Speck, Kartoffeln oder Eier für ein Gemälde
F rüher war der heilklimatische Kurort Höchenschwand Prominenten wie Gunther Sachs vorbehalten. Heute ist jeder Gast im Hochschwarzwald willkommen. Etwa in der "Hirsch-Stube" im Kurhaus, wo man sich an den Spezialitäten der Region laben kann, in einer gemütlichen Atmosphäre, umgeben von ausdrucksstarken Gemälden des Landschaftsmalers Christian Gotthard Hirsch, die die Stimmungen der Region wiedergeben. Spätestens dann will der Besucher auch das Malerhäuschen kennen lernen: Im Haldenweg duckt sich das kleine Hirsch-Museum unter Tannenbäumen. Unwillkürlich geht man näher und betritt auch schon eine heimelige Stube, die Künstlerutensilien und faszinierende Bilder beherbergt. Der Raum gibt einem das Gefühl, als sei der Künstler eben nach draußen gegangen, um nach dem atemberaubenden Alpenpanorama zu sehen.
Nach den Bildern zu urteilen, muss Christian Gotthard Hirsch wieder und wieder in die Landschaft hinausgegangen sein, muss sie betrachtet, ja, fast inhaliert haben, um hinterher solche authentischen Werke entstehen lassen zu können. Die Holzdielen in dem von Hirsch in den 50er-Jahren erbauten Häuschen knarren, der Ohrenbackensessel und das Sofa laden dazu ein, es sich mit einem Buch gemütlich zu machen. Doch hierzu ist der Besucher, angeregt von den vielen Dingen ringsherum, viel zu aufgewühlt. Er bewundert viel lieber Krüge, Postkarten, Pinsel, Bücher, Töpfe, ein Täschchen der Mutter, Schwarzweißfotos sowie eine Staffelei im ehemaligen Atelier. In einem der Regale liegen Spazierstock, Lederhosen, Bergschuhe sowie eine Feldflasche - Rüstwerk, das von leidenschaftlichen Ausflügen in die Natur zeugt.
Das Einssein mit der Umgebung, das Farbenspiel und der Stimmungsreichtum der Landschaften begeisterten den Maler Hirsch sichtlich. Mit Herzblut hat er das Gesehene und Erlebte in Tempera- und Ölbilder oder Zeichnungen umgesetzt. Einmal schaut der Besucher über den Bodensee, ein anderes Mal wird er in ein Gletschergebirge hineingezogen: Auf einem Bild lässt der 1889 in Breslau Geborene ein Gewitter aufziehen, auf einem anderen eine gewaltige Schlucht klaffen. Immer hat der Betrachter das Gefühl, mittendrin zu sein. Imposant und auffallend ist der dramatisch weite Himmel, von dem die Landschaft dominiert wird: In den meisten Fällen nimmt dieser mehr als die Bildhälfte ein.
Als Christian Gotthard Hirsch aus seiner Heimat Schlesien vertrieben wurde, kam er in den Schwarzwald und wurde nach dem Krieg zusammen mit seiner Frau Gretel von dem Höchenschwander Arzt Wilhelm Bettinger gastlich in dessen "Höfle" in Aisperg aufgenommen. Die Umgebung dieses alten Bauernhauses sowie der beschaulichen kleinen Ortschaften ringsum, die ständig wechselnde Schönheit von Wolken und Licht, haben den Kunstmaler derart inspiriert, dass er das Tiefenhäuser Moor, Höchenschwand, die Alpenkette, die Küssaburg sowie Berge und Täler der Region völlig wirklichkeitsnah wiedergab. In dem kleinen Malerhäuschen können Besucher das künstlerische Schaffen dieses Mannes über mehrere Jahrzehnte anhand von rund 90 Arbeiten verfolgen: das älteste Bild stammt von 1915, dann gibt es verschiedene Skizzen, die Hirsch an der Front gefertigt hat, und die jüngsten Arbeiten sind aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die meisten Gemälde strahlen Ruhe aus, der Betrachter empfindet Geborgenheit und Stille beim Anblick dieser wirklichkeitsnahen Darstellung der Natur.
Christian Gotthard Hirsch nutzte das Wohnzimmer mit den großen Nordlichtfenstern sowohl als Atelier als auch als Ausstellungsraum. Er musste mit seiner Frau von seinen Arbeiten leben. So tauschte er Skizzen, Aquarelle oder Ölbilder gegen Speck, Kartoffeln und Eier. Christian Gotthard Hirsch, der inzwischen Ehrenbürger war, starb im Februar 1977. Er hatte ein einfaches, schwieriges Leben.
