Neuanfang

Steinwasenpark übernimmt Löffinger Schwarzwaldpark

Der Steinwasenpark Oberried hat den Schwarzwaldpark in Löffingen übernommen und will ihn langfristig zu einer Art Safarierlebnis entwickeln. Im Mittelpunkt stehen die Tiger und Löwen des Raubtiertrainers Christian Walliser.

Der Schwarzwaldpark hat neue Besitzer: Familie Braun, die den Steinwasenpark in Oberried betreibt, übernimmt das komplette Areal mit Ausnahme des Hotels. Am Mittwoch wurde der Kauf besiegelt, am Donnerstag das Konzept für den neuen Schwarzwaldpark vorgestellt. Herzstück sind die Raubtiere von Christian Walliser, für die auf dem Gelände ein drei Hektar großes Gehege entsteht. Damit ist gesichert, dass die Großkatzen nicht länger Löffinger auf Zeit sind, sondern dauerhaft auf der Baar bleiben.

Die Vorgeschichte

"Ich bin total begeistert. Jetzt kann ich für mich und meine Tiere positiv in die Zukunft schauen", sagt ein deutlich erleichterter Christian Walliser. Für den Tiertrainer geht mit der Einigung zwischen dem bisherigen Schwarzwaldpark-Besitzer Ottfried Reichle und den Brauns eine monatelange Hängepartie zu Ende. Denn: Das Areal an der Löffinger Stadtsäge war mit 5000 Quadratmetern zu klein. Im August hatte Walliser aus diesem Grund drei Tiere abgegeben.

Dennoch blieb die Unterbringung auf dem Gelände nur eine Lösung auf Zeit. Mit dem Einzug in den neuen Schwarzwaldpark, unter der Leitung der Steinwasenpark Betriebsgesellschaft, finden die großen Katzen nun in Löffingen eine feste Bleibe. Und die turbulenten Zeiten, in denen der Schwarzwaldpark wegen ausgebrochener Bisons, ungepflegter Anlagen und zahlreichen Beschwerden unzufriedener Besucher für Schlagzeilen sorgte, sollen damit ebenfalls beendet sein.

Bis dahin war es ein langer und oft steiniger Weg: Viele Gespräche waren notwendig, Rückschläge mussten eingesteckt werden. "Seit Sommer vergangenen Jahres haben wir intensiv nach einer Lösung zum Wohle Wallisers, seiner Großkatzen und den Tieren im Schwarzwaldpark gesucht", sagt Fritz G. Ramsaier, Dezernent für Gesundheit und Versorgung im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald.

Sein Plan, den Schwarzwaldpark in eine von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" geführte Auffangstation für Großkatzen umzubauen, scheiterte nach etlichen Gesprächen. "Vier Pfoten" entschied, in die bereits bestehende Station in Rheinland-Pfalz zu investieren. "Also kam Plan B zum Tragen", sagt Ramsaier. Ein Käufer für den Schwarzwaldpark musste gesucht werden. Dass dieser mit Familie Braun gefunden wurde, ist zwei engagierten Löffingern zu verdanken.

Architekt Jürgen Köpfler und Georg Willmann luden Steinwasenpark-Geschäftsführer Rüdiger Braun im Januar nach Löffingen ein und stellten ihm ihre Idee vor: Der Steinwasenpark übernimmt den Schwarzwaldpark und Walliser zieht mit ihren Tieren in den Park ein. "Wir haben die Möglichkeiten gesehen, die der Park mit seinen 44 Hektar Fläche und der guten Verkehrsanbindung bietet", sagt Braun.

Kontakte zu Landratsamt und Ottfried Reichle wurden hergestellt. Nach drei Monaten mit "teils schwieriger Verhandlungen" konnten am Mittwoch nach fünfeinhalb Stunden beim Notar die Unterschriften unter die Kaufverträge gesetzt werden. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt – beide Seiten haben Stillschweigen vereinbart. Für Reichle ist das Kapitel Schwarzwaldpark beendet. Er nahm nicht an der Pressekonferenz teil.

