Rockband im Interview

Triggerfinger spielt zum ersten Mal im Jazzhaus

Das akustische Cover des Discohits "I Follow Rivers" machte Triggerfinger 2012 mit einem Schlag bekannt. Wobei sie ganz anders können, gelten sie doch als Belgiens lauteste Rockband.

Ein adretter Enddreißiger, mit graumeliertem Haar und Backenbart, schmalzt "I-I-follow…". Das Cover des Discohits "I Follow Rivers" der schwedischen Sängerin Lykke Li machte Triggerfinger 2012 mit einem Schlag bekannt. Lässig pfeifend und kaffeetassen-klingelnd spielten sich die Antwerpener in die Ohren eines breiten Publikums. Wobei sie ganz anders können, gelten sie doch als Belgiens lauteste Rockband. Andrea Schiffner sprach mit Sänger und Gitarrist Ruben Block, Bassist Paul van Bruystegem und Schlagzeuger Mario Goossens über Ihre neue Platte und die Tour, die sie nach Freiburg bringt.

BZ: Wie oft werden sie noch auf das "I will follow"-Cover angesprochen – und wie hoch ist der Nervfaktor?
Ruben Block: Nerven tut es nicht, dem Song haben wir eine größere Bekanntheit zu verdanken. Inzwischen kennen die meisten Leute unsere Musik und wissen, dass wir eher klassischen, bodenständigen Rock spielen.
BZ: Das erste Clubkonzert auf europäischem Festland spielen Sie Freiburg. Wie kommt es dazu?
Mario Goossens: Unser Booker Paul Bolton in England dachte wohl, es ist eine gute Idee, in der Mitte anzufangen. (lacht) Wir haben noch nie in Freiburg gespielt und sind gespannt.
BZ: Im Gepäck ist ihr neues Album mit Namen "Colossus".
Goossens: Es ist kolossal, ein großartiges Album! (lacht)
Block: Wir waren in Amerika, um es aufzunehmen, wie die vorherigen Alben auch. Dieses Mal sind wir allerdings mit Produzent Mitchell Froom ins Studio gegangen. Er hat unter anderem schon mit Paul McCartney, Suzanne Vega, Pearl Jam und Los Lobos gearbeitet.
BZ: War er ihre erster Wahl?
Block: Ja, wir hätten nie gedacht, dass er mit uns arbeiten möchte.
Paul van Bruystegem: Wir waren froh, als er uns Zu sagte. Vom ersten Treffen an waren wir auf einer Wellenlänge. Das war uns wichtig für eine gute Platte.
BZ: Das hört man dem Album an – es klingt nach jeder Menge Spaß. Spaß auch, zu experimentieren…
Goossens: Bei den früheren Alben sind wir sind mit fast fertigen Songs ins Studio gegangen, haben es quasi live eingespielt. Dieses Mal haben wir sehr viel ausprobiert und rumexperimentiert.
BZ: Stimmt – bisher hörte man größtenteils den klassischen Gitarre-Schlagzeug- Bass-Sound. Auf dem neuen Album sind Keyboards, Saxophon und jede Menge undefinierbare Instrumente zu hören.
Van Bruystegem: Ich habe das Omnichord für mich entdeckt...
Goossens: …und ich das alte Spülbecken des Nachbarn.
BZ: Ein Spülbecken?
Goossens: Ja, aus Edelstahl, damit kann man mit entsprechend platzierten Mikros an der Innenwand und Soundverzerrer einen wunderbar scheppernden Sound erzeugen.
Block: Wir haben viele neue Instrumente, Effekte und Feinheiten in unsere Songs eingebaut.
BZ: Dann darf man also gespannt sein, wie dieser neue Sound auf die Bühne kommt. Wie wird er live reproduziert?
Block: Es muss ja nicht alles zwingend eins zu eins auf die Bühne kommen. Wichtig ist, dass der Groove stimmt. Ich spiele zum Beispiel bei einigen Stücken einen zweiten Bass, zwar über den Gitarrenverstärker, aber dadurch kommt der Sound mit mehr Druck auf die Bühne. Und ich habe eine Ausrede, mir neben Gitarren auch noch Bässe zu kaufen. (lacht)
BZ: Also stimmt der nötige Druck – und woher kommen die ganzen Feinheiten?
Van Bruystegem: Für das Drumherum haben wir einen vierten Mann am Start. Unseren langjährigen Freund David Poltrock, er wird uns mit seinen Keyboards unterstützen. Er übernimmt sozusagen die elektrischen Jingle Bells.
BZ: Die elektrischen Jingle Bells sind neu – das schicke Outfit bleibt?
Goossens: Es ist alles eine Frage der Socken, schau, ich habe Herzchensocken an, das macht sexy! (zeigt sie lachend)
Block: Anzug und Krawatte sind unsere Arbeitskleidung. Sobald wir dies anziehen, ist Showtime. Zum Einstimmen hören wir gute Musik und spielen uns warm, dann wollen wir raus auf die Bühne. Das machen wir schon seit Jahren so.
BZ: Wie lange gibt es die Band schon?
Goossens: Mehr als 19 Jahre. Ich sah Rubens erstes graues Haar – und er meins.
Van Bruystegem: Es ist, als ob wir miteinander verheiratet sind. Wir sind wie ein altes Ehepaar, nur reden wir noch miteinander!
BZ: Sie reden miteinander und am Ende kommt gute Musik dabei raus.
Block: Das ist es, was uns antreibt: Wir wollen gute Musik machen – unsere Musik – und die Leute mitreißen.
von Andrea Schiffner
am Fr, 13. Oktober 2017 um 00:01 Uhr

Badens beste Erlebnisse