Interview
Scott Eastwood: „Ich heule im Kino die ganze Zeit!“
Er ist seinem Papa fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Scott Eastwood wurde 1986 in Carmel geboren. Eine idyllische Kleinstadt in Kalifornien, in der Clint Eastwood damals das Amt des Bürgermeisters bekleidete und mit der Stewardess Jacelyn Reeves liiert war. Seinem Sohn Scott ermöglichte er den Eintritt ins Filmgeschäft mit kleinen Rollen in seinen Filmen "Flags of Our Fathers", "Gran Torino" und "Invictus". Aber jetzt will Eastwood Jr. die großen Rollen, weshalb wir ihn nun in "Kein Ort ohne Dich" erleben – und zwar in einer Rolle, die auch seinen Daddy einst groß machte: als Cowboy. Markus Tschiedert traf Scott Eastwood zum Interview.
Ticket: Ist es das erste Mal, dass Sie in Deutschland sind?
Scott Eastwood: Ich glaube, ich war mal hier, als ich noch ganz jung war. Das ist schon eine Weile her. Dafür nutzte ich diesmal meine Zeit in München, um ins Hofbräuhaus zu gehen. Mein Gott, da wird ja sogar auf den Tischen getanzt (lacht).
Ticket: Sie reiten im Film dafür auf Bullen. Warum machen erwachsene Männer so etwas?
Eastwood: Wir sind Adrenalin-Junkies. Idioten, die sich auf jede Verrücktheit einlassen, wenn sie genug Bier intus haben (lacht).
Ticket: Sind Sie selbst geritten?
Eastwood: Ja – weil ich das auf meiner Liste mit Dingen, die ich unbedingt tun will, endlich abhaken wollte. Immerhin saß ich drei Sekunden, bevor ich abgeworfen und fast zertrampelt wurde. Der Bulle hieß Nr. 7, und er verfehlte mich um knapp 15 Zentimeter. Auf einem Pferd zu reiten ist mir lieber.
Ticket: Warum sind Amerikaner so versessen auf Bullenreiten, was es sonst in keinem anderen Land gibt?
Eastwood: Stimmt nicht ganz: Auch in Brasilien, Mexiko und Australien ist Bullenreiten eine große Sache. Es gilt aber als etwas Amerikanisches, weil es vielleicht ein alter Cowboy-Sport ist.
Ticket: Träumt man heute noch als Junge davon, Cowboy zu werden?
Eastwood: Klar! Ich selbst bin damit groß geworden. Ich hatte sogar meinen eigenen Cowboyhut. Entweder war ich der Cowboy, der Indianer oder der Geheimagent. Das waren die Rollen meiner Kindheit.
Ticket: Wussten Sie da schon, dass Ihr Vater im Fernsehen und in Filmen als Cowboy berühmt war?
Eastwood: Nein, ich war ja nur ein Kind und dachte nicht daran, womit mein Vater den Lebensunterhalt verdiente. Es war zu Hause auch keine große Sache, ich spürte auch nie einen Unterschied zu anderen.
Ticket: "Kein Ort ohne Dich" basiert auf einem Roman von Nicholas Sparks, der vor allem romantische Bücher schreibt, die ein Mann wie Sie nicht sofort kaufen würde.
Eastwood: Ich mochte seinen ersten Roman "Wie ein einziger Tag" sehr gern und war auch beim Vorsprechen für die Verfilmung von "Mit Dir an meiner Seite" – was aber nicht das Richtige für mich war. Aber als das Angebot für "Kein Ort ohne Dich" kam, weckte es mein Interesse, weil die Figur für mich mehr Tiefe hat. Mir gefällt es, dass er ein Bullenreiter ist. Er hat Drive, aber auch ein Geheimnis, weil er einst verletzt wurde.
Ticket: Erlauben Sie sich, im Kino zu weinen?
Eastwood: Ich heule im Kino die ganze Zeit – wenn es eine gute Geschichte ist! Genauso lache ich, wenn es angebracht ist. Hauptsache ist doch, man fühlt etwas und verschafft dem Ausdruck.
Ticket: Bevorzugen Sie die Art Rendezvous , wie sie der Film zeigt?
Eastwood: Sie meinen, nach alter Schule? Eigentlich mag ich die altmodische Art, aber heutzutage kriegt es eine Frau eher mit der Angst zu tun, wenn man beim ersten Date mit Blumen vor ihr steht. Ich glaube, das hat was mit den sozialen Netzwerken zu tun, wo man erfährt, dass das heute nicht mehr der Norm entspricht.
Ticket: Sind Sie der Typ, der einer Frau sofort sagt, dass er sie mag?
Eastwood: Auf jeden Fall! Ich spiele keine Spiele, verfolge keinen soften, sondern stets den harten Plan.
Ticket: Was meinen Sie damit?
Eastwood: Ein softer Plan wäre, dass man der Frau sagt, ich rufe dich mal am Freitag an und dann sehen wir. So machen es die meisten, zumindest in Kalifornien. Aber wenn du eine Frau wirklich wiedersehen möchtest, sagst du: Freitagabend um acht hole ich dich ab! Das ist dann ein fester Plan, aus dem man nicht mehr ausbrechen kann. von tsc
am
Mi, 29. April 2015
KEIN ORT OHNE DICH
Regie: George Tillman Jr.
Mit Scott Eastwood, Melissa Benoist, Britt Robertson, Alan Alda, Jack Huston und anderen
129 Minuten, frei ab sechs Jahren
Die Story
Als sich Rodeo-Cowboy Luke (Scott Eastwood) und die Kunststudentin Sophia (Britt Robertson) verlieben, stehen ihnen viele Hürden im Weg. Sie will nach New York umziehen, um Karriere zu machen. Außerdem ist Luke ein echter Kunstbanause. Doch als sie dem alten Ira (Alan Alda) begegnet, der seiner Frau ein Leben lang romantische Briefe schrieb, wird Sophia klar, dass wahre Liebe heißt, Opfer zu bringen...
Autor: bz