Ausflugstipp
Schloss Lichtenstein auf der Alb
Wie ein schwäbisches Neuschwanstein erhebt sich Schloss Lichtenstein kühn auf einem Felsen über dem Echaztal am Nordrand der Alb. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel, das man im Rahmen einer schönen Wanderung besuchen kann, zumal es nicht die einzige Sehenswürdigkeit auf einem 16 Kilometer langen Rundkurs ist.
Wir starten am Rastplatz an der Kalkofen-Hütte oberhalb von Lichtenstein-Unterhausen und folgen der Beschilderung "Fußweg Nebelhöhle", die wir nach bequemen eineinhalb Kilometern erreichen. Mehr als 2000 Höhlen gibt es auf der Schwäbischen Alb. Ihren Namen verdankt die Nebelhöhle den Nebelschwaden, die im Winter aus dem Eingang wabern. Der Reiz der Höhle, die seit dem 15. Jahrhundert bekannt und seit dem 16. Jahrhundert Ziel eines frühen Höhlentourismus ist, liegt darin, dass man sie auf eigene Faust erkunden kann – nachdem man den Eintrittspreis entrichtet hat und 141 Stufen in die Tiefe gestiegen ist.
480 der rund 830 Meter langen Höhle sind begehbar. Dabei sind wir streckenweise 50 Meter unter der Erdoberfläche und keineswegs allein. Immer wieder flattern Fledermäuse durch Hallen und Gänge. Zu ihrem Schutz ist die Höhle im Winter geschlossen. Besonders imposant ist die zweite Halle mit ihren Säulen, die aus Stalagmiten und Stalaktiten im Lauf der Jahrmillionen zusammengewachsen sind. Etwa in der Mitte liegt die Ulrichshöhle, die ihren Namen dem Roman "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff verdankt. Dort versteckte sich 1519 im Roman Herzog Ulrich von Württemberg, Burgherr auf Alt-Lichtenstein, vor dem Schwäbischen Bund.
Zurück im Tageslicht folgen wir dem Schild "Fußweg nach Unterhausen", das uns in steilen Serpentinen den Alb-Nordrand hinunter in den Ortsteil der Gemeinde Lichtenstein führt. Durch die Straßen und Gassen gehen wir zur gegenüberliegenden Talseite und weiter talaufwärts in den Ortsteil Honau. Hinter dem alten Bahnhof und dem neuen Bauhof beginnt der Weg Richtung Olgahöhle. Die ist immer nur am ersten Sonntag eines Monats geöffnet, weshalb wir der Beschilderung Echazquelle mit blauem Dreieck wieder auf die westliche Talseite folgen und durch einen Park an etlichen Forellenteichen vorbeikommen.
Dann ist der Wiederaufstieg auf die Albhochfläche angesagt. 240 anstrengende Höhenmeter trennen uns von Schloss Lichtenstein. Ein kleiner Umweg führt über den stellenweise sehr schmalen "Alpinen Pfad" zwischen Felsen hindurch erst einmal zur Ruine Alt-Lichtenstein. Die war um 1200 errichtet, aber bereits im 14. Jahrhundert mehrmals zerstört worden, zuletzt im Schwäbischen Städtekrieg. 500 Meter weiter wurde einige Jahre nach der Zerstörung von Alt-Lichtenstein in exponierter Lage eine neue Burg gebaut, die jedoch im Lauf der Jahrhunderte an Bedeutung verlor, schließlich weitgehend abgetragen und 1802 durch ein Forstschlösschen ersetzt wurde.
Die Ruinen am Albtrauf hatten literarische Folgen – sie haben den schwäbischen Dichter Wilhelm Hauff zu seinem erfolgreichsten Werk inspiriert: dem erwähnten historischen Roman "Lichtenstein", der geschichtlich großzügig von den Kämpfen des Herzogs Ulrich von Württemberg mit dem Schwäbischen Bund erzählt. Und mit den Worten endet: "Der Name der Lichtenstein im Württemberger Land ging mit dem alten Ritter zu Grabe".
