Schrilles Leder
I m Original kostet die Tasche 2000 Euro", erklärt der Händler in gebrochenem Deutsch und mit italienischem Temperament einer jungen Frau mit hochhackigen Schuhen und hochgestecktem Haar. Unentschlossen wiegt sie das Louis-Vuitton-Imitat in ihren schmalen Händen, hängt es sich mal über die rechte, mal über die linke Schulter, dreht sich mehrmals um die eigene Achse und blickt schließlich ratlos ihren Mann an. "Wollen Sie sich im Spiegel betrachten?", fragt der Händler und huscht hinter seinen Stand. Als er mit dem Spiegel zurückkehrt, ist das Paar allerdings fortgebummelt - zum nächsten Stand, wo sich unter einer grün-weiß gestreiften Markise die Touristen gegenseitig auf die Füße treten.
Mehrmals im Jahr bietet das Sexauer Busunternehmen Omnibusverkehr Schumacher Tagesfahrten nach Luino an, einer 15 000 Einwohner zählenden Stadt am Ostufer des Lago Maggiore. "Die Idee", sagt Ute Schumacher-Gutjahr, die das Busunternehmen leitet, "ist mir gekommen, weil ich meinen Gästen einfach mal etwas Neues bieten wollte: eine Kombination aus Markt, Italien und Lago Maggiore zum annehmbaren Preis von 33 Euro". Jeden Mittwoch strömen Scharen von Besuchern aus Italien, der Schweiz, aus Deutschland und Frankreich (auch Holländisch wurde stellenweise vernommen) auf den großer Wochenmarkt. Wer mit dem Busunternehmen aus Südbaden anreist, braucht inklusive einer langen Pause etwa fünf Stunden, bis er den malerischen Ort an der Grenze zur Schweiz erreicht.
Dorthin, auf den letzten Kilometern, schlängelt sich die Straße einen Berg hinab, führt vorbei an verlassenen Villen und verwunschenen Gärten, in denen die Brunnen plätschern und Bougainvillea blühen, und mündet schließlich im Ortskern. Auf den kleinen Piazzen, zwischen prachtvollen Häusern aus vergangenen Jahrhunderten buhlen an diesem Tag zahlreiche Händler um Kundschaft. Unter den Sonnendächern ihrer Stände türmen sich Damentaschen in Neon-und Bonbonfarben, gekrümmt wie Bananen, manche klein wie eine 300 Gramm schwere Tafel Schokolade, andere groß wie ein Müllsack; Sandalen mit Riemchen, die sich in Serpentinen zum Knie hochwinden; Stiefel in Tarnfarben- und Schlangenoptik, flach und mit fingerdicken Absätzen; kilometerweise Gürtel und italienische Salami. "Mama", quengelt ein Bub mit rotem Käppi und Knickerbocker, "ich will das T-Shirt haben." Mit erwartungsvollem Blick hält er seiner Mutter das T-Shirt mit dem Aufdruck "Kahn Nummer 1" unter die Nase und bricht in Gebrüll aus, als seine Mutter ihm kopfschüttelnd enteilt.
Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit werden die Stände aufgebaut, erzählt ein Händler aus der Lombardei. Vor der Sonne schützten Schirme und Markisen. Bei Regen breite man Planen aus Plastik über der Ware aus. "Und wenn das Wasser auf den Straßen steht", fährt der Händler fort, "dann werden Holzplanken ausgelegt, damit sich die Besucher keine nassen Füße holen." Das italienische Städtchen Luino, ein Militärstützpunkt während des Römischen Reiches namens Luvinum, Zankapfel im späten Mittelalter, Geburtsort des Renaissancemalers Luini und verewigt in Ernest Hemingways Roman "In einem andern Land", hat sich längst auf den Tourismus eingestellt. Entlang der Strandpromenade, die Platanen säumen, laden Cafés zum Verweilen ein. In den engen Gassen der Stadt reihen sich Pizzerien aneinander. Die Kellner sprechen zumeist deutsch, und bereits gegen drei Euro gehen zwei Tassen Kaffee über die Theke - für 2,15 Euro mehr sogar eine Pizza "Wurstel".
Barbara Huhn
Mehrmals im Jahr bietet das Sexauer Busunternehmen Omnibusverkehr Schumacher Tagesfahrten nach Luino an, einer 15 000 Einwohner zählenden Stadt am Ostufer des Lago Maggiore. "Die Idee", sagt Ute Schumacher-Gutjahr, die das Busunternehmen leitet, "ist mir gekommen, weil ich meinen Gästen einfach mal etwas Neues bieten wollte: eine Kombination aus Markt, Italien und Lago Maggiore zum annehmbaren Preis von 33 Euro". Jeden Mittwoch strömen Scharen von Besuchern aus Italien, der Schweiz, aus Deutschland und Frankreich (auch Holländisch wurde stellenweise vernommen) auf den großer Wochenmarkt. Wer mit dem Busunternehmen aus Südbaden anreist, braucht inklusive einer langen Pause etwa fünf Stunden, bis er den malerischen Ort an der Grenze zur Schweiz erreicht.
Dorthin, auf den letzten Kilometern, schlängelt sich die Straße einen Berg hinab, führt vorbei an verlassenen Villen und verwunschenen Gärten, in denen die Brunnen plätschern und Bougainvillea blühen, und mündet schließlich im Ortskern. Auf den kleinen Piazzen, zwischen prachtvollen Häusern aus vergangenen Jahrhunderten buhlen an diesem Tag zahlreiche Händler um Kundschaft. Unter den Sonnendächern ihrer Stände türmen sich Damentaschen in Neon-und Bonbonfarben, gekrümmt wie Bananen, manche klein wie eine 300 Gramm schwere Tafel Schokolade, andere groß wie ein Müllsack; Sandalen mit Riemchen, die sich in Serpentinen zum Knie hochwinden; Stiefel in Tarnfarben- und Schlangenoptik, flach und mit fingerdicken Absätzen; kilometerweise Gürtel und italienische Salami. "Mama", quengelt ein Bub mit rotem Käppi und Knickerbocker, "ich will das T-Shirt haben." Mit erwartungsvollem Blick hält er seiner Mutter das T-Shirt mit dem Aufdruck "Kahn Nummer 1" unter die Nase und bricht in Gebrüll aus, als seine Mutter ihm kopfschüttelnd enteilt.
Bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit werden die Stände aufgebaut, erzählt ein Händler aus der Lombardei. Vor der Sonne schützten Schirme und Markisen. Bei Regen breite man Planen aus Plastik über der Ware aus. "Und wenn das Wasser auf den Straßen steht", fährt der Händler fort, "dann werden Holzplanken ausgelegt, damit sich die Besucher keine nassen Füße holen." Das italienische Städtchen Luino, ein Militärstützpunkt während des Römischen Reiches namens Luvinum, Zankapfel im späten Mittelalter, Geburtsort des Renaissancemalers Luini und verewigt in Ernest Hemingways Roman "In einem andern Land", hat sich längst auf den Tourismus eingestellt. Entlang der Strandpromenade, die Platanen säumen, laden Cafés zum Verweilen ein. In den engen Gassen der Stadt reihen sich Pizzerien aneinander. Die Kellner sprechen zumeist deutsch, und bereits gegen drei Euro gehen zwei Tassen Kaffee über die Theke - für 2,15 Euro mehr sogar eine Pizza "Wurstel".
Barbara Huhn
am
Fr, 04. Juni 2004