Kinointerview
Schauspielerin Rebecca Hall über die Dreharbeiten zum US-Drama „The Dinner“
Sie drehte mit Christopher Nolan, Woody Allen und Steven Spielberg, stand mit Robert Downey Jr. und Johnny Depp vor der Kamera – dennoch bleibt Rebecca Hall (35) eine bescheidene Schauspielerin, die sich nicht gern ins Rampenlicht stellen lässt. In "The Dinner" erlebt man die Britin nun als viel zu junge Ehefrau von Richard Gere. Markus Tschiedert traf Rebecca Hall zum Interview.
Ticket: "The Dinner" basiert auf dem Roman "Angerichtet" von Herman Koch, den Sie sicher vorher gelesen haben...
Hall: Ja, ich hatte ihn gekauft, angefangen zu lesen, und es gefiel mir. Sicherlich war es ein großer Schritt, die Geschichte, die in den Niederlanden spielt, nach Amerika zu transportieren. Der Regisseur Oren Moverman wollte die Geschichte aber ausweiten und musste daher seinen eigenen Weg finden, sie zu erzählen. Meine Figur gibt es noch nicht mal im Buch. Beim Lesen musste ich also gar nicht erst danach suchen, ob ich etwas Verwertbares für meine Rolle finden würde.
Ticket: Anfangs werden die vier Hauptcharaktere ziemlich amerikanisch und klischeehaft vorgestellt.
Hall: Gesetzte Erwartungen werden verschoben, weil der Film damit spielt, um klarzustellen, dass es hier weder Helden noch Schurken gibt. Es geht um Menschen, die jedoch monsterhafte Entscheidungen treffen. In den Nuancen wirkt das vielleicht kompliziert, aber man wird beim Zuschauen emotional hineingezogen. Wir sind gezwungen, einer Gruppe von Leuten zuzusehen, die angeblich liberal und sozialbewusst sind, aber sich um nichts sorgen müssen. Insofern leben sie in einer heilen Welt, bis etwas passiert, was sie herauskatapultiert und sie mit gesellschaftlicher Gewalt außerhalb ihres Umfelds konfrontiert. Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema im Film.
Ticket: Die meiste Zeit sitzen die Figuren am Tisch und reden miteinander. Wie hat Ihnen das gefallen?
Hall: Ich mochte das sehr, weil es sich wie Theaterarbeit anfühlte, allerdings ohne Proben. Wir hatten oft um die acht Seiten an Dialogen und drehten am Stück große Szenen. Das war faszinierend, denn unser Regisseur wollte vorab nichts proben, sondern verließ sich darauf, dass alle ihre Rollen kennen. Jeder wusste, wo er zu sitzen hat und wo die Kamera steht. Wir Schauspieler sprachen außerhalb unserer Dialoge vor Drehbeginn einer Szene kein Wort miteinander.
Ticket: Herrschte da nicht eine angespannte Stimmung am Set?
Hall: Es schärfte unsere Spontaneität, und Oren machte es nichts aus, wenn wir dabei durcheinander redeten oder uns ins Wort fielen.
Ticket: Man würde als Zuschauer nicht erwarten, dass die Dialoge aus Spontaneität entstanden, sondern eher dass sie vorher genau einstudiert wurden...
Hall: Ich würde auch so denken, aber manchmal kann so eine Vorgehensweise zu interessanten Resultaten führen.
Ticket: Durften Sie auch spontan essen, was serviert wurde?
Hall: Nicht einen Happen nahm ich zu mir. Was soll ich sagen, das ist Film, und da geht es nur darum, dass auch das Essen gut aussieht. Das heißt nicht, dass es auch schmecken muss.
Ticket: Wie flexibel muss man als Schauspielerin sein, um sich immer wieder auf neue Vorgehensweisen an Filmsets einzustellen?
Hall: Ich versuche, so flexibel wie möglich zu sein. Meine eigene Vorgehensweise für eine neue Rolle ist jedoch meistens gleich. Noch bevor die Dreharbeiten anfangen, erarbeite ich mir eine Figur so lange, bis ich das Gefühl habe, dass ich sie wirklich kenne und verinnerlicht habe. Wenn es dann ans Drehen geht, treffe ich darüber keine Entscheidungen mehr. Ich spiele einfach nur noch, weil ich vorher über die Figur nachgedacht habe.
Ticket: Damit haben Sie im Filmgeschäft bisher großen Erfolg gehabt. Ist das etwas, wovon Sie immer geträumt haben?
Hall: Erfolgreich zu sein? Natürlich! Mein Vater ist Theaterregisseur, meine Mutter Opernsängerin und ich nahm immer an, dass auch ich auf der Bühne meinen Erfolg finden würde. Filme erschienen mir als Kind viel zu weit weg, denn ich sah viele alte Filme, die noch in Schwarzweiß gedreht wurden. Sie regten eher meine Fantasie an, insofern, dass ich mich in andere Welten hineinträumte. Film war also nichts Reales für mich und erst als ich älter wurde, realisierte ich, dass es durchaus möglich ist, zum Film zu gehen. Daraus ist inzwischen eine Leidenschaft geworden, aber Erfolg ist dennoch ein komplizierter Begriff für mich.
Ticket: Inwiefern?