Das galt allerdings nur für das Geschlecht der Lichtensteiner, deren letzter Vertreter 1687 im Kampf gegen die Türken gefallen war, nicht aber für das Schloss Lichtenstein. 150 Jahre später erwarb Wilhelm Graf von Württemberg das Forstschlösschen samt angrenzendem Besitz. Angeregt durch den Roman von Hauff, entstand von 1840 an nach Plänen des Architekten Heideloff und den romantischen Ideen des Grafen und späteren Herzogs von Urach eine deutsche Ritterburg mit Burggraben, Brücke, Wehrturm, Rittersaal, Schlosskapelle – kurz ein Märchenschloss in üppigem neugotischen Stil. Selbst eine Ritterrüstung ließ sich der 1,93 Meter große Graf für die zu seiner Zeit beliebten ritterlichen Turniere fertigen. Sie steht heute am Eingang zur Schlosskapelle.
Eine Besichtigung des burgartigen Schlosses ist im Rahmen einer halbstündigen Führung über zwei der großzügig und farbenprächtig neugotisch ausgestatten Etagen möglich und lohnt vor allem wegen des spektakulären Blicks von der Felsnase hinunter ins Echaztal.
Solchermaßen historisch aufgetankt stehen uns noch drei mit rotem Dreieck markierte Kilometer auf und ab durch lichte Buchenwälder und entlang des Albtraufs über den Aussichtsfelsen Gießstein zurück zur Kalkofen-Hütte bevor. Dort hält die Wirtin echtes Felsen-Pils bereit, sprich: auch an heißen Sommertagen steigt sie für jede Flasche hinter der kleinen Theke in den kühlen Keller. Und erinnert uns so an die mehr als 600 Höhenmeter, die wir am Albtrauf in knapp vier Stunden reiner Gehzeit überwunden haben. von Rolf Müller
Wir starten am Rastplatz an der Kalkofen-Hütte oberhalb von Lichtenstein-Unterhausen und folgen der Beschilderung "Fußweg Nebelhöhle", die wir nach bequemen eineinhalb Kilometern erreichen. Mehr als 2000 Höhlen gibt es auf der Schwäbischen Alb. Ihren Namen verdankt die Nebelhöhle den Nebelschwaden, die im Winter aus dem Eingang wabern. Der Reiz der Höhle, die seit dem 15. Jahrhundert bekannt und seit dem 16. Jahrhundert Ziel eines frühen Höhlentourismus ist, liegt darin, dass man sie auf eigene Faust erkunden kann – nachdem man den Eintrittspreis entrichtet hat und 141 Stufen in die Tiefe gestiegen ist.
480 der rund 830 Meter langen Höhle sind begehbar. Dabei sind wir streckenweise 50 Meter unter der Erdoberfläche und keineswegs allein. Immer wieder flattern Fledermäuse durch Hallen und Gänge. Zu ihrem Schutz ist die Höhle im Winter geschlossen. Besonders imposant ist die zweite Halle mit ihren Säulen, die aus Stalagmiten und Stalaktiten im Lauf der Jahrmillionen zusammengewachsen sind. Etwa in der Mitte liegt die Ulrichshöhle, die ihren Namen dem Roman "Lichtenstein" von Wilhelm Hauff verdankt. Dort versteckte sich 1519 im Roman Herzog Ulrich von Württemberg, Burgherr auf Alt-Lichtenstein, vor dem Schwäbischen Bund.
Zurück im Tageslicht folgen wir dem Schild "Fußweg nach Unterhausen", das uns in steilen Serpentinen den Alb-Nordrand hinunter in den Ortsteil der Gemeinde Lichtenstein führt. Durch die Straßen und Gassen gehen wir zur gegenüberliegenden Talseite und weiter talaufwärts in den Ortsteil Honau. Hinter dem alten Bahnhof und dem neuen Bauhof beginnt der Weg Richtung Olgahöhle. Die ist immer nur am ersten Sonntag eines Monats geöffnet, weshalb wir der Beschilderung Echazquelle mit blauem Dreieck wieder auf die westliche Talseite folgen und durch einen Park an etlichen Forellenteichen vorbeikommen.
