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The Monochrome Set im Freiburger Räng Teng Teng

Prototyp einer Indie-Band: The Monochrome Set und ihre bewegte Geschichte.

Es war eine gute Zeit. Jeder, der sich traute, durfte, und es gab sogar kleine Plattenfirmen, die das Zeug veröffentlichten. 1978. In Großbritannien war schon die so genannte Post-Punk-Ära zugange, das New Wave Zeitalter hielt für jeden etwas bereit. Kunst-Studenten gründeten Bands. Ihre Herangehensweise war oft mehr einem Konzept geschuldet als der Musik, aber manchmal gab es auch richtig spannende Resultate wie im Falle von The Monochrome Set.

Die suchten sich die klassische Rock-Besetzung aus – zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug – um quasi Anti-Rock zumachen. Sie spielten auf Gitarren reduzierte Film-Musik, kreierten verdrehte Melodien und zuteilen absurde Texte, die Sänger Bid mit samtener Stimme vortrug und waren dabei cool wie nur wenige. Velvet Underground waren ein großes Vorbild, aber auch kleine Jazz-Sprengsel machten die Runde. Hüpfende Dreiertakte oder hibbelige Latin-Rhythmen sorgten für Leichtigkeit. Kein Wunder, dass der große Erfolg ausblieb. Die "Strange Boutique" (das Debut, 1978) war letztendlich zu seltsam, die "Liebes Zombies" (der Nachfolger) zu gespenstisch. Auf ihrem dritten Album "Eligible Bachelors" (1982) druckte die Band euphorische Kritiker-Zitate ab: "Best modern Pop-Band" stand da zum Beispiel auf der Plattenhülle, es roch nach Sarkasmus. Tatsächlich entpuppten sich The Monochrome Set als Prototyp einer Indie-Band und gelten seit jeher als eine der einflussreichsten Gruppen der neueren Pop-Geschichte.

Eine der schönsten Erzählungen hierbei handelt von The Smiths. Hätte Gitarrist Johnny Marr keine Monochrome Set Singles in Morrissey’s Platten-Sammlung gefunden, hätte es The Smiths womöglich nie gegeben. Kurz nach dieser Episode erschien noch ein Album der Band auf einem Major-Label, das aber floppte, trotz des chromblitzenden Designer-Rockabilly-Hits "Jakob’s Ladder". Der kanadische Lead-Gitarrist und Gründungsmitglied Lester Square, dazu der langjährige Bassist Andy Warren verließen Sänger und Hauptsongschreiber Ganesh Seshadri alias Bid.

Alsbald löste Bid die Gruppe auf, um sie in den 90ern mit Lester Square und Andy Warren zu reformieren. In Japan war er zu einem Star geworden. 2008 folgte mal wieder ein Reunion-Konzert, doch ein Schlaganfall, den Bid 2010 erlitt, legte den dritten Band-Frühling erst einmal auf Eis. "Spaces everywhere" das aktuelle zwölfte Album und dritte nach der zweiten Wiedervereinigung thematisiert die Vergänglichkeit des Daseins, ohne auf Verschrobenheit und Humor zu verzichten. Zwar geht es im Großen und Ganzen etwas ruhiger zu als früher, doch so ein Stück wie "Iceman" hätte auch in der legendären Phase als Single getaugt.

Überhaupt braucht die Gruppe nur ein paar Takte, um ihre ganz eigene Atmosphäre zu schaffen. Zwar wirkt alles ein wenig altersmilde aber The Monochrome Set bleiben immer noch unverwechselbar – auch auf der Bühne. Auf die Feststellung eines Interviewers, dass es für einen Künstler sehr schwierig sein müsse, das zu tun, was die Band tut, da das große Vermächtnis ja darunter leiden könnte, antwortete Bid in seiner ganz eigenen Art: "Für einen Künstler schon, sicher. Aber nicht so sehr für talentlose Bastards."

– The Monochrome Set: Live am Donnerstag 9. April, 21 Uhr, The Great Räng Teng Teng, Freiburg. Neues Album: Spaces Everywhere" (Tapete Records).
von Joachim Schneider
am Di, 07. April 2015

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