Hall: Na ja, man träumt nicht einfach davon, Erfolg zu haben, dann hat man ihn, und alles ist gut. So einfach ist das nicht. Man befindet sich stets in einem Konkurrenzkampf, jeder Schauspieler ist permanenten Schwankungen ausgesetzt. Mal bist du ganz oben, dann unten, um wieder nach oben zu kommen. Aber damit muss man sich als Schauspieler wohl abfinden.
von tsc
Hall: Ja, ich hatte ihn gekauft, angefangen zu lesen, und es gefiel mir. Sicherlich war es ein großer Schritt, die Geschichte, die in den Niederlanden spielt, nach Amerika zu transportieren. Der Regisseur Oren Moverman wollte die Geschichte aber ausweiten und musste daher seinen eigenen Weg finden, sie zu erzählen. Meine Figur gibt es noch nicht mal im Buch. Beim Lesen musste ich also gar nicht erst danach suchen, ob ich etwas Verwertbares für meine Rolle finden würde.
Ticket: Anfangs werden die vier Hauptcharaktere ziemlich amerikanisch und klischeehaft vorgestellt.
Hall: Gesetzte Erwartungen werden verschoben, weil der Film damit spielt, um klarzustellen, dass es hier weder Helden noch Schurken gibt. Es geht um Menschen, die jedoch monsterhafte Entscheidungen treffen. In den Nuancen wirkt das vielleicht kompliziert, aber man wird beim Zuschauen emotional hineingezogen. Wir sind gezwungen, einer Gruppe von Leuten zuzusehen, die angeblich liberal und sozialbewusst sind, aber sich um nichts sorgen müssen. Insofern leben sie in einer heilen Welt, bis etwas passiert, was sie herauskatapultiert und sie mit gesellschaftlicher Gewalt außerhalb ihres Umfelds konfrontiert. Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema im Film.
Ticket: Die meiste Zeit sitzen die Figuren am Tisch und reden miteinander. Wie hat Ihnen das gefallen?
Hall: Ich mochte das sehr, weil es sich wie Theaterarbeit anfühlte, allerdings ohne Proben. Wir hatten oft um die acht Seiten an Dialogen und drehten am Stück große Szenen. Das war faszinierend, denn unser Regisseur wollte vorab nichts proben, sondern verließ sich darauf, dass alle ihre Rollen kennen. Jeder wusste, wo er zu sitzen hat und wo die Kamera steht. Wir Schauspieler sprachen außerhalb unserer Dialoge vor Drehbeginn einer Szene kein Wort miteinander.
Ticket: Herrschte da nicht eine angespannte Stimmung am Set?
Hall: Es schärfte unsere Spontaneität, und Oren machte es nichts aus, wenn wir dabei durcheinander redeten oder uns ins Wort fielen.
Ticket: Man würde als Zuschauer nicht erwarten, dass die Dialoge aus Spontaneität entstanden, sondern eher dass sie vorher genau einstudiert wurden...
Hall: Ich würde auch so denken, aber manchmal kann so eine Vorgehensweise zu interessanten Resultaten führen.
Ticket: Durften Sie auch spontan essen, was serviert wurde?
Hall: Nicht einen Happen nahm ich zu mir. Was soll ich sagen, das ist Film, und da geht es nur darum, dass auch das Essen gut aussieht. Das heißt nicht, dass es auch schmecken muss.
Ticket: Wie flexibel muss man als Schauspielerin sein, um sich immer wieder auf neue Vorgehensweisen an Filmsets einzustellen?
Hall: Ich versuche, so flexibel wie möglich zu sein. Meine eigene Vorgehensweise für eine neue Rolle ist jedoch meistens gleich. Noch bevor die Dreharbeiten anfangen, erarbeite ich mir eine Figur so lange, bis ich das Gefühl habe, dass ich sie wirklich kenne und verinnerlicht habe. Wenn es dann ans Drehen geht, treffe ich darüber keine Entscheidungen mehr. Ich spiele einfach nur noch, weil ich vorher über die Figur nachgedacht habe.
Ticket: Damit haben Sie im Filmgeschäft bisher großen Erfolg gehabt. Ist das etwas, wovon Sie immer geträumt haben?
Hall: Erfolgreich zu sein? Natürlich! Mein Vater ist Theaterregisseur, meine Mutter Opernsängerin und ich nahm immer an, dass auch ich auf der Bühne meinen Erfolg finden würde. Filme erschienen mir als Kind viel zu weit weg, denn ich sah viele alte Filme, die noch in Schwarzweiß gedreht wurden. Sie regten eher meine Fantasie an, insofern, dass ich mich in andere Welten hineinträumte. Film war also nichts Reales für mich und erst als ich älter wurde, realisierte ich, dass es durchaus möglich ist, zum Film zu gehen. Daraus ist inzwischen eine Leidenschaft geworden, aber Erfolg ist dennoch ein komplizierter Begriff für mich.
Ticket: Inwiefern?
Hall: Na ja, man träumt nicht einfach davon, Erfolg zu haben, dann hat man ihn, und alles ist gut. So einfach ist das nicht. Man befindet sich stets in einem Konkurrenzkampf, jeder Schauspieler ist permanenten Schwankungen ausgesetzt. Mal bist du ganz oben, dann unten, um wieder nach oben zu kommen. Aber damit muss man sich als Schauspieler wohl abfinden.
von tsc
am
Fr, 09. Juni 2017
Info
The Dinner
Regie: Oren Moverman
Mit Richard Gere, Rebecca Hall, Steve Coogan, Laura Linney, Charlie Plummer und anderen
121 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Nur widerwillig trifft sich Paul (Steve Coogan) zum Essen mit seinem Bruder Stan (Richard Gere). Der hat seine junge Frau Katelyn (Rebecca Hall) dabei, die nichts von seinen Sorgen ahnt. Stan will Gouverneur werden, doch eine unverzeihliche Schandtat der Söhne der beiden Brüder könnte ihm einen Strich durch die Rechnung machen und deren Leben zerstören.
Autor: tsc