Kino-Interview
Tom Schilling über das Malen und den Donnersmarck-Film „Werk ohne Autor“
Mit 18 erlebte er seinen Durchbruch. Heute ist Tom Schilling doppelt so alt und gehört zu den renommiertesten Schauspielern des deutschen Films. Kaum bekannt ist, dass er von Zweifeln heimgesucht wurde. Nun erlebt man den Berliner als jungen Maler in "Werk ohne Autor", eine Chronik deutscher Gesellschafts- und Kunstgeschichte von Florian Henckel von Donnersmarck. Ein Film, der ihm die Augen öffnete. Warum, erzählt Tom Schilling im Interview mit Markus Tschiedert.
Ticket: Waren Sie sofort Feuer und Flamme, als Sie das Angebot bekamen, in Florian Henckel von Donnersmarcks neuem Film "Werk ohne Autor" mitzuspielen?
Schilling: Anfangs war ich mir vielleicht etwas unsicher, aber das ist dann gewachsen. Ich wusste zwar schon früh, dass ich das Rüstzeug für die Figur haben würde und ich dazu passen würde, aber die Größe dieser Geschichte habe ich erst später erfassen können. Das hat ein bisschen gedauert. Aber dann war ich versessen darauf und wollte die Rolle unbedingt spielen.
Ticket: Was meinen Sie mit Rüstzeug?
Schillling: Ich suche schon nach einem starken autobiografischen Unterbau, weil ich kein Schauspieler bin, der sich von außen steuert. Mit Manierismen, Kostümen und Spieltechniken fühle ich mich nicht wohl. Ich will mich hinter einer Rolle nicht verstecken, sondern spiele stets aus mir selber heraus. Wenn man böse wäre, würde man sagen, er spielt immer sich selbst.
Ticket: Ist das so?
Schilling: Natürlich nicht! Aber eine Rolle, die ich spiele, hat bestimmt viel mit mir zu tun. Je mehr, desto besser. Und bei "Werk ohne Autor" war es ganz konkret die Malerei. Denn ich wollte lange, lange Zeit Maler werden. Schauspieler bin ich nur aus Versehen geworden.
Ticket: Haben Sie sich mit dieser Rolle einen Traum erfüllt oder war es schmerzlich, weil Sie eben nicht das Leben eines Malers führen?
Schilling: Ich konnte durch diese Rolle meinen Frieden damit schließen. Lange Zeit hatte ich Tagträume und dachte, ich bin zu schüchtern für diese Filmwelt, und mir liegt das alles gar nicht. Wenn ich in einem schlechten Film mitgespielt habe, ist mir das sehr peinlich. In solchen Momenten habe ich geträumt, ich würde jetzt in meinem Atelier stehen und wäre nur für mich selbst und die weiße Leinwand, die ich füllen muss, verantwortlich.
Ticket: Schlimm, wenn man meint, im falschen Beruf zu sein.
Schilling: Seit "Werk ohne Autor" ist es aber genau andersherum. Als ich am Set stand, kam mir plötzlich der Gedanke: "Wie cool ist das denn! Ich kann sein, was immer ich sein möchte, sogar Maler." Das Großartige an der Schauspielerei ist, dass du dich die ganze Zeit immer wieder mit neuen Themen beschäftigen kannst und dafür auch frei bist. Das ist, als würde man ein Kurzstudium nach dem anderen absolvieren. Einfach ideal für mein Leben.
Ticket: Der Traum, ein großer Maler zu werden, ist also ausgeträumt?
Schilling: Vielleicht sollte sich das so fügen. Die Zeit, die ich in meiner Jugend fürs Zeichnen und Malen aufbrachte, war schon die Vorbereitung auf diesen Film, von dem ich damals noch nicht wusste, dass er irgendwann auf mich zukommt.
Ticket: Im Film kommt Ihr Talent dafür auch sehr gut rüber. Wie viele von den Bildern haben Sie tatsächlich selbst gemalt?
Schilling: Ich habe fotorealistische Bilder gemalt und weiß, wie sie entstehen. Die Bilder im Film stammen von Andreas Schön. Mit ihm habe ich viel Zeit in seinem Atelier in Düsseldorf verbracht. Eigentlich sollte ich nur zugucken, wie er malt.
Ticket: Sie haben auch Ihre Leidenschaft für die Musik entdeckt und mit Tom Schilling & The Jazz Kids Ihre eigene Band gegründet.
Schilling: Die Musik ist ins Hintertreffen geraten. Nachdem ich 2016 "Werk ohne Autor" abgedreht hatte, hatte ich mich völlig in die Musik hineingeworfen.
Ticket: Sie sind ja auch noch Familienvater. Wie kriegen Sie das überhaupt alles unter einem Hut?
