Theater

Thomas Ostermeier ist mit Anton Tschechows "La Mouette" zu Gast in Straßburg

Thomas Ostermeier ist mit "La Mouette" von Anton Tschechow zu Gast in Straßburg.

Er ist der "französischste" unter den deutschen Regisseuren: Thomas Ostermeier. Mit "Die Möwe" – auf Französisch "La Mouette" – hat er ein Stück des Russen Anton Tschechow im frankophonen Raum inszeniert. Mit der Produktion für das Theater in Vidy-Lausanne ist der Leiter der Berliner Schaubühne derzeit mit dem Drama auf Tournee. Vom 31. März bis zum 9. April ist sie im Straßburger Nationaltheater zu sehen.

Der erfolglose Schriftsteller Konstantin liebt Nina. Sie liebt seinen erfolgreicheren Kollegen Trigorin, später kurz Konstantin, aber letztlich nur ihren größten Traum: die Schauspielerei. Anton Tschechows Stück "Die Möwe" ("La Mouette") spielt auf dem Land im zaristischen Russland Ende des 19. Jahrhunderts. "Wenig Handlung, ein Pud Liebe", schreibt der Autor selbst über sein Stück; Pud ist eine alte russische Maßeinheit, die ungefähr 16 Kilogramm entspricht. Wie viel Liebe genau in "La Mouette" steckt, ist nicht zu beziffern: Schmerzen, Frustrationen und Missverständnisse in den zwischenmenschlichen Beziehungen stehen der Hoffnung auf Glück entgegen. Die Mischung aus Gefühlen und Enttäuschungen macht den Reiz der Geschichte aus, die Ostermeier nach Straßburg bringt – und ins 21. Jahrhundert.

Ostermeiers Erfolge in Frankreich haben unter anderem dazu geführt, dass er 2010 Präsident des Deutsch-Französischen Kulturrats wurde. "La Mouette" ist keine deutsche Aufführung, sondern eine französische mit dort heimischen Schauspielern. Oliver Cadiot hat das Stück für die französischen Darsteller übersetzt, an einzelnen Terminen bietet das Theater französische und deutsche Untertitel an.

Ostermeier und Cardiot haben darauf verzichtet, den historischen Kontext des Stücks zu rekonstruieren. Sie konzentrieren sich auf zeitgenössische Aspekte des Tschechow’schen Dramas. In Thomas Ostermeiers Adaption scheitern die Figuren zwar an der Liebe, aber nicht an der Kunst. Wie das auf der Bühne aussieht, kann sich das Publikum nach neun Aufführungen in Straßburg auch noch in Turin, Poitiers, Mulhouse und Paris anschauen.



Termine: Straßburg, "La Mouette", Nationaltheater, Salle Koltès, Premiere: Do, 31. März, 20 Uhr; weitere Aufführungen: 1., 2., 3., 5., 6., 7., 8. und 9. April; mehr Informationen, auch zu den Untertiteln, unter: ww.tns.fr/la-mouette
von Dorothee Soboll
am Do, 24. März 2016

Badens beste Erlebnisse