Spuren im Schnee . . .

Die Natur-Rodelbahn in Saig-Titisee für rasante Abfahrten ist nicht nur am Tag ein Erlebnis.

K alte Ohren, heiße Wangen und mit einem Prickeln im Bauch durch den samtweichen Schnee rasen - das sind Winterfreuden auf zwei schmalen Kufen. Die Rodelbahn "Saig-Titisee" ist ein Paradies für alle Rodelfans. Auf 1200 Metern Länge zieht sich die Naturrodelbahn in rasanten Kurven nach unten in die Tiefe. Und das mit immerhin einem Höhenunterschied von 180 Metern.

Mitzubringen sind außer Mütze, Schal und Handschuh etwas Mut. Ein bisschen Mut nämlich kann jeder brauchen, der seinen Schlitten die lange Strecke hinuntergleiten lässt. Mit Füßen und Händen müssen die schmalen Kufen geschickt um die Kurven gelenkt werden; wer zu stark abbremst, braucht sich keine Sorgen zu machen, das nächste abfallende Bahnstück beginnt spätestens hinter der gerade bewältigten Kurve und schon nimmt der Schlitten wieder neue Fahrt auf.

Während alpine Wintersportler am Feldberg zwischen blauen, roten und schwarzen Pisten auswählen können und für Langläufer im Hochschwarzwald ein dichtes Loipennetz für alle denkbaren Konditionsstärken gespurt ist, gibt es für Rodelfans nur eine feste Anlaufstelle - und die liegt am Nordhang des Hochfirstes. Die Naturrodelbahn am Hochfirst wird immer wieder aufs Neue präpariert, nach Schneefällen ebenso wie nach den zahlreichen Schlittenfahrten. Denn wenn die Rodler sich längst an warme Orte verzogen haben, dann beginnt für die Männer des Bauhofs wieder die Arbeit.

Nach 23 Uhr gilt es für sie mit der Pistenwalze die ausgefahrene Piste wieder instand zu setzen. Bis zu zwei Stunden kann diese Arbeit in Anspruch nehmen, denn das Bremsen und die Lenkkorrekturen, die ja mit den Beinen erfolgen, hinterlassen tiefe Löcher in der Schneebahn. Diese gilt es zu beseitigen und aufzufüllen, damit es auch am folgenden Tag für die Rodelfans wieder einen ungetrübten Rodelspaß am Hochfirst geben kann.

Durch die weiße Nacht unter Sternen

Der pure Rodelspaß beginnt in 1040 Metern Höhe im Lenzkircher Ortsteil Saig. Über die Titiseestraße geht es in Richtung Saigerhöh' und beim Café "Alpenblick" liegt der Einstieg ins Rodelvergnügen. Um es unmissverständlich zu sagen: Wo es runtergeht, geht es auch wieder rauf, und zwar ohne Lift. Der schweißtreibende Aufstieg vor der nächsten Abfahrt hat seinen eigenen Reiz.

Per pedes gelangt der Schlitten samt seinem Besitzer wieder an den Start und bietet somit eine wunderbare Gelegenheit zum Austausch der Rodelerlebnisse mit Freunden. Und wenn die Puste ausgeht, bleibt man einfach stehen und bewundert die Lenk- und Driftkünste der anderen Rodler. Manchmal können 1,2 Kilometer Aufstieg recht kurzweilig sein.

Eines gilt es jedoch zu beachten: Die angebrachten Schilder stehen nicht zum Spaß im Schnee herum - während wir unseren Schlitten nach oben ziehen, kommen die anderen von dort. Bisher gab es noch keine Zusammenstöße. Das bilderbuchhafte Winterwetter haben Familien und Jugendliche in den vergangenen Tagen rege für ausgiebige Schlittenpartien genutzt. Mit lauten Schreien jagen Groß und Klein den Berghang hinab. Kleine Kinder sollten nur in Begleitung von Erwachsenen rodeln. Denn die Rodelbahn stellt schon einige Ansprüche ans Lenkkönnen der Schlittenfahrer. Noch im Jahre 1926 wurden auf der Naturbahn Deutsche Meisterschaften im Rodeln ausgetragen.

Die Nacht ist nicht allein zum Rodeln da - trotzdem, es lohnt sich: unter einem funkelnden Sternenhimmel in kalter Polarluft durch den weißen Traum zu gleiten. Das ist Romantik pur. Für eine sichtbare Fahrt sorgt das Flutlicht von 19 bis 23 Uhr. Dicke Winterkleidung und der Fußweg zum Start lassen die Rodler auch bei sehr kalten Temperaturen nur selten frieren.

Der Aufstieg unter sternenklarem Himmel ist schon ein Erlebnis für sich und wärmt die kalten Arme und Beine wieder auf - rechtzeitig vor der nächsten Rodelfahrt. Im Anschluss kann zum Ausklang des Rodelabends sicher in den Lokalen von Saig oder Titisee dann auch die kalte Nase bei einem Glühwein, heißen Grog oder Tee aufgewärmt werden - mit heißen Ohren, roten Wangen und vielleicht einem Prickeln im Bauch.

Ralf Morys

Naturrodelbahn, Saig-Titisee, Flutlicht von 19 bis 23 Uhr, Info unter [TEL] 07651/ 980428 und [TEL] 07653/68439 oder im

Internet auf der Homepage: http://www.titisee.de www.lenzkirch.de, http://www.schwarzwald.de

am Fr, 04. Februar 2005

Badens beste Erlebnisse