Sibylle Maxheimer
Hirsch-Museum Höchenschwand, Haldenweg 6, Mittwoch 15 bis 17 Uhr, Sonntag 10.30 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung; Infos unter [TEL] 07672/48190 oder im Internet unter http://www.hoechenschwand.de
Nach den Bildern zu urteilen, muss Christian Gotthard Hirsch wieder und wieder in die Landschaft hinausgegangen sein, muss sie betrachtet, ja, fast inhaliert haben, um hinterher solche authentischen Werke entstehen lassen zu können. Die Holzdielen in dem von Hirsch in den 50er-Jahren erbauten Häuschen knarren, der Ohrenbackensessel und das Sofa laden dazu ein, es sich mit einem Buch gemütlich zu machen. Doch hierzu ist der Besucher, angeregt von den vielen Dingen ringsherum, viel zu aufgewühlt. Er bewundert viel lieber Krüge, Postkarten, Pinsel, Bücher, Töpfe, ein Täschchen der Mutter, Schwarzweißfotos sowie eine Staffelei im ehemaligen Atelier. In einem der Regale liegen Spazierstock, Lederhosen, Bergschuhe sowie eine Feldflasche - Rüstwerk, das von leidenschaftlichen Ausflügen in die Natur zeugt.
Das Einssein mit der Umgebung, das Farbenspiel und der Stimmungsreichtum der Landschaften begeisterten den Maler Hirsch sichtlich. Mit Herzblut hat er das Gesehene und Erlebte in Tempera- und Ölbilder oder Zeichnungen umgesetzt. Einmal schaut der Besucher über den Bodensee, ein anderes Mal wird er in ein Gletschergebirge hineingezogen: Auf einem Bild lässt der 1889 in Breslau Geborene ein Gewitter aufziehen, auf einem anderen eine gewaltige Schlucht klaffen. Immer hat der Betrachter das Gefühl, mittendrin zu sein. Imposant und auffallend ist der dramatisch weite Himmel, von dem die Landschaft dominiert wird: In den meisten Fällen nimmt dieser mehr als die Bildhälfte ein.
Als Christian Gotthard Hirsch aus seiner Heimat Schlesien vertrieben wurde, kam er in den Schwarzwald und wurde nach dem Krieg zusammen mit seiner Frau Gretel von dem Höchenschwander Arzt Wilhelm Bettinger gastlich in dessen "Höfle" in Aisperg aufgenommen. Die Umgebung dieses alten Bauernhauses sowie der beschaulichen kleinen Ortschaften ringsum, die ständig wechselnde Schönheit von Wolken und Licht, haben den Kunstmaler derart inspiriert, dass er das Tiefenhäuser Moor, Höchenschwand, die Alpenkette, die Küssaburg sowie Berge und Täler der Region völlig wirklichkeitsnah wiedergab. In dem kleinen Malerhäuschen können Besucher das künstlerische Schaffen dieses Mannes über mehrere Jahrzehnte anhand von rund 90 Arbeiten verfolgen: das älteste Bild stammt von 1915, dann gibt es verschiedene Skizzen, die Hirsch an der Front gefertigt hat, und die jüngsten Arbeiten sind aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die meisten Gemälde strahlen Ruhe aus, der Betrachter empfindet Geborgenheit und Stille beim Anblick dieser wirklichkeitsnahen Darstellung der Natur.
Christian Gotthard Hirsch nutzte das Wohnzimmer mit den großen Nordlichtfenstern sowohl als Atelier als auch als Ausstellungsraum. Er musste mit seiner Frau von seinen Arbeiten leben. So tauschte er Skizzen, Aquarelle oder Ölbilder gegen Speck, Kartoffeln und Eier. Christian Gotthard Hirsch, der inzwischen Ehrenbürger war, starb im Februar 1977. Er hatte ein einfaches, schwieriges Leben.
Sibylle Maxheimer
Hirsch-Museum Höchenschwand, Haldenweg 6, Mittwoch 15 bis 17 Uhr, Sonntag 10.30 bis 12 Uhr sowie nach Vereinbarung; Infos unter [TEL] 07672/48190 oder im Internet unter http://www.hoechenschwand.de
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Fr, 10. Dezember 2004