So lebten die alten Rittersleut'

Zahlreiche Burgruinen in der Region vermitteln einen Eindruck vom Leben im Mittelalter.

B chch, Bchch, Peng, Peng", macht der zehnjährige Steven und tut so, als ob er ein Gewehr anlegt, während er durch die Schießscharten der Burg Rötteln einen Blick nach draußen wirft. Wieselflink rennt er die Gänge entlang, erforscht jeden Winkel und treibt Mutter Manuela Wolpensinger sowie die dreijährige Schwester Joelle zur Eile an. Diese stapft tapfer mit und hat sichtlich Spaß an dem unebenen Steinboden sowie dem Bergauf-bergab-Geläuf.

"Wow." Joelle bleibt plötzlich stehen, als sie eine Kanone in einem dunklen Gewölbe vor eine Schießscharte entdeckt. Ihr Bruder ist Feuer und Flamme. Die Burg zum Spielen im Museum, mit Krieger-, Reiterfiguren und Pferden, war es, die zuvor das Herz der Dreijährigen erobert hatte. Auch für Steven war im Museum was dabei: ein Schädel und Werkzeuge der "Alte Häx vo Binze" sowie Ritterrüstungen und Speere.

Für Kinder ebenso interessant wie für Eltern: ein Streichholzmodell der im 11. Jahrhundert erbauten Burg Rötteln, wie sie vielleicht einst vor Plünderungen (Bauernaufstand 1525), Beschädigung (Dreißigjähriger Krieg) und ihrer Zerstörung während der Erbfolgekriege Ludwigs XIV. ausgesehen hat.

Ein beliebtes Ausflugsziel ist die Röttler Burg an den Wochenenden. Französische, Schweizer und auch Autokennzeichen aus München, Freiburg oder Heidelberg sind dann auf dem Parkplatz unterhalb der Burg zu sehen. Hier lassen es sich zahlreiche Familien in den kühlen Gemäuern der Burg gut gehen, tummelten sich auf dem Grillplatz.

Auch Manuela Wolpensinger aus Haltingen nutzte das schöne Wetter der vergangenen Tage, um gemeinsam mit ihren Kindern einmal die Burgruine Rötteln zu besichtigen. Dass es aber auch anstrengend werden könnte, hatte sie sich so nicht vorgestellt. "Zum Glück habe ich feste Schuhe angezogen", sagte sie beim Versuch, ihren Sohn einzuholen.

Was für Kinder ein riesiger Abenteuerspielplatz ist, kann für Erwachsene zuweilen ermüdend sein. Der zehnjährige Steven wollte alles sehen. "Mama, dort waren wir noch nicht", sagte er, wenn man nicht jeden Stein der Burg ablief. Auch war ihm nicht entgangen, dass er erst einen der beiden Türme bestiegen hatte. Also wieder die zahlreichen Stufen hinauf, um oben für die Mühen des Aufstiegs belohnt zu werden: der Blick über Lörrach, die Wiese, die B 317 entlang bis nach Schopfheim und das Wiesental. Nur den Stall in Schopfheim, wo Steven sein Pony hat, konnte er mit bloßem Auge nicht sehen. Dennoch waren sich Steven und Joelle einig: "Es hat Spaß gemacht."

Maja Tolsdorf



BURGEN UND RUINEN

FÜR KNAPPEN UND BURGFRÄULEINS

Die meisten Burgruinen der Region sind frei zugänglich. Hier eine kleine Auswahl:

Emmendingen

Die Landeck bestand aus zwei Teilen. Der ältere wurde erstmals 1260 erwähnt. Im Jahr 1525 setzten aufständische Bauern die Burg in Brand, sodass heute nur noch die Ruine zu besichtigen ist. Aus dem 11. Jahrhundert stammt die Hochburg. Im Museum im Gewölbekeller bekommt man eine Vorstellung, wie sich das Burgleben abspielte.

