Kinointerview
Terry Gilliam über „The Man Who Killed Don Quixote“
Schon vor 18 Jahren ging Terry Gilliam (77), der einst die Komiker-Truppe Monty Pythons mitbegründete, nach zehnjähriger Vorbereitungszeit die Verfilmung von "The Man Who Killed Don Quixote" an. Das Projekt endete jedoch im Desaster. Nun hat sich der Regisseur solcher Kultfilme wie "Das Leben des Brian", "Brazil" und "12 Monkeys" erneut an den Stoff gewagt. Diesmal mit Erfolg. Markus Tschiedert traf Terry Gilliam auf dem Filmfest München.
Ticket: Nun haben Sie es geschafft. Aber wie oft waren Sie an dem Punkt, alles hinzuwerfen?
Gilliam: Ich weiß auch nicht, warum ich nicht auf die Leute gehört habe, die mir immer wieder sagten: "Vergiss ‚Don Quixote’ und widme dich anderen Dingen. Du wirst nie das Geld für den Film zusammenkriegen." Wahrscheinlich mag ich keine vernunftorientierten Leute (lacht). Ich war entschlossen und dachte dabei oft an Orson Welles, der auch einiges nicht auf die Reihe kriegen konnte. Ich will mich nicht mit Welles vergleichen, aber ein bisschen kam ich mir so vor.
Ticket: Ist es nun der Film geworden, von dem Sie vor über 25 Jahren schon geträumt haben, oder mussten Sie Abstriche machen?
Gilliam: Nein, es ist nicht der Film geworden, den ich mir vorgestellt habe, er ist sogar sehr viel besser geworden. Er ist das Resultat all dieser Jahre, in denen ich nochmals vieles überdacht und immer weiter versucht habe, den Stoff aufzufrischen. Irgendwann ist man es auch leid, das Skript wieder und wieder zu lesen. Dennoch blieb ich stets dran, neue Ideen einzubauen.
Ticket: Zum Beispiel?
Gilliam: Ideen, die auch halfen, den Stoff billiger umzusetzen. Die Hauptfigur Toby sollte ursprünglich ja in die 70er Jahre zurückreisen. Aber nun bleibt sie in der Gegenwart, und damit konnten wir eine Menge Geld einsparen, weil wir uns keine Gedanken darum machen mussten, Dinge wie Satellitenschüsseln oder Mobilfunkmasten zu entfernen, die es vor 40 Jahren noch gar nicht gab.
Ticket: 2002 entstand mit "Lost in La Mancha" sogar ein Dokumentarfilm über das Scheitern Ihres ersten Filmversuchs...
Gilliam: Deshalb ängstigt es mich jetzt auch ein bisschen, welche Erwartungen die Leute nun haben. Mein Kameramann Nicola Pecorini bemerkte das schon beim Drehen, als er mich fragte: "Terry, was ist los mit dir. So kennen wir dich gar nicht." Ich war wirklich besorgt, nicht fähig zu sein, die Leute nach über 25 Jahren Vorbereitungszeit noch zu interessieren.
Ticket: Den Kampf gegen die Windmühlen haben Sie gewonnen. Fühlten Sie sich wie Don Quixote?
Gilliam: Nein, nicht wie Don Quixote, ich bin eher Sancho Panza. Auch wenn viele denken, ich wäre ein Verrückter, bin ich im Grunde meines Herzens sehr sensibel. Verrückt war nur, die Obsession zu haben, diesen Film machen zu wollen. Wobei ich pragmatisch vorgegangen bin, als ich das nötige Geld einsammelte und überlegte, was wie umsetzbar ist.
Ticket: "Don Quixote" ist nicht das erste Projekt, das Ihnen Kopfschmerzen bereitete. Glauben Sie an eine Art Fluch?
Gilliam: Nein, überhaupt nicht. Das Filmgeschäft ist einfach nur hart. Bei Projekten, die mehr als zehn Millionen Dollar kosten würden, wird’s schwierig. "Don Quixote" kostete 16 Millionen Dollar, aber ich durfte auch schon mal 25 Millionen für einen Film ausgeben.
Ticket: In "Don Quixote" geht es auch darum, welchen Einfluss Filme auf Menschen haben und verändern können. Wie sehr liegt Ihnen dieses Thema am Herzen?