Dann ist der Wiederaufstieg auf die Albhochfläche angesagt. 240 anstrengende Höhenmeter trennen uns von Schloss Lichtenstein. Ein kleiner Umweg führt über den stellenweise sehr schmalen "Alpinen Pfad" zwischen Felsen hindurch erst einmal zur Ruine Alt-Lichtenstein. Die war um 1200 errichtet, aber bereits im 14. Jahrhundert mehrmals zerstört worden, zuletzt im Schwäbischen Städtekrieg. 500 Meter weiter wurde einige Jahre nach der Zerstörung von Alt-Lichtenstein in exponierter Lage eine neue Burg gebaut, die jedoch im Lauf der Jahrhunderte an Bedeutung verlor, schließlich weitgehend abgetragen und 1802 durch ein Forstschlösschen ersetzt wurde.
Die Ruinen am Albtrauf hatten literarische Folgen – sie haben den schwäbischen Dichter Wilhelm Hauff zu seinem erfolgreichsten Werk inspiriert: dem erwähnten historischen Roman "Lichtenstein", der geschichtlich großzügig von den Kämpfen des Herzogs Ulrich von Württemberg mit dem Schwäbischen Bund erzählt. Und mit den Worten endet: "Der Name der Lichtenstein im Württemberger Land ging mit dem alten Ritter zu Grabe".
Das galt allerdings nur für das Geschlecht der Lichtensteiner, deren letzter Vertreter 1687 im Kampf gegen die Türken gefallen war, nicht aber für das Schloss Lichtenstein. 150 Jahre später erwarb Wilhelm Graf von Württemberg das Forstschlösschen samt angrenzendem Besitz. Angeregt durch den Roman von Hauff, entstand von 1840 an nach Plänen des Architekten Heideloff und den romantischen Ideen des Grafen und späteren Herzogs von Urach eine deutsche Ritterburg mit Burggraben, Brücke, Wehrturm, Rittersaal, Schlosskapelle – kurz ein Märchenschloss in üppigem neugotischen Stil. Selbst eine Ritterrüstung ließ sich der 1,93 Meter große Graf für die zu seiner Zeit beliebten ritterlichen Turniere fertigen. Sie steht heute am Eingang zur Schlosskapelle.
Eine Besichtigung des burgartigen Schlosses ist im Rahmen einer halbstündigen Führung über zwei der großzügig und farbenprächtig neugotisch ausgestatten Etagen möglich und lohnt vor allem wegen des spektakulären Blicks von der Felsnase hinunter ins Echaztal.
Solchermaßen historisch aufgetankt stehen uns noch drei mit rotem Dreieck markierte Kilometer auf und ab durch lichte Buchenwälder und entlang des Albtraufs über den Aussichtsfelsen Gießstein zurück zur Kalkofen-Hütte bevor. Dort hält die Wirtin echtes Felsen-Pils bereit, sprich: auch an heißen Sommertagen steigt sie für jede Flasche hinter der kleinen Theke in den kühlen Keller. Und erinnert uns so an die mehr als 600 Höhenmeter, die wir am Albtrauf in knapp vier Stunden reiner Gehzeit überwunden haben. von Rolf Müller
am
Fr, 28. August 2015
Wandern am Albtrauf
Anfahrt: über die B 313 Reutlingen-Riedlingen, in Unterhausen der Beschilderung Nebelhhöhle folgen und bis zum Rastplatz Kalkofen fahren (GPS 48° 34’ 44’’ N, 09° 14’ 21’’ E).
Nebelhöhle: geöffnet von April bis Oktober täglich von 9 bis 17,30 Uhr. November und März Sa/So/Feiertage und Herbstferien 9 bis 17 Uhr; Dezember bis Februar geschlossen.
Eintritt: Erwachsene 4 Euro (ermäßigt und Gruppen 3 Euro), Kinder 6 bis 14 Jahre 2,50 Euro; Familien 10 Euro
Auskunft: Tel. 07128/605 oder http://www.hoehlenwelten-sonnenbuehl.de
Schloss Lichtenstein: geöffnet von April bis Oktober täglich von 9 bis 17.30 Uhr, Februar bis März Sa/So/feiertags 10 bis 16 Uhr, Januar und Dezember geschlossen; Eintritt Schlosshof Erwachsene zwei Euro, Kinder ein Euro; Schlossführung Erwachsene 7 Euro (ermäßigt 6 Euro), Kinder 3,50 Euro
Auskunft: Tel. 07129/4102 oder http://www.schloss-lichtenstein.de
Autor: rm