Raymond Waydelich in Zell

Schwarzfigurige Tiermalerei

Galerie Arthus zeigt Arbeiten des elsässischen Künstlers Raymond Waydelich / Sprechende und fliegende Phantasietiere.

ZELL a. H. Auf der Kunstmesse in Straßburg sind der Zeller Galerist Bertin Gentges und der Elsässer Künstler Raymond Waydelich miteinander persönlich bekannt geworden. Nun ist dem vielseitigen, in der Region und auch international bekannten Waydelich eine Einzelpräsentation in der Galerie Arthus gewidmet. Die Galerie zeigt einen Querschnitt durch das Werk.

Sowohl Malerei und Übermalungen als auch Druckgrafik und Assemblagen, sowie Objektkunst sind zu finden, insgesamt Werke aus den letzten zehn Jahren. Selbstredend fehlt auch Lydia Jacob nicht, die aus einer gefundenen Biographie phantasievoll weiterentwickelte Kunstfigur, Muse und Werkbegleiterin des Künstlers, die allein durch den ins Bild geschriebenen Namenszug ihre Präsenz markiert. Das ist ein Verweis auf Gewesenes.

Die Existenz, die Frage nach dem Leben mit allen Träumen und das Verhältnis zur Zeit sind Kern des umfassenden Werks, das sich vielfältig manifestiert. Kunsthistorische Bezüge entstehen in den mit künstlichem Krakelée überzogenen Fotodigitaldrucken bekannter Werke etwa von Henri Rousseau, Lucas Cranach oder Edward Hopper, die Waydelich zum Ausgangspunkt von Übermalungen macht. Waydelich fügt ungeniert hinzu und lässt seine sprechenden Phantasietiere fliegen. Die Bildsprache ist ebenso prägnant wie erfindungsreich und formt die Handschrift.

Außer den Tieren mit ihrem auffällig gefräßigen Gebiss, die sitzen, ruhig da stehen oder fliegen, sind es die hineingeschriebenen Worte wie "Oh my God der Has von Dürer", "I have a dream", "Mama" oder "Help" und "I love you", die den Werken augenzwinkernd etwas sehr Menschliches verleihen. Richtungspfeile kennzeichnen eine Bewegung, die in der Haltung einer Figur zwar angelegt ist, im zweidimensionalen Bild aber anders nicht sichtbar gemacht werden kann. Die Zeitschicht fließt ein, insbesondere bei Übermalungen auf alten Buchseiten, der Künstler drückt ihnen seinen Stempel auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Stempel trägt die Initialen "REW" und "LJ" für Raymond Emile Waydelich und Lydia Jacob. Die auf die Buchseiten gemalten Katzengesichter von 2014 schauen frontal und sind von großer Ernsthaftigkeit. Hier zeigt sich ein anderer Waydelich. Auch ein braunes Tabakblatt kann zum Malgrund werden, neueste Arbeiten von 2015. Schon älter sind die Bearbeitungen von Vinyl-Schallplatten wie einige Assemblagen. Dem Alten etwas Neues beifügen, es zum Leben wiedererwecken, es aus der Versenkung hervorholen und damit zugleich in die Zukunft zu weisen, darin liegt die Bedeutung dieser Arbeiten.

Waydelich (geboren 1938), der in Straßburg und Paris studiert hat, war 1978 Teilnehmer der Biennale in Venedig (Französischer Pavillon). Er lebt und arbeitet in Hindisheim bei Straßburg.

Arthus-Galerie, Am Galgenfeld 5b, 77736 Zell a. H., Mi.- Fr. 13 - 17 Uhr, Sa. 12 - 15 Uhr u. n. V., Tel. 07835-540990. Bis 8. November.
von Susanne Ramm-Weber
am Mo, 28. September 2015

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