vater schenkte mir "Der Spion, der aus der Kälte kam" von John Le Carré. Das war mein erster Roman für Erwachsene, der mich tief beeindruckte. Als ich John Le Carré nun am Set treffen durfte, besorgte ich mir den Roman nochmals und ließ ihn mir signieren.
Ticket: Und zum anderen?
Skarsgård: Weil ich verdammt viel Spaß daran hatte, den Geldwäscher für ein russisches Gangstersyndikat zu spielen (lacht).
Ticket: Warum Spaß?
Skarsgård: Weil ich die ganze Zeit mit russischem Akzent sprechen und dabei mächtig übertreiben durfte (spricht den Satz mit genau diesem Akzent). Inzwischen kriege ich öfter Angebote, Russen zu spielen. Denn der Kalte Krieg scheint tatsächlich zurückzukommen, und es werden wieder mehr Schurken mit russischem Akzent gebraucht.
Ticket: Wie suchen Sie Ihre Rollen aus?
Skarsgård: Ich spiele gern Sachen, die ich vorher noch nicht gemacht habe, was aber schwieriger wird, weil ich schon viel ausprobiert habe. Daher arbeite ich auch so gern mit Lars von Trier zusammen, denn er fordert sich immer wieder heraus, mit jedem Film neues Territorium zu betreten. Ich mag Filme, die mit einem gewissen Mut gemacht werden.
Ticket: Was aber nicht oft der Fall ist...
Skarsgård: Das liegt daran, dass die Herstellung eines Films so teuer ist und Geldgeber nur selten Risiken eingehen wollen. Aufgrund der Erfolge meiner amerikanischen Filme gelte ich jedoch als diskontfähig, wie es im Finanz-Fachjargon so schön heißt. Gemeint ist, dass ein Independent-Film einfacher zu finanzieren ist, sobald ich mich vertraglich dazu verpflichtet habe mitzuspielen. Aber auch das wird zunehmend schwieriger.
Ticket: Inwiefern?
Skarsgård: Filme wie "Verräter wie wir", die gut geschrieben und besetzt sind, um die 20 Millionen Dollar kosten und sich an ein erwachsenes Publikum richten, werden heute kaum noch gemacht. Es ist inzwischen viel einfacher, Popcorn-Filme mit einem Budget von mehr als 100 Millionen zu finanzieren – oder man bleibt unter zwei Millionen. Was dazwischen liegt, hat kaum noch eine Chance, fürs Kino produziert zu werden. Deshalb sind gute Drehbuchschreiber ins Fernsehen abgewandert. Dort herrscht noch Mut, sich auf außergewöhnliche Stoffe einzulassen.
Ticket: Sie arbeiten inzwischen ziemlich oft für den amerikanischen Kinomarkt. Leben Sie heute mehr in den USA als in Europa?
Skarsgård: Tatsache ist, dass ich seit meinen Abschied 1988 vom Königlichen Dramatischen Theater in Stockholm jedes Jahr acht Monate zu Hause mit meinen Kindern war. Ich arbeite also recht wenig, kriege in den übrigen vier Monaten aber immer noch viel gebacken.
Ticket: Wie stolz sind Sie auf Ihre eigene Karriere?
Skarsgård: Ich habe immer nur in der Gegenwart gelebt. Darin bin ich sehr gut, denn was die Zukunft bringt, kann man nie wissen. Vielleicht hatte ich nur deshalb keine Zukunftsträume, um mich nicht selbst zu enttäuschen. von tsc
Info
Regie: Susanna White
Mit Ewan McGregor, Stellan Skarsgård, Naomie Harris u.a.
108 Minuten, frei ab 16 Jahren
Die Story
Während eines Marokko-Urlaubs freundet sich der Engländer Perry (McGregor) mit dem redseligen Russen Dima (Skarsgård) an. Dima arbeitet für die russische Mafia, doch nun steht er auf der Todesliste, weshalb er Perry bittet, den britischen Geheimdienst zu kontaktieren...
Autor: bz