Schilling: Meine Familie steht an erster Stelle. Ich hätte nichts dagegen, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben. Momentan kann ich mir den Luxus leisten, im Jahr nur ein bis zwei Filme zu drehen. Das genieße ich sehr, dass ich mich vier Monate auf eine Rolle vorbereiten kann.
von tsc
Schilling: Anfangs war ich mir vielleicht etwas unsicher, aber das ist dann gewachsen. Ich wusste zwar schon früh, dass ich das Rüstzeug für die Figur haben würde und ich dazu passen würde, aber die Größe dieser Geschichte habe ich erst später erfassen können. Das hat ein bisschen gedauert. Aber dann war ich versessen darauf und wollte die Rolle unbedingt spielen.
Ticket: Was meinen Sie mit Rüstzeug?
Schillling: Ich suche schon nach einem starken autobiografischen Unterbau, weil ich kein Schauspieler bin, der sich von außen steuert. Mit Manierismen, Kostümen und Spieltechniken fühle ich mich nicht wohl. Ich will mich hinter einer Rolle nicht verstecken, sondern spiele stets aus mir selber heraus. Wenn man böse wäre, würde man sagen, er spielt immer sich selbst.
Ticket: Ist das so?
Schilling: Natürlich nicht! Aber eine Rolle, die ich spiele, hat bestimmt viel mit mir zu tun. Je mehr, desto besser. Und bei "Werk ohne Autor" war es ganz konkret die Malerei. Denn ich wollte lange, lange Zeit Maler werden. Schauspieler bin ich nur aus Versehen geworden.
Ticket: Haben Sie sich mit dieser Rolle einen Traum erfüllt oder war es schmerzlich, weil Sie eben nicht das Leben eines Malers führen?
Schilling: Ich konnte durch diese Rolle meinen Frieden damit schließen. Lange Zeit hatte ich Tagträume und dachte, ich bin zu schüchtern für diese Filmwelt, und mir liegt das alles gar nicht. Wenn ich in einem schlechten Film mitgespielt habe, ist mir das sehr peinlich. In solchen Momenten habe ich geträumt, ich würde jetzt in meinem Atelier stehen und wäre nur für mich selbst und die weiße Leinwand, die ich füllen muss, verantwortlich.
Ticket: Schlimm, wenn man meint, im falschen Beruf zu sein.
Schilling: Seit "Werk ohne Autor" ist es aber genau andersherum. Als ich am Set stand, kam mir plötzlich der Gedanke: "Wie cool ist das denn! Ich kann sein, was immer ich sein möchte, sogar Maler." Das Großartige an der Schauspielerei ist, dass du dich die ganze Zeit immer wieder mit neuen Themen beschäftigen kannst und dafür auch frei bist. Das ist, als würde man ein Kurzstudium nach dem anderen absolvieren. Einfach ideal für mein Leben.
Ticket: Der Traum, ein großer Maler zu werden, ist also ausgeträumt?
Schilling: Vielleicht sollte sich das so fügen. Die Zeit, die ich in meiner Jugend fürs Zeichnen und Malen aufbrachte, war schon die Vorbereitung auf diesen Film, von dem ich damals noch nicht wusste, dass er irgendwann auf mich zukommt.
Ticket: Im Film kommt Ihr Talent dafür auch sehr gut rüber. Wie viele von den Bildern haben Sie tatsächlich selbst gemalt?
Schilling: Ich habe fotorealistische Bilder gemalt und weiß, wie sie entstehen. Die Bilder im Film stammen von Andreas Schön. Mit ihm habe ich viel Zeit in seinem Atelier in Düsseldorf verbracht. Eigentlich sollte ich nur zugucken, wie er malt.
Ticket: Sie haben auch Ihre Leidenschaft für die Musik entdeckt und mit Tom Schilling & The Jazz Kids Ihre eigene Band gegründet.
Schilling: Die Musik ist ins Hintertreffen geraten. Nachdem ich 2016 "Werk ohne Autor" abgedreht hatte, hatte ich mich völlig in die Musik hineingeworfen.
Ticket: Sie sind ja auch noch Familienvater. Wie kriegen Sie das überhaupt alles unter einem Hut?
Schilling: Meine Familie steht an erster Stelle. Ich hätte nichts dagegen, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben. Momentan kann ich mir den Luxus leisten, im Jahr nur ein bis zwei Filme zu drehen. Das genieße ich sehr, dass ich mich vier Monate auf eine Rolle vorbereiten kann.
von tsc
am
Fr, 05. Oktober 2018
Info
Werk ohne Autor
Regie: Florian Henckel von
Donnersmarck
Mit Tom Schilling, Sebastian Koch, Paula Beer, Lars Eidinger u. a.
188 Min., frei ab 12 Jahren
Die Story
In der jungen Bundesrepublik will sich Kurt Barnert (Tom Schilling) als Künstler behaupten, nachdem er aus der DDR fliehen konnte. Elizabeth (Paula Beer) ist die Liebe seines Lebens. Doch ihr Vater, Professor Seeband (Sebastian Koch), verachtet Kurt. Niemand weiß, dass er einst ein Nazi war, der für den Tod von Kurts Tante verantwortlich ist.
Autor: tsc