Die Pläne

Keinen Hehl macht Rüdiger Braun daraus, dass sich der Schwarzwaldpark in keinem guten Zustand befindet. "Zurzeit putzen und entrümpeln wir." Die Wege werden instand gesetzt, so dass an Ostern Tierpark und Kinderspielland eröffnen können. Die Fahrgeschäfte seien nicht mehr für die Beförderung von Menschen geeignet, so Braun. "Sie werden alle abgebaut und durch Neue ersetzt." Wie diese aussehen sollen, sei noch nicht klar.

Hauptattraktion des neuen Schwarzwaldparks sollen ohnehin die Raubkatzen von Christian Walliser sein, der als leitender Tierpfleger tätig sein wird. Für die sieben Tiger und vier Löwen wird ein drei Hektar großes Areal angelegt. Es ist damit eines der größten, wenn nicht sogar das größte Raubtiergehege Europas. "Die Richtlinien für die Unterbringung von Großkatzen sind mit der Fläche weit übertroffen", erklärt Gesundheitsdezernent Ramsaier.

Die Boxen werden unterirdisch gebaut, keine Gitterstäbe stören so den Blick auf die Tiere. "Sie sind wie in freier Wildbahn zu erleben", erklärt Braun. Bei der Umsetzung berät mit Martin Straube ein Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere. Die Baugenehmigung wird bald beantragt, im Herbst soll das Gehege eröffnet werden. Neben Schaufütterungen wird Christian Walliser auch ein öffentliches Raubtiertraining anbieten.

Mittelfristig wird der Schwarzwaldpark zu einem Safarierlebnis entwickelt. Die Rotwildanlage soll in Art einer afrikanischen Savanne umgestaltet werden. Vom aufgemöbelten Seecafé aus sollen die Besucher den Blick auf exotische Tiere richten können.

Dazu gehören nicht nur Tiger und Löwen: Brauns schwebt vor, beispielsweise auch Zebras nach Löffingen zu bringen. "Nicht nur bei uns, sondern auch in Afrika gibt es Schnee. Tiere, die damit zurechtkommen, können wir uns im Schwarzwaldpark vorstellen", sagt Rüdiger Braun. Beheizte Ställe sollen das Übrige dazu tun, dass sich die Exoten im Schwarzwald wohl fühlen. Auch hier wird Wildtierexperte Straube beraten.

Für die Neuausrichtung wird personell aufgestockt. Neben Christian Walliser werden noch zwei Tierpfleger eingestellt. Patrick Hassler ist zukünftig für die kaufmännische und technische Betriebsführung in Löffingen zuständig. Auch ihm werden zwei bis drei Mitarbeiter zur Seite stellt. Brauns schaffen mit der Umgestaltung des Schwarzwaldparks eine Konkurrenzsituation in ihrer Firmengruppe ab – galt doch der Schwarzwaldpark mit seinem ähnlichen Angebot an Tieren bislang als Mitbewerber.

Als neues Tochterunternehmen aber mache eine ähnliche Ausrichtung keinen Sinn. "Mit Steinwasenpark, Hasenhorn-Rodelbahn, Skilifte am Notschrei und den Schwarzwaldpark, der seinen Namen behält, bieten wir verschiedene Attraktionen an", sagt Rüdiger Braun. Ein Kombiticket soll zukünftig den Besuch mehrerer Einrichtungen attraktiv machen.

Derzeit können sich die Raubtiere von Christian Walliser nicht vermehren, da entsprechend vorgesorgt wurde. Aber Gesundheitsdezernent Ramsaier schließt nicht aus, dass es in Zukunft Löwen- oder Tigerbabys geben könnte – Geburtsort Löffingen.

von Tanja Bury
am Do, 06. April 2017 um 19:53 Uhr

Badens beste Erlebnisse