Schwedischer Schauspieler Rolf Lassgård über den Film "Das Löwenmädchen"
Rolf Lassgård (62) gehört zu den renommierten Schauspielern Schwedens und wurde bei uns bekannt durch seine Rolle als Kommissar Wallander, den er in Verfilmungen nach den Romanen von Henning Mankell spielte. Einen Kinohit landete er mit der Tragikomödie "Ein Mann namens Ove". Jetzt spielt er den Vater eines Mädchens, das im Winter 1912 völlig behaart zur Welt kommt. Markus Tschiedert sprach mit Rolf Lassgård über "Das Löwenmädchen".
Ticket: "Ein Mann namens Ove" war in diesem Jahr für den Oscar nominiert, und Sie waren in Los Angeles vor Ort. Wie haben Sie den Oscar-Hype wahrgenommen?
Lassgård: Es war großartig! Ich muss allerdings gestehen, dass es bereits mein zweites Mal war. 1998 war ich schon mal dort, aber damals war es stressiger, weil ich ein Theaterengagement hatte und nur rein- und rausgeflogen bin. Aber diesmal nahm ich mir mehr Zeit, und es war eine Freude für mich, auch mit den anderen Nominierten in Kontakt zu treten. Es ist schon etwas Besonderes, für den Oscar nominiert zu sein. Das muss man genießen.
Ticket: Haben Sie jemals daran gedacht, nach Hollywood zu gehen, um dort Karriere zu machen?
Lassgård: Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, weil ich schon in einem höheren Alter war als ich anfing, in Filmen mitzuspielen. Ich denke, wenn man diesen Traum hat, sollte man wirklich nach Hollywood ziehen und daran arbeiten. Aber ich habe meine Familie in Schweden. Klar wäre es nett, mit großen US-Regisseuren zu arbeiten, aber ich mache nicht mein Leben davon abhängig.
Ticket: Jetzt sehen wir Sie in "Das Löwenmädchen". Wie reagierten Sie, als Sie das Angebot bekamen?
Lassgård: Den Roman kannte ich vorher nicht, ich las nur das Drehbuch und weiß noch, dass ich mich fragte, warum reagiert meine Figur anfangs so. Umso überraschter und berührter war ich vom Ende. Darin sah ich für mich die Herausforderung – den Vater so zu spielen, dass das Ende glaubwürdig ist, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen.
Ticket: War es für Sie ungewöhnlich, eine Geschichte zu erzählen, die vor über 100 Jahren spielt?
Lassgård: Das war auf jeden Fall eine weitere Herausforderung, denn in Schweden entstehen eher selten Historienfilme. Ich bin es gewohnt, in Jeans und Jacke über einen Platz zu laufen, und schon befindet man sich mittendrin in den Dreharbeiten zu einem Film. Aber diesmal spielt man in einer historischen Kulisse, die extra angefertigt wurde, trägt Kleidung, die extra von wirklich talentierten Kostümbildnern genäht wurden. Das fühlte sich für mich eher wie Theater an.
Ticket: Haben Sie sich gefragt, wie Sie reagieren würden, wenn Sie der Vater eines behaarten Kindes wären?
Lassgård: Selbstverständlich, aber das half mir nur sehr wenig, weil ich selbst das Gegenteil erlebte. Ich war sehr glücklich, als meine Kinder geboren wurden. Ich konnte mir also nur vorstellen, wie sich dieser Gustav, den ich spiele, fühlt. Wie verloren muss er sich gefühlt haben, dass seine Frau bei der Geburt der Tochter gestorben ist. Diese schöne Frau wurde ihm genommen, und was bekommt er stattdessen?
Ticket: Ein Löwenmädchen – das hat durchaus schon etwas Märchenhaftes...
Lassgård: Ja, so ähnlich habe ich das auch gesehen. Die Zuschauer betreten in diesem Film eine märchenhafte Welt, und man schaut dadurch gleichzeitig auf unsere eigene Gegenwart. Wäre es eine reale Geschichte, würde sie womöglich viel grausamer verlaufen.
Ticket: Haben Sie sich auch mit tatsächlichen Fällen über komplett behaarte Menschenkörper beschäftigt?
