Gut festhalten

Sommerrodelbahn in Gutach

Und festhalten: Auf der Sommerrodelbahn in Gutach geht’s rasant zur Sache.

Bergauf und bergab im Schwarzwald geht es gewöhnlich nur beim Wandern oder Radfahren. Der Preis: einiges an Muskelkraft und viele Schweißtropfen. Doch heute haben wir uns aufgemacht, um genau das einmal ziemlich mühelos zu bekommen: Ziel des Familienausflugs ist die Sommerrodelbahn in Gutach.

Zum langsamen Eingewöhnen teilen wir unsere Vierergruppe auf, jeweils ein Erwachsener plus Kind steigt in den Rodel. "Haste Angst, Mama?" Hm. Ist die Bahn tatsächlich sicher? Das hatte ich Geschäftsführerin Pamela Groll vorher gefragt: "Es kam zwar in der Vergangenheit zu Unfällen", räumte Groll ein. "Aber wir haben letztes Jahr nochmals massive Änderungen vorgenommen", sagt Groll und zählt auf: Es wurde ausgeästet, die Sicht verbessert und eine komplette Videoüberwachung installiert, so dass die Betreiber über Lautsprecher eingreifen und die Bergauffahrt stoppen können. "Aber das Wichtigste ist unser automatisches Gurtschlusssystem, so dass sich die Rodler während der Fahrt nicht losschnallen können. Diese Maßnahmen haben die Sicherheit erheblich erhöht, so dass wir seit letztem Jahr keinen einzigen gravierenden Unfall mehr hatten."

Ein Finger piekst sich in meine Schulter: "Mama. Haste nun Angst oder nicht?" – "Bisschen." – "Dann brems einfach, wenn’s zu schnell wird", rät mein Sohn gönnerhaft. Das werde ich, verlass dich drauf. Doch erst einmal heißt es so weit wie möglich entspannen und genießen. Dank Liftsystem zuckeln wir gemütlich los, vor uns liegen erst einmal 300 Meter bergauf bis zur Bergstation. Wie ein Zug über Schienen läuft der Rodel mit gleichmäßigem, metallischem Klackern die Metallbahn erst unter einem Steintor durch, dann bergauf. Unter blauem Himmel sitzt oben auf dem Berg dunkelgrüner Tannenwald, rückt langsam und gemütlich näher.

Wir fahren über saftig grüne Wiesen, vorbei an blühenden Obstbäumen. Rechter Hand liegt die Schwarzwaldbobbahn, mit ihren insgesamt 1150 Metern Strecke. Ein Bob saust vorbei mit Menschen, die locker und entspannt aussehen. Wir klackern über einen Holzsteg und mit einem Mal geht’s so richtig steil bergauf, der Rücken wird gegen die Lehne gedrückt. Von rechts dringt lautes Gekreische von den Kreiseln ans Ohr, schwillt langsam wieder ab. Dort, wo für gewöhnlich der Magen sitzt, ist nun ein dicker Klumpen, der sich anfühlt wie die Steine im Magen des Wolfs im Märchen mit den sieben Geißlein. "Aaaaaaaah" schreit und kreischt es wieder von rechts, vorne im Blickfeld nimmt der Himmelanteil immer mehr zu und fast schon erleichtert stelle ich fest, dass wir endlich oben sind.

Ein Schild erklärt nochmals das Bremsen und Gas geben, dann sausen wir auch schon los. Kinderhaare flattern im Wind und vor der Nase. Warme Luft streift über die Haut und nachdem ich erleichtert feststelle, dass die Bremsen tatsächlich funktionieren, löst sich auch der Steinklumpen im Bauch auf.

"Wir fliiiiiiegääään", brüllt der Sohn. Zum Glück nicht, denke ich, aber tatsächlich fühlt es sich ein bisschen so an. Bei jedem Bremsen ruckeln wir vor und zurück, doch langsam werde ich mutiger. Wir sausen in eine Links-, dann in eine Rechtskurve, hinein in den Kreisel, mit grünen Netzen fürs Sicherheitsgefühl. Steil geht es hinunter, fast sieht es so aus, als würden wir direkt in den Tannenwald fahren, dann eine Kurve. Ein bisschen hüpfen wir in unseren Sitzen, haben die Dächer von Gutach im Blick und jagen über den Wiesenkurs, immer schneller und mutiger.

Schon längst hat sich der Steinklumpen im Magen gelöst, ist zum Schmetterling geworden und die Schreie verwandeln sich in Lachen. Dann sind wir fast am Ende, Blinklicht und Schilder ermahnen zum Bremsen. "Coooool. Nochmal Mama?". Aber klar, warum auch nicht?

Weitere Infos: Sommerrodelbahn Gutach, Singersbach 1, täglich 10-18 Uhr, eine Fahrt 3 Euro, sechs Fahrten 14 Euro, Kinder 2,50/11 Euro; Tel. 07831/965580 oder sommererodelbahn-gutach.de
von Anita Fertl
am Fr, 09. Juni 2017

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