- Infos: [TEL] 07641/452217, http://www.hochburg.de Museum von April bis Oktober, sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt frei;

Waldkirch

Hier laden die Kastelburg und die Schwarzenburg ein. Die Kastelburg stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist das Wahrzeichen der Stadt. Auf dem Weg zur Burg gibt es einen Ritterpfad. Dort sind acht lebensgroße Ritterfiguren aus Holz ausgestellt, die den Kindern den Weg zur Burg weisen. Von der Schwarzenburg sind nur noch wenige Überreste erhalten, dafür hat man einen schönen Blick über die Region.

- Infos zur Kastelburg: [TEL] 07681/ 19433, http://www.kastelburg-in-not.de

Bechtersbohl

Die mittelalterliche Ruine der Küssaburg liegt in Bechtersbohl in der Nähe von Schaffhausen. Bei gutem Wetter reicht der Blick über den Schwarzwald, den Hochrhein und den Aargau.

Sasbach

Die Ruine Limburg gibt einen guten Eindruck von den ursprünglichen Ausmaßen der mittelalterlichen Burg.

Freiburg

Direkt bei Freiburg liegt die Zähringer Burg aus dem 11. Jahrhundert. Imposant ist der erhaltene Rundturm aus dem 13. Jahrhundert. Die Burg wurde 1525 während des Bauernkriegs zerstört.

Selestat

Die Hochkönigsburg bei Selestat ist eine der größten Burgen der Region und ein Publikumsmagnet im Elsass. Die Burg wurde 1633 zerstört. Um 1900 begann man, sie zu rekonstruieren. Heute wird hier einfühlsam der Alltag der Burgbewohner des Mittelalters dargestellt.

- Infos zur Hochkönigsburg:

[TEL] 0033/388825060, http://www.haut-koenigsbourg.net täglich geöffnet.

Seelbach

In der Ortenau ist die Hohengeroldseck bei Seelbach immer wieder eine Attraktion für Kinder. 1260 wurde sie auf dem Schönberg oberhalb der Passstraße zwischen Lahr und dem Kinzigtal erbaut, 1688 von französischen Truppen zerstört.

- Einen Überblick über Burgen in ganz Europa gibt es zum Beispiel im Internet unter www. burgenwelt.de

INFOS ZUR BURG RÖTTELN

WANDERZIEL

Öffnungszeiten: Burgruine und Museum täglich 10 bis 18 Uhr (Mitte März bis Ende Oktober), November bis März nur sonntags von 11 bis 16 Uhr, bei Vereisung und/oder Schnee geschlossen. Führungen nach Absprache

([TEL] 07621/56494).

Die Anfahrt zur Burgruine ist von Lörrach-Haagen an ausgeschrieben. Auf einem großen Platz unterhalb der Burg gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten. Direkt an der Burg gibt es ebenso einen Grillplatz, den Burgbesucher und Wanderer nach Belieben nutzen können.

Die Burg Rötteln ist ebenso Etappenrastplatz für Westwegwanderer. Der Westweg führt von Basel bis nach Pforzheim. Die Burg Rötteln ist dabei ein markanter Punkt und markiert, vom Norden über Scheidegg kommend, das Ende des durchgängigen Waldgebietes. Wer etwas mehr Zeit und Lust am Laufen mitbringt, kann ebenso einen Spaziergang auf die Burg unternehmen. Zum Beispiel vom Grüttparkplatz (beim Campingplatz) ausgehend der Beschilderung im Grüttpark Richtung Haagen folgen und dort der Beschilderung zur Burgruine.

Besucher, die von der Autobahn aus Richtung Norden kommen, haben die Möglichkeit, nach der Ausfahrt Kandern/Rümmingen links abzubiegen und dort ihr Fahrzeug zu parken (Park-und-Ride-Parkplatz oder nach einigen Meter Waldparkplatz). Von dort führt sie der Fußweg zur Burg Rötteln direkt zum Ziel.

Auch ein Besuch der Evangelischen Kirche Rötteln (in Tumringen) lohnt sich. Sie diente einst als Grabkapelle der Burggrafen und beherbergt Skulpturen von Markgraf Rudolf III. und seiner Frau Anna von Freiburg aus der Zeit um 1400.
am Fr, 10. September 2004

Badens beste Erlebnisse