Lassgård: Ich habe nur gehört, dass seit dem Mittelalter nur 50 Fälle darüber bekannt geworden sind und dass es Freakshows gab, in denen Frauen mit langen Bärten aufgetreten sind. Deshalb funktioniert "Das Löwenmädchen" auch so gut als Märchen. Man kann es als Metapher verstehen. von tsc
Lassgård: Es war großartig! Ich muss allerdings gestehen, dass es bereits mein zweites Mal war. 1998 war ich schon mal dort, aber damals war es stressiger, weil ich ein Theaterengagement hatte und nur rein- und rausgeflogen bin. Aber diesmal nahm ich mir mehr Zeit, und es war eine Freude für mich, auch mit den anderen Nominierten in Kontakt zu treten. Es ist schon etwas Besonderes, für den Oscar nominiert zu sein. Das muss man genießen.
Ticket: Haben Sie jemals daran gedacht, nach Hollywood zu gehen, um dort Karriere zu machen?
Lassgård: Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, weil ich schon in einem höheren Alter war als ich anfing, in Filmen mitzuspielen. Ich denke, wenn man diesen Traum hat, sollte man wirklich nach Hollywood ziehen und daran arbeiten. Aber ich habe meine Familie in Schweden. Klar wäre es nett, mit großen US-Regisseuren zu arbeiten, aber ich mache nicht mein Leben davon abhängig.
Ticket: Jetzt sehen wir Sie in "Das Löwenmädchen". Wie reagierten Sie, als Sie das Angebot bekamen?
Lassgård: Den Roman kannte ich vorher nicht, ich las nur das Drehbuch und weiß noch, dass ich mich fragte, warum reagiert meine Figur anfangs so. Umso überraschter und berührter war ich vom Ende. Darin sah ich für mich die Herausforderung – den Vater so zu spielen, dass das Ende glaubwürdig ist, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen.
Ticket: War es für Sie ungewöhnlich, eine Geschichte zu erzählen, die vor über 100 Jahren spielt?
Lassgård: Das war auf jeden Fall eine weitere Herausforderung, denn in Schweden entstehen eher selten Historienfilme. Ich bin es gewohnt, in Jeans und Jacke über einen Platz zu laufen, und schon befindet man sich mittendrin in den Dreharbeiten zu einem Film. Aber diesmal spielt man in einer historischen Kulisse, die extra angefertigt wurde, trägt Kleidung, die extra von wirklich talentierten Kostümbildnern genäht wurden. Das fühlte sich für mich eher wie Theater an.
Ticket: Haben Sie sich gefragt, wie Sie reagieren würden, wenn Sie der Vater eines behaarten Kindes wären?
Lassgård: Selbstverständlich, aber das half mir nur sehr wenig, weil ich selbst das Gegenteil erlebte. Ich war sehr glücklich, als meine Kinder geboren wurden. Ich konnte mir also nur vorstellen, wie sich dieser Gustav, den ich spiele, fühlt. Wie verloren muss er sich gefühlt haben, dass seine Frau bei der Geburt der Tochter gestorben ist. Diese schöne Frau wurde ihm genommen, und was bekommt er stattdessen?
Ticket: Ein Löwenmädchen – das hat durchaus schon etwas Märchenhaftes...
Lassgård: Ja, so ähnlich habe ich das auch gesehen. Die Zuschauer betreten in diesem Film eine märchenhafte Welt, und man schaut dadurch gleichzeitig auf unsere eigene Gegenwart. Wäre es eine reale Geschichte, würde sie womöglich viel grausamer verlaufen.
Ticket: Haben Sie sich auch mit tatsächlichen Fällen über komplett behaarte Menschenkörper beschäftigt?
Lassgård: Ich habe nur gehört, dass seit dem Mittelalter nur 50 Fälle darüber bekannt geworden sind und dass es Freakshows gab, in denen Frauen mit langen Bärten aufgetreten sind. Deshalb funktioniert "Das Löwenmädchen" auch so gut als Märchen. Man kann es als Metapher verstehen. von tsc
am
Fr, 15. September 2017
Info
Das Löwenmädchen
Regie: Vibeke Idsøe
Mit Rolf Lassgård, Ken Duken, Burghart Klaußner, Connie Nielsen, Ida Ursin-Holm und anderen
118 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Der norwegische Stationsmeister Gustav Arctander (Rolf Lassgård) wird 1912 Vater einer Tochter. Die junge Mutter stirbt bei der Geburt, und das Mädchen ist am ganzen Körper wie ein Tier behaart. Gustav ist überfordert und nimmt sich ein Kindermädchen ins Haus, um sich vom Rest der Welt abzuschotten.
Autor: bz