Gilliam: Wenn man jung ist, entwickelt man eine Weltansicht, die heute stark von Filmen geprägt wird. Heute sind es nur nicht mehr die Ritter des 12. Jahrhunderts, die Miguel de Cervantes inspirierten, "Don Quixote" zu schreiben, sondern Superhelden. Ich glaube, Filme haben längst Bücher ersetzt, um die eigene Fantasie freizusetzen. Filme sind also sehr verführerisch und können gefährlich sein. Genau damit wollte ich im Film spielen. von tsc
Gilliam: Ich weiß auch nicht, warum ich nicht auf die Leute gehört habe, die mir immer wieder sagten: "Vergiss ‚Don Quixote’ und widme dich anderen Dingen. Du wirst nie das Geld für den Film zusammenkriegen." Wahrscheinlich mag ich keine vernunftorientierten Leute (lacht). Ich war entschlossen und dachte dabei oft an Orson Welles, der auch einiges nicht auf die Reihe kriegen konnte. Ich will mich nicht mit Welles vergleichen, aber ein bisschen kam ich mir so vor.
Ticket: Ist es nun der Film geworden, von dem Sie vor über 25 Jahren schon geträumt haben, oder mussten Sie Abstriche machen?
Gilliam: Nein, es ist nicht der Film geworden, den ich mir vorgestellt habe, er ist sogar sehr viel besser geworden. Er ist das Resultat all dieser Jahre, in denen ich nochmals vieles überdacht und immer weiter versucht habe, den Stoff aufzufrischen. Irgendwann ist man es auch leid, das Skript wieder und wieder zu lesen. Dennoch blieb ich stets dran, neue Ideen einzubauen.
Ticket: Zum Beispiel?
Gilliam: Ideen, die auch halfen, den Stoff billiger umzusetzen. Die Hauptfigur Toby sollte ursprünglich ja in die 70er Jahre zurückreisen. Aber nun bleibt sie in der Gegenwart, und damit konnten wir eine Menge Geld einsparen, weil wir uns keine Gedanken darum machen mussten, Dinge wie Satellitenschüsseln oder Mobilfunkmasten zu entfernen, die es vor 40 Jahren noch gar nicht gab.
Ticket: 2002 entstand mit "Lost in La Mancha" sogar ein Dokumentarfilm über das Scheitern Ihres ersten Filmversuchs...
Gilliam: Deshalb ängstigt es mich jetzt auch ein bisschen, welche Erwartungen die Leute nun haben. Mein Kameramann Nicola Pecorini bemerkte das schon beim Drehen, als er mich fragte: "Terry, was ist los mit dir. So kennen wir dich gar nicht." Ich war wirklich besorgt, nicht fähig zu sein, die Leute nach über 25 Jahren Vorbereitungszeit noch zu interessieren.
Ticket: Den Kampf gegen die Windmühlen haben Sie gewonnen. Fühlten Sie sich wie Don Quixote?
Gilliam: Nein, nicht wie Don Quixote, ich bin eher Sancho Panza. Auch wenn viele denken, ich wäre ein Verrückter, bin ich im Grunde meines Herzens sehr sensibel. Verrückt war nur, die Obsession zu haben, diesen Film machen zu wollen. Wobei ich pragmatisch vorgegangen bin, als ich das nötige Geld einsammelte und überlegte, was wie umsetzbar ist.
Ticket: "Don Quixote" ist nicht das erste Projekt, das Ihnen Kopfschmerzen bereitete. Glauben Sie an eine Art Fluch?
Gilliam: Nein, überhaupt nicht. Das Filmgeschäft ist einfach nur hart. Bei Projekten, die mehr als zehn Millionen Dollar kosten würden, wird’s schwierig. "Don Quixote" kostete 16 Millionen Dollar, aber ich durfte auch schon mal 25 Millionen für einen Film ausgeben.
Ticket: In "Don Quixote" geht es auch darum, welchen Einfluss Filme auf Menschen haben und verändern können. Wie sehr liegt Ihnen dieses Thema am Herzen?
Gilliam: Wenn man jung ist, entwickelt man eine Weltansicht, die heute stark von Filmen geprägt wird. Heute sind es nur nicht mehr die Ritter des 12. Jahrhunderts, die Miguel de Cervantes inspirierten, "Don Quixote" zu schreiben, sondern Superhelden. Ich glaube, Filme haben längst Bücher ersetzt, um die eigene Fantasie freizusetzen. Filme sind also sehr verführerisch und können gefährlich sein. Genau damit wollte ich im Film spielen. von tsc
am
Fr, 28. September 2018
Info
The Man who Killed Don Quixote
Regie: Terry Gilliam
Mit Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro und anderen.
133 Minuten, frei ab 12 Jahren
Die Story
Regisseur Toby (Adam Driver) kehrt für einen Werbespot in jene spanische Region zurück, wo er als Student einen Film über Don Quixote drehte. Damals verpflichtete er den Dorfschuster (Jonathan Pryce), der sich seitdem für den echten Don Quixote hält und Toby nun für seinen zurückgekehrten Knecht Sancho Panza.
Autor: bz