Straßburg-Porträts in Malerei und Fotografie in Offenburg

OFFENBURG. Zwei künstlerische Schwergewichte mit Bezug zu Offenburg und der Ortenau haben sich einst eine Liebe geteilt: Straßburg. Der Maler Lothar von Seebach (1853 bis 1930) sowie der Fotograf Paul Wolff (1887 bis 1951) haben in ihrem jeweiligen künstlerischen Medium der geschichtsträchtigen, erfindungsreichen und schönen Metropole an der Ill ein Denkmal gesetzt. Das Offenburger Galeristenehepaar Simone und Ulrich Marx konfrontiert jetzt erstmals die beiden Straßburg-Liebhaber und ihr Werk in einer Ausstellung.

Lothar von Seebach, Meister der impressionistischen, naturalistischen und akademischen Malerei um die vorletzte Jahrhundertwende, stammt aus Fessenbach. Dort war seine Familie, die dem preußischen Militäradel angehörte, in Folge der Niederschlagung 1848er Revolution ansässig. Und zwar im Schlössle, das heute Verleger Hubert Burda gehört, und im Liebfrauenhof. In Straßburg hatte der begnadete Maler sein Atelier. Er liebte darüber hinaus die französische Lebensart, die in dieser zwischen Deutschen und Franzosen seit dem 17. Jahrhundert umstrittenen Stadt, gepflegt wurde. Er malte nicht nur die Porträts der Straßburger Bourgeoisie, sondern auch das ihrer Stadt. Zahlreiche Veduten sind so entstanden, von denen die Galerie des Ehepaars Marx in der Kittelgasse etliche für diese Ausstellungen als Leihgaben zur Verfügung gestellt bekam.

Diese Stadtansichten werden erstmals gemeinsam ausgestellt mit Schwarz-Weiß-Fotografien, die der junge Medizinstudent Paul Wolff um 1910 in Straßburg aufnahm und – selbstbewusst um die Qualität seiner Arbeit wissend – in einem Bildband herausgab. Paul Wolff, der 1887 in Mühlhausen im Elsass geboren wurde und 1908 sein Abitur am Großherzoglichen Gymnasium in Lahr, heute Scheffel-Gymnasium, abgelegt hatte, hing später den Arztberuf an den Nagel, um ein Pionier der Kleinbildfotografie im 20. Jahrhundert zu werden.

von Ralf Burgmaier