Interview

Soulsänger Jan Dettwyler alias Seven übers Farben hören

BZ-INTERVIEW mit dem Schweizer Soulsänger Jan Dettwyler alias Seven / Konzert in Freiburg am Dienstag.

Funk trifft Soul und Pop. "4colors", das aktuelle Album von Jan Dettwyler alias Seven, ist ein berauschender Trip durch die Genre. Am Dienstag tritt der 39 Jahre alte Sänger im Jazzhaus Freiburg auf. Bernhard Amelung sprach mit dem Schweizer übers Farbenhören und das Verarbeiten von Schmerz.

BZ: Herr Dettwyler, was sehen Sie, wenn Sie die Augen schließen?
Dettwyler: Ich sehe nasse Wäsche in der Waschmaschine. Das Bild erinnert mich daran, dass ich sie rausholen und aufhängen muss. Ich bin gerade zum zweiten Mal Vater geworden, habe aber schon wieder vergessen, wie viel Wäsche ein Baby verbraucht.
BZ: Wie klingt dieses Bild für Sie?
Dettwyler: Ich assoziiere nicht mit jedem Bild einen Klang. Mein Gehirn vertont belanglose Dinge wie Wäsche nicht. Wenn ich dagegen Musik höre, bebildere ich das Gehörte im Kopf sehr schnell.
BZ: Wissen Sie, was Musiker wie Pharrell Williams, Frank Ocean und Lady Gaga gemeinsam haben?
Dettwyler: Sie sind Synästhetiker.
BZ: Sehen auch Sie Farben, wenn Sie Musik hören?
Dettwyler: Ich kopple musikalische Stimmungen mit Farben und Bildern. Das kommt einfach. Die Farben gehören bei mir zur Musik. Manche Melodien erinnern mich auch ans Meer oder eine Fahrt entlang einer Küste in einem Cabriolet.
BZ: Wie erklären Sie das Ihrer Band?
Dettwyler: Ich beschreibe mit diesen Bildern Stimmungen. Musik lässt sich zwar präzise notieren, trotzdem kann man sie auf unendlich viele Arten interpretieren. Ein Dirigent gibt doch zum Takt auch die Spielweise vor.
BZ: Worauf achten Sie beim Musikhören zuerst?
Dettwyler: Ich sitze sofort in der Musik drin. Je mehr sie als Soundtrack geeignet ist, desto mehr spricht sie mich an. Ich kann sie dann auch einfacher bebildern.
BZ: Ihr aktuelles Album heißt "4colors". Was war die Idee dahinter?
Dettwyler: Ich will immer zu viel, da ich schnell Langeweile habe. Ursprünglich wollte ich vier Alben mit vier unterschiedlichen Genres und Stimmungen schreiben. Diese habe ich zunächst auf die vier Farben Gelb, Blau, Rot und Violett aufgeteilt und jetzt in einem Album zusammengefasst. Dank dieser Aufteilung hatte ich die Freiheit, jedes Kapitel des Albums intensiv produzieren zu können.
BZ: Wie meinen Sie das?
Dettwyler: Ich konnte die Übergänge zwischen den Kapiteln kurz halten und hatte bereits die Geschichte zum Album.
BZ: Im Kapitel "Purple" zitieren Sie den Funkmusiker Prince. Was fasziniert Sie an ihm?
Dettwyler: Prince hat Crossover in jedem Bereich seines Schaffens getrieben. Er hatte nichts übrig für musikalische Regeln, hat diese aber immer mit so viel Stilsicherheit gebrochen, dass Neues entstanden ist. Musiker wie D’Angelo, Maxwell oder India Arie würden heute nicht so klingen, wenn Prince den Grundstein dazu nicht gelegt hätte.
BZ: Was verbinden Sie mit der Farbe Violett?
Dettwyler: Spielfreude und Körperlichkeit. Popmusik darf opulent sein. Das hat auch den Sound von Prince ausgemacht.
BZ: Vor welchem Hintergrund haben Sie den Song "Don’t Help Me" geschrieben, der die blaue Phase des Albums eröffnet?
Dettwyler: In diesem Song verarbeite ich eine Phase in meinem Leben, in der mich viele Dinge beschäftigt haben. Mir ging es nicht gut, ich konnte nur warten, und dieser Schwebezustand war unerträglich.
BZ: Was haben Sie dagegen getan?
Dettwyler: Nichts. Ich habe gelernt, dass es einem auch einmal schlecht gehen und dass man das auch zeigen darf. Ich trage keine Maske und zeige meine Gefühle offen.
BZ: Ist vor diesem Hintergrund Ihre Danksagung an den Schmerz, der Song "Thank You Pain", entstanden?
Dettwyler: Ja. Wir freuen uns zwar nicht über dieselben Dinge, aber jeder hat Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Der Schmerz macht einen guten Job und zeigt uns, was uns wirklich wichtig ist.

Konzert: Freiburg, Jazzhaus, Dienstag, 21. November, 20 Uhr.
Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.
von bame
am Sa, 18